AERZTE Steiermark | Juli/August 2018

14 ÆRZTE Steiermark  || 07/08 | 2018 SERIE Arzt im besonderen Dienst sie als Kind gerne Zirkusar- tistin geworden. Oder auch Tierärztin. Die letztliche Ent- scheidung für die Human- medizin hat sie aber noch nie bereut: „Ich habe so viel über die Komplexität des Körpers gelernt – und das hat mich sofort fasziniert.“ Ihren in der Grazer Arztszene wohlbe- kannten Namen hat sie auf ih- rem Berufsweg auch manch- mal als Bürde empfunden; schließlich absolvierte sie ihr Studium unter dem Rekto- rat ihres Vaters. Widerstand bedeutet für sie aber stets zugleich Ansporn. „Klar gab es Vorurteile und die wird es immer geben. Aber ich kann nur mein Bestes geben und tagtäglich unter Beweis stel- len, dass ich mir alles selbst erarbeitet habe.“ Dieses ausgeprägte Durch­ haltevermögen – sie selbst be- zeichnet sich als stur – lässt er- ahnen, wie Smolle trotz ihres zierlichen Körperbaus einen Marathon bewältigen kann. Und zwar siegreich. Beim vor- jährigen Graz Marathon im Oktober kam sie als schnells- te Frau ins Ziel, und das als Hobbyläuferin ohne profes- sionelles Training. Als dann Zart – so lässt sich der erste Eindruck von Elisabeth Smolle beschreiben. Und zerbrechlich, läge da nahe. Doch auf die angehende Lungenfachä rz t i n pa sst eher das Epitheton „zäh“. Gerade eben ist sie einen Bergma rat hon gelau fen, bei dem sie österreichische Vizemeisterin geworden ist. Fünf Stunden bergauf, 44 Kilometer und 2.100 Höhenmeter. Drei Stunden davon, so Smolle, habe sie unheimlich gefroren. Durchgeha lten hat sie trotzdem. Mit 14 Jahren, mitten in ihrer Trainingszeit für Sportakro- der LTV Köf­lach Interesse an ihrer Mitgliedschaft bekun- dete, ging Smolle erstmals in einen Verein. Aber nur unter einer Bedingung: „Ich las- se mich nicht einteilen und brauche auch keinen Trai­ ningsplan. Für andere mag das passen, aber ich hätte ein Autoritätsproblem damit“, erklärt sie mit einem Augen- zwinkern. Einfach loslaufen E i n Ut ensi l hat je - doch Einzug in ihr Läu­ ferinnen-Leben gehalten: die Pulsuhr. Aber selbst die nutzt sie auf ihre individu- elle Weise. „Ich nehme mir nichts vor und schaue wäh- rend des gesamten Trainings nie darauf. Ich will mich nicht unter Druck setzen, ich gehe einfach vor die Haustüre und laufe los.“ Erst im Nachhinein sichtet sie die während des Laufens gesammelten Werte. Auch ihr Equipment bleibt bewusst einfach, Barfuß­ schuhe müssen es sein; das übrige Sportgewand wird bei einer Modekette für junge Menschen gekauft. „Laufen ist eine spartanische Sportart“, so ihre Überzeugung. Der Erfolg gibt ihr recht: Smolle wurde seit dem heuri- gen Frühjahr schon steirische Vizemeisterin im Crosslauf, Vizemeisterin im Berglauf, österreichische Vizemeiste- rin und steirische Meisterin beim Salzburg Marathon. Die 3 Stunden 13, mit denen sie in Graz gesiegt hat, sind längst batik, hat Elisabeth Smolle zu laufen begonnen. „Weil ich mir diesen Sport neben der Schule gut einteilen konnte.“ Keim der neuen körperlichen Ertüchtigung war zudem das Ergründen mentaler Mecha- nismen. „Es hat mich ein- fach interessiert, warum es so vielen Menschen schwerfällt, beim Laufen länger durch- zuhalten.“ Ihre Antwort da- rauf fiel relativ einfach aus: „Man muss nur üben, nach zwei Monaten geht es dann leicht.“ Als sie sich nach einer Meniskus-Operation mit 17 von der Sportakrobatik verab- schieden musste, wurden ihre Laufdistanzen immer größer, und als sie dann im Studium gleichgesinnte Sportbegeis­ terte kennenlernte nochmals. Statt Zirkusartistin Die Medizin lag ihr zwar von mütterlicher wie väterlicher Seite im Blut – trotzdem wäre „Ich laufe einfach los“ Lebensstiländerung statt Medikation, das ist das Heilmittel, das die Assistenzärztin und Marathon-Siegerin Elisabeth Smolle ihren Patientinnen und Patienten gerne verschreiben würde. Sich selbst verordnet sie Laufen in hoher Dosis. „Bewegung ist für mich ein Medikament.“ Elisabeth Smolle Für den LTV Köflach wurde Elisa­ beth Smolle heuer österreichische Bergmarathon- und Marathon- Vizemeisterin – mit einer persön­ lichen Bestzeit von 2:53:28.

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