AERZTE Steiermark | Dezember 2017

Foto: Shutterstock, Grafik Conclusio 9 Ærzte Steiermark  || 12|2017 martin novak Am 23. November dieses Jah- res war es wieder soweit: Ex- perten der EU-Kommission und der OECD veröffent­ lichten in Wien ihre Unter- suchung des österreichischen Gesundheitssystems und kri- tisierten, dass das System zu teuer und zu wenig effizient sei. Eine Erklärung wurde gleich mitgeliefert: „Eine Ur- sache für das Missverhältnis zwischen Kosten und Ergeb- nissen ist die starke Fokus- sierung auf Spitäler, die einen großen Kostenfaktor darstel- len, oder die Fragmentierung des Gesundheitssystems, die Mittels einer Grafik (unten), die über die APA verbreitet wurde, entsteht der Eindruck, dass Öster- reich bei den Gesundheitskosten unter den Top 4 liegt. Das gelingt durch zwei Kunstgriffe: Erstens werden Länder, die vor Österreich liegen, teils ausgelassen. Das fällt aber erst auf den zweiten Blick auf, wenn man auch die Zahlen vor den Ländern betrachtet. Außer- dem werden Industrieländer, die nicht zur EU gehören, überhaupt weggelassen, europäische wie Norwegen oder die Schweiz, und natürlich die außereuropäischen Staaten USA, Kanada und Japan. Völlig außer Acht gelassen werden die öffentlichen Gesundheitsausga- ben, ebenfalls von der OECD aus- gewiesen, die wieder ein anderes Bild zeichnen – siehe Seite 14. eine gemeinsame Planung der stationären und ambulanten Versorgung erschwert“, so die Presseaussendung. Das darf man natürlich so sehen. Die Zahlen aber se- lektiv und damit – ob vor- sätzlich oder fahrlässig sei dahingestellt – manipulativ zu präsentieren, ist aber nicht lege artis. Genau das geschah aber. Eine APA-Grafik lie- ferte ein Ranking der Kosten europäischer Gesundheits- systeme in Tabellenform mit. Österreich steht dort in der vierten Zeile, für den schnel- len Beobachter also am 4. Platz. Erst ein zweiter Blick zeigt, dass in der Tabelle, in der es um den prozentuellen BIP-Anteil geht, drei Länder und in der Pro-Kopf-Kosten- Tabelle zwei Länder, die vor Österreich liegen, ausgelas- sen wurden. Dafür wurden willkürlich Italien, Polen und Rumänien, drei Länder, die hinter Österreich und unter dem Durchschnitt liegen, an- geführt. Diese Grafik und die Positionen aus dem Pressege- spräch wurden von mehreren wichtigen österreichischen Zeitungen und dem ORF di- rekt übernommen. Alte Zahlen Die Zahlen und Schlussfolge- rungen, die unter der Flagge der EU und der OECD prä- sentiert wurden, entstammen dem Länderprofil Österreich aus der Serie „State of the Health“ der EU-Kommissi- on und rekurrieren auf Da- ten aus dem OECD-Report cover Gesundheitsausgaben in der OECD Prozentanteil am Bruttoinlandsprodukt 01. USA 17,2 02. Schweiz 12,4 03. Deutschland 11,3 04. Schweden 11,0  Frankreich 11,0 06. Japan 10,9 07. Kanada 10,6 08. Niederlande 10,5 09. Norwegen 10,5 10. Belgien 10,4  Dänemark 10,4  Österreich 10,4 13. Großbritannien 9,7 Quelle: Health at a Glance 2017 (OECD Health Statistics 2017), WHO Global Health Expenditure Database Pro-Kopf-Ausgaben in USD PPP (kaufkraftbereinigt) 01. USA 9.892 02. Schweiz 7.919 03. Luxemburg 7.463 04. Norwegen 6.647 05. Deutschland 5.551 06. Irland 5.528 07. Niederlande 5.385 08. Österreich 5.227 09. Dänemark 5.205 10. Belgien 4.840 11. Kanada 4.753 12. Australien 4.708 13. Frankreich 4.600 Bei den öffentlichen Gesundheitsausgaben pro Kopf liegt Luxem- burg vor Deutschland, Schweden, Dänemark, den Niederlanden und Österreich.

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