AERZTE Steiermark | Jänner 2018

22 ÆRZTE Steiermark  || 01|2018 SPITAL Foto: Fotolia, beigestellt Zentralisierung einen Vorteil: „Für die Qualität der Ausbil- dung ist es von Vorteil, wenn alle an einem Ort arbeiten.“ Kritische Worte findet Ärz- tekammer-Vizepräsident und Kurienobmann der Angestell- ten Ärzte, Eiko Meister: „Vor allem die Pflege hat Posten verloren. Bei der Ärzteschaft ist es zur Zusammenlegung von Abteilungen gekommen, die Konkurrenten waren. Das geht nicht friktionsfrei. Insge- samt ist ein Arbeitszuwachs an den restlichen verblei- benden Abteilungen zu be- merken.“ Auch auf die Anstaltslei- tungen haben Verbundgrün- dungen stets Auswirkungen: „Verbünde werden in der KAGes als ein LKH gesehen, stehen also immer unter einer gemeinsamen Leitung“, er- klären die beiden Vorstände. „Darunter hat noch nie ein KAGes-Mitarbeiter aufgrund U. JUNGMEIER-SCHOLZ Nur gut 19 Straßenkilometer liegen zwischen jenen beiden Krankenhäusern, die im Juni 1997 zum ersten Spitalsver- bund von ganz Österreich zu- sammengeschlossen wurden: Judenburg und Knittelfeld. In beiden Spitälern wurden bis dahin eine allgemeinchirur- gische und eine internistische Abteilung betrieben. „Das war schon vor 20 Jahren ineffizient, betrug die Fahrzeit zwischen den beiden Häusern doch auch damals schon nur circa eine Viertelstunde“, erklären die beiden KAGes-Vorstände Karlheinz Tscheliessnigg und Ernst Fartek. Nun gibt es die Interne in Knittelfeld und die chirurgische Abteilung in Judenburg. „Mit Hilfe des Verbundes konnten zusätzlich eine Neurologie und eine Un- fallchirurgie für die Region verwirklicht werden – für die Versorgung der Menschen im oberen Murtal also eine klare Effizienzsteigerung.“ Effizienz war das Leitmotiv bei der Gründung von Spi- talsverbünden: „Die Verbün- de hatten nie das Ziel, etwas billiger zu machen. Vielmehr ist es das Ziel der Verbünde, effizienter zu werden“, be- tont das KAGes-Führungs- duo. Ein weiterer Vorteil liegt in der Zentralisierung des Behandlungsangebotes und eines Verbundprojektes sei- nen Arbeitsplatz verloren. In Summe steigen auch in den Verbünden mittel- und lang- fristig die Mitarbeiterzahlen weiter.“ „Das Zusammenlegen der Leitungen führt vielleicht zu schlankeren Strukturen, die aber schlechter erreichbar sind“, gibt Vizepräsident Meis­ ter zu bedenken. „Wer glaubt, in einem Verbund f lache Strukturen vorzufinden, der irrt. Das Einbringen eige- ner Ideen wird schwieriger.“ Nur ein Facharzt Die Umstrukturierungen in Verbünden haben zur Folge, dass beispielsweise in Fürs­ tenfeld im Dienst nur mehr ein Facharzt für das ganze Haus zuständig ist. „Das kann im Grenzfall schwierig wer- den. Früher war zusätzlich noch ein Anästhesist ver- fügbar“, so der Fürstenfelder Spitalsärztevertreter Chris­ tian Haas. Früher heißt: vor somit Konzentration der Fäl- le auf spezialisierte Häuser, die sowohl positive Auswir- kungen auf das Know-how des Stammpersonals als auch auf die Qualität der Ausbil- dung haben. „Nicht friktionsfrei“ Zu Einsparungen ist es den- noch gekommen – in den verschiedensten Bereichen: Von Seiten der KAGes werden Synergien in patientenfernen Bereichen, von der Wäsche- auf bereitung bis zum Ein- kauf, von den Technischen Diensten bis zur Weiterbil- dung genannt. Auswirkungen haben sich jedoch auch im personellen Bereich ergeben. „Durch die Zusammenle- gungen der Gynäkologie und Geburtshilfe von Bruck und Leoben wurde ein Dienstrad eingespart“, erklärt Spitals­ ärztevertreter Roland Naglis, Gynäkologe am LKH Hoch- steiermark, Standort Leoben. Prinzipiell sieht er in der 20 Jahre Verbundenheit Acht Spitalsverbünde hat die Steiermark seit Jahresbeginn: Der österreichweit erste – Judenburg-Knittelfeld – ist auch Teil des frisch gegründeten Verbunds „LKH Murtal“. Zeit für eine Bilanz. „Die Verbünde hatten nie das Ziel, etwas billiger zu machen. Vielmehr ist es das Ziel der Verbünde, effizienter zu werden.“ Karlheinz Tscheliessnigg und Ernst Fartek

RkJQdWJsaXNoZXIy NDYwNjU=