AERZTE Steiermark | Februar 2018

ÆRZTE Steiermark  || 02|2018 43 Foto: Fotolia ANGESTELLTE ÄRZTINNEN UND ÄRZTE aufnahme und Krankenhaus (stationär) optimal zusam- menwirken. Kurzfristige Effekte sind, meint Meister, aber nicht zu erhoffen. Denn eine solche Systemänderung erfordere eine mehrjährige Lernphase (wie die Rettungsgasse), bevor es zu erkennbaren Effekten, vor allem finanziellen, kom- men könne. versorgungsanspruch sein. Allerdings: Die momentane Situation mit der seit mehr als 20 Jahren stagnierenden Ambulanzpauschale macht die aktuelle Lage aus Sicht der Kassen betriebswirtschaftlich attraktiv, auch wenn sie ge- samt- bzw. volkswirtschaft- lich teuer ist. Die immer hö- here Abgangsdeckung für die Spitäler trifft ja die Länder. Wie steuern? Dass die strömenden Patien- tinnen und Patienten gesteu- ert werden sollen, ist gesund- heitspolitisch weitgehend un- umstritten. Die große Frage ist aber das Wie. Eine der denkbaren Strate- gien ist „Gatekeeping“, mit der Hausärztin bzw. dem Hausarzt als „Filter“. Ver- schiedene Studien sehen aber unterschiedliche und nicht nur wünschenswerte Effekte – einerseits Kostenreduktion, andererseits geringere Pati- entenzufriedenheit, einerseits die geringere fachärztliche In- anspruchnahme, andererseits eine höhere Krankenhaus- Aufnahmerate. Eine andere Möglichkeit sind Zuzahlungen. Die These ist, dass sie zu einer geringeren Inanspruchnahme des Sys- tems führen, gleichzeitig könnten sie aber zu einer Ver- zögerung des Behandlungs- beginns führen. Die Welt- gesundheitsorganisation will differenzierte Selbstbehalte – nur für Leistungen, die nachweislich aufgrund der Versicherungsdeckung „un- gerechtfertigt zu viel in An- spruch genommen werden“. Die deutsche Praxisgebühr, die es von 2004 bis 2013 gab, blieb ohne Effekt. Die öster- reichische Ambulanzgebühr der Jahre 2001 bis 2003 schei- terte vor allem am hohen ad- ministrativen Aufwand. Über Dr. Google in die Notfallambulanz Dass viele Patientinnen und Patienten ohne Notwendig- keit Notfallambulanzen auf- suchen, betätigt auch eine Studie der deutschen Techni- kerkrankenkasse, die in den letzten drei Jahren durchge- führt wurde. Vier von zehn Notaufnahmepatientinnen und -patienten wären laut die- ser Studie dort fehl am Platz. Allerdings liegt das weder am Mangel an Alternativen noch an der fehlenden Informati- onsbereitschaft der Patien- tinnen und Patienten. Son- dern am Internet: Denn laut dieser Studie ist der Anteil der Notaufnahmebesucher unter denjenigen, die sich im Internet viel über Gesund- heitsthemen informieren, besonders hoch. 59 Prozent von ihnen suchten innerhalb der vergangenen zehn Jahre auf eigene Initiative – ohne Rettungswageneinsatz oder ärztliche Überweisung – eine Notaufnahme auf. Unter je- nen, die „Dr. Google“ weniger Relevanz beimessen, waren es nur 45 Prozent. Keine einfache Lösung Die Schlussfolgerung: Es gibt für das erhebliche Problem keine einfache Lösung. Eiko Meister führt daher ein zuzahlungsgestütztes und strukturelles Mischmodell ins Treffen, in dem Hausarzt, Pri- märversorgungseinrichtung, telefonärztliche Beratung, Ärztenotdienst oder Notarzt, Facharzt bzw. Facharztzen- trum, Ambulanz bzw. Not- Quelle: Ärztekammer Steiermark Lehrpraxis-Barometer Wie geht es der Lehrpraxis? Diese Frage wird heftig diskutiert. Im „Lehrpraxis-Barometer“ wird nicht diskutiert, sondern konstatiert. Gesamtzahl der Lehrpraxisstellen: 8 Zahl der geförderten Lehrpraxisstellen: 3 Anteil der geförderten Lehrpraxisstellen an der Gesamtzahl in Prozent: 48,00 % Stand: Jänner 2018 „Eine Systemänderung erfordert eine mehrjährige Lernphase (wie die Rettungsgasse), bevor es zu erkennbaren Effekten, vor allem finanziellen, kommen kann.“

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