AERZTE Steiermark | April 2018
ÆRZTE Steiermark || 04|2018 7 Fotos: Oliver Wolf, Elke Meister, Harry Schiffer, Furgler, Grafik: Konrad Lindner Die Grazer Kinderärztinnen und -ärzte haben ein faires Angebot gemacht. Um einen vernünftigen kinderärztlichen Notdienst am Wochenende zu realisieren, wollen sie eine vernünftige pauschale Abgeltung. Warum pauschal? Die Inanspruchnahme des Kinder-Notdienstes, so die Erfahrungen des letz- ten Jahres, schwankt saisonal sehr stark. Und es ist wohl kaum zu rechtfertigen, dass eine einzelne Ärztin, ein einzelner Arzt dieses Frequenzrisi- ko tragen muss. Vor allem wird es unter diesen Umständen vor allem in den erfahrungsgemäß schwächer frequentierten Monaten kaum gelin- gen, Ärztinnen und Ärzte dazu zu bewegen, auf ihr Wochenende zu verzichten, um KiMoNo- Dienst für 5 oder 7 Patientinnen und Patienten an einem ganzen Tag zu machen. Das würden wohl auch die eigenen Kinder, die auf Mutter oder Vater verzichten müssten, nicht verstehen. Oder Partnerin und Partner. Natürlich können Land, Stadt und Sozialversi- cherung auch sagen, sie wollen diesen kinderärzt- lichen Notdienst gar nicht. Das müssen sie dann aber nicht den Kinderärztinnen und Kinderärz- ten erklären, sondern in erster Linie den Eltern, die sich diese kinderärztliche Hilfe am Wochen- ende dringend wünschen. Denn eines muss man betonen: Für die begrenzte Anzahl der Kinderärztinnen und -ärzte ist es gar nicht so einfach, diesen Dienst über das ganze Jahr gewährleisten zu können. Wenn sie sich dann auch anhören sollen, dass ein maßvolles Honorar nicht angemessen ist, steigert das deren Motivation nicht. Dann werden viele am Wochenende lieber bei den eigenen Kindern bleiben. Denn die Arbeit in der eigenen Praxis unter der Woche darf ja unter den Wochen- enddiensten nicht leiden. Und diese „normale“ ärztliche Arbeit von Montag bis Freitag ist schon fordernd genug. Vizepräsident Dr. Norbert Meindl ist Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte. EXTRA Norbert Meindl KiMoNo: vernünftige pauschale Abgeltung STANDORTBESTIMMUNG Herwig Lindner AUVA, ÖKK und die Fragen ohne Antworten Die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt wird aufgelöst, wenn sie nicht 500 Millionen Euro pro Jahr einspart. Die Gebietskrankenkas- sen werden zu einer Österreichischen Kranken- oder, wie man heute gerne sagt, „Gesundheits-“Kasse zusammengefasst. Die Bauernkran- kenkasse, die schon einige Veränderungen hinter sich hat, kommt zur Gewerblichen-Krankenversicherung und Bundesbedienstete gehen mit den Eisenbahnern und dem Bergbau zusammen. Über allem gibt es noch einen Dach- vulgo Hauptverband. Das ist ein gesundheitspolitisches Leuchtturmprojekt der amtierenden Bundes- regierung. Die Antwort auf die Frage, was dieses Projekt mit der Sicherung und dem weiteren Ausbau unseres hochwertigen Gesundheitssystems zu tun hat, für die das Regierungsprogramm „Initiativen, die den Bedarf und die Bedürfnisse der Patienten, die Qualität der Versorgung sowie die Effizienz und Effektivität der Verwaltung in den Mittelpunkt des Handelns stellen“, gibt es nicht. Es geht um Geld und es geht wohl auch um Einfluss in den Sozial- versicherungsinstitutionen. Reformen sind nötig, das wissen wir. Das Auseinanderdriften der Leistungskataloge und der Tarife ist ein stetes Ärgernis für Patien- tinnen und Patienten bzw. Versicherte und natürlich auch für Ärz- tinnen und Ärzte. Dort wäre anzusetzen, der schleppende Harmo- nisierungsprozess muss an Tempo gewaltig zunehmen. Die paar Leistungen, die bisher angeglichen wurden, sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Es ist auch nicht einzusehen, warum Wahl- arztpatientinnen und -patienten bei einigen Sozialen Kranken versicherungen erbärmlich schlechte Rückersätze bekommen, bei anderen aber recht gute. Was hier aber stattfindet ist, dass auf ein Leistungsdefizit mit einer Bürokratiereform reagiert wird. Die noch dazu nicht so ausschaut, als würde sie zu weniger Bürokratie führen. Das ist wohl auch der Grund, warum Ärztinnen und Ärzte (und Ärztekammern) diesem angeblichen „Leuchtturm-Projekt“ skep- tisch bis ablehnend gegenüberstehen. Es geht um Leistungen und Rahmenbedingungen für gute – nein: bessere – Medizin. Es darf nicht um das Austauschen von Firmenschildern gehen. Genau der Eindruck, dass nur Organigramme umgezeichnet und wortreich erklärt werden, entsteht aber. Die gute Medizin wird aber nicht besser, wenn sie nur in der Programm-Präambel steht. Dr. Herwig Lindner ist Präsident der Ärztekammer Steiermark. DEBATTE
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