AERZTE Steiermark | Dezember 2017

cover Foto: EU-Kommission in Österreich/APA-Fotoservice/Tanzer „Health at a Glance 2016“. Offiziell sind sie dennoch nicht wirklich: „Die in diesem Bericht geäußerten Ansichten repräsentieren in keiner Wei- se die offizielle Meinung der Europäischen Union“, heißt es explizit im EU-Länderreport Österreich. Seltsam mutet es auch an, dass bei einer von zwei Vertretern der OECD- Abteilung für Gesundheits- politik mitgetragenen Presse- konferenz nicht die jüngsten von der OECD erhobenen Ge- sundheitszahlen vorgestellt wurden, auch wenn diese mit dem Bericht „Health at a Glance 2017“ bereits vor- liegen. Korrekte, aktuelle Zahlen Laut „Health at a Glance 2017“ gibt Deutschland innerhalb der EU den höchsten BIP- Anteil für Gesundheit aus: 11,2 Prozent. Es folgen Schwe- den und Frankreich mit 11,0 Prozent, die Niederlande mit 10,5 Prozent und dann gleich- auf Belgien, Dänemark und Österreich mit 10,4 Prozent. Der Vollständigkeit halber sei darauf hingewiesen, dass zwei europäische Nicht-EU-Länder – nämlich die Schweiz mit 12,4 Prozent und Norwegen – ebenfalls vor Österreich lie- gen. Bei den Gesundheitsaus- gaben pro Kopf innerhalb der EU liegt (kaufkraftbereinigt) Luxemburg voran, danach folgen Deutschland, Irland, Schweden, die Niederlande und Österreich. Öffentliche Gesundheitsausgaben In der Österreich-Pressekon- ferenz von EU- und OECD- Repräsentanten wurden Re- formvorschläge für das öf- fentliche Gesundheitssystem thematisiert. Es gab aber kei- ne Betrachtung der öffentli- chen Gesundheitsausgaben, obwohl die OECD-Statistik diese anführt. Auch hier liegt Österreich laut „Health at a Glance 2017“ mit 7,8 Prozent des BIP am 7. Platz innerhalb der EU. Deutschland, Schwe- den, Dänemark, Frankreich, die Niederlande und Belgien geben mehr aus, Großbritan- nien liegt nur einen Zehn- telpunkt hinter Österreich. Aber auch hier lohnt sich ein Blick auf mit Österreich ver- gleichbare Nicht-EU-Länder: Norwegen und die Schweiz investieren, gemessen am BIP, klar mehr in die Gesundheit als Österreich. Auch der Mythos, dass die USA wenig an öffentlichen Mitteln in die Gesundheit investieren, relativiert sich angesichts der OECD-Zahlen. Es sind um 0,7 Prozentpunkte mehr als in Österreich. Das hat natürlich mit der Obama- Reform zu tun, aber genauso viel oder noch mehr damit, dass die einzelnen Bundes- staaten teils sehr viel für die Gesundheitsversorgung aus- geben. Bei den öffentlichen Gesund- heitsausgaben pro Kopf im EU-internen Ranking liegt Luxemburg vor Deutschland, Schweden, Dänemark, den Niederlanden und Österreich. In beiden Tabellen liegen die Nicht-EU-Mitglieder Norwe- gen und die Schweiz vor Ös- terreich. Ziemlich weit vorne, näm- lich am 6. Platz innerhalb der 10 Ærzte Steiermark  || 12|2017 Ländervergleich Österreich – Dänemark Gesundheitsausgaben pro Kopf 5.227 5.205 Öffentliche Ausgaben pro Kopf 3.957 4.374 Private Ausgaben pro Kopf 1.270 831 Ausgaben in % des BIP 10,4 10,4 Öffentliche Ausgaben in % des BIP 7,8 8,7 Private Ausgaben in % des BIP 2,5 1,7 Durchschnittl. Lebenserwartung i. J. 81,3 80,8 Gesunde Lebensjahre 2015 (f/m) 58,1/57,9 57,6/60,4 Ärzte/1.000 Bevölkerung 5,1 3,7 Einkommen AM/Durchschnitt 2,7 2,7 Pflege/1.000 Bevölkerung 8,1 16,7 Arztbesuche pro Person 2015 6,6 4.4 MR-Untersuchungen/1.000 Bevölk. 55,0 82,1 Quelle: OECD Health OECD Employment Database, Eustat Gesundheitsexperten und Reprä- sentanten von EU und OECD prä- sentierten kürzlich ihre Analyse des österreichischen Gesundheits- systems. Dabei sparten sie auch nicht mit Ratschlägen für die Ge- sundheitsversorgung in Österreich. Betrachtet man die präsentierten Zahlen kritisch, kommt man nicht umhin, die Frage zu stellen, inwie- weit die Daten diese Schlussfolge- rungen tatsächlich stützen. Von rechts nach links: Matthias Schuppe, Experte der EU-Kom- mission, „State of Health in the EU“-Team, Michael Gmeinder und Michael Müller, Abteilung für Gesundheitspolitik der OECD, so- wie Marc Fähndrich, Wirtschafts- berater an der Vertretung der EU- Kommission in Wien. Ein Gesundheitssystem, mit dem Experten Österreich gerne vergleichen, ist das Dänemarks. Dänemark, so die oft gehörte Argumentation, macht viele Din- ge besser als Österreich. Auch die aktuell verfügbaren Zahlen zeigen allerdings, dass das kleine skandinavische Land sowohl bei den Gesundheitsausgaben als auch bei den Ergebnissen keine entscheidenden Vorteile gegenüber Österreich hat, in manchen Belan- gen sogar schlechter abschneidet: Bei fast gleichen Gesamtausgaben sind die öffentlichen Ausgaben in Dänemark klar höher. Im Gegen- zug ist die Lebenserwartung bei der Geburt in Dänemark etwas geringer. Bei den gesunden Lebens- jahren (ein Befragungsergebnis) haben die österreichischen Frauen und die dänischen Männer die Nase vorn – gravierende Unter- schiede gibt es nicht. Das Einkom- men der Allgemeinmediziner ist gleich, in Österreich gibt es mehr Ärzte, in Dänemark mehr Pflege- personal und MR-Untersuchungen.

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