AERZTE Steiermark | Februar 2018
14 ÆRZTE Steiermark || 02|2018 Foto: Peteris Apinis (WMA) MEDIZIN & ETHIK fünfmal behutsam aktualisiert. Das Gelöbnis „schützt die ethi- schen Prinzipien des medizi- nischen Berufs“ – relativ un- beeinflusst vom Zeitgeist und von modischen Strömungen, so heißt es in einem Papier des Weltärztebundes. Bei der jüngsten Adaption in Chicago wurde das Gelöbnis aber doch von seiner Gewich- tung her nicht unerheblich ver- ändert. Alle auf PatientInnen bezogenen Aspekte rückten an den Anfang und wurden erweitert. Vor allem die Be- tonung des Respekts vor der Autonomie und Würde der „Ich schwöre, Apollon den Arzt und Asklepios und Hygieia und Panakeia und alle Götter und Göttinnen zu Zeugen anrufend, dass ich nach bestem Vermö- gen und Urteil diesen Eid und diese Verpflichtung erfüllen werde …“, so beginnt der „Hip- pokratische Eid“, der Jahrhun- derte vor Christi Geburt for- muliert wurde, möglicherweise sogar vor der Geburt Hippo- krates‘, des berühmten Arztes des Altertums. Nicht nur die Einleitung klingt aus heutiger Sicht seltsam, auch Formulie- rungen wie „… auch werde ich den Blasenstein nicht operieren, sondern es denen überlassen, PatientInnen ist nun expliziter Bestandteil des Gelöbnisses. Der Text wendet sich aber auch ganz klar gegen ärztliche Selbstausbeutung und Überfor- derung: „Ich werde auf meine eigene Gesundheit, mein Wohl- ergehen und meine Fähigkeiten achten, um eine Behandlung auf höchstem Niveau leisten zu können“, lautet die Formulie- rung im Gelöbnis. Die Beziehung zu anderen Ärz- tinnen und Ärzten, auch künfti- gen, ist in der Neufassung deut- lich weniger hierarchisch und gleichzeitig weniger pathetisch deren Gewerbe dies ist …“ sind längst aus der Zeit gefallen. Was Medien nicht daran hindert, in Berichten über Ärztinnen und Ärzte immer wieder auf den „Hippokratischen Eid“ zu rekurrieren. Tatsächlich Grundlage der ärzt- lichen Ethik ist das Genfer Gelöbnis, auch Genfer Dekla- ration genannt. Sie wurde in der ursprünglichen Fassung von der Generalversammlung des Weltärztebundes (World Medi- cal Association) im Jahr 1948 – in Genf, wie schon der Name vermuten lässt – verabschie- det und in sieben Jahrzehnten Patientenautonomie bekommt mehr Bedeutung Der „Hippokratische Eid“ wird – auch wenn das Medien immer wieder hartnäckig behaupten – schon längst von keiner Ärztin und keinem Arzt mehr geleistet. Die weltweit gültige, maßgebliche ethische Grundlage ärztlichen Handelns ist seit 1948 das Genfer Gelöbnis. Jetzt wurde es (wieder) aktualisiert. In Chicago fand 2017 die Gene- ralversammlung des Weltärzte- bundes (World Medical Associa- tion) statt. Dele- gierte aus mehr als 50 Mitglieds- staaten nahmen teil. Österreich war durch den steirischen ÄK- Präsidenten und ÖÄK- Vizepräsidenten Herwig Lindner vertreten. Ein zentraler Punkt war die Neufas- sung des Genfer Gelöbnisses, des „modernen Hippokratischen Eides“.
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