AERZTE Steiermark | Juli/August 2018
ÆRZTE Steiermark || 07/08 |2018 25 Foto: Martin Novak HYGIENE & UMWELTMEDIZIN Fast 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer fanden sich Anfang Juni zur Jahrestagung der Österreichischen Gesell- schaft für Hygiene, Mikrobi- ologie und Präventivmedizin ÖGHMP im Messe Congress Graz ein. „Was bemerkens- wert ist: Immer mehr Jun- ge interessieren sich für das Thema Hygiene“, berichtet ÖGHMP-Vorstandsvorsitzen- de und Kongresspräsidentin Andrea Grisold, Professorin an der Meduni Graz. Ein Schwerpunkt der Tagung lag naturgemäß auf der Kran- kenhaushygiene, insbesonde- re den multiresistenten Erre- gern (MRE). Zwei Strategien im Umgang mit MRE – die Verhinderung der Übertra- gung sowie die Eliminierung durch neue Antibiotika – wurden diskutiert. Waffe Nummer eins gegen die Übertragung bleibt die konsequente Handhygiene; im Arbeitsalltag manchmal noch „stiefmütterlich behandelt“, so Grisold. „Erfahrungsge- mäß hilft dagegen Motivation wesentlich besser als Druck.“ Bewährt habe sich das flä- chendeckende Aufstellen von Dosierspendern ebenso wie regelmäßige Fortbildung zum Thema. Kurzum: jede Form der Erinnerung – denn kaum je- mand vernachlässigt die Hand- desinfektion aus bösemWillen. Klarer Zusammenhang Eine Studie der Wiener Hygieneexpertin Miranda Su- chomel hat ergeben, dass schon im medizinischen Curriculum die Bedeutung der Handhygie- ne viel zu wenig angesprochen wird. „Da kommen die jungen Ärztinnen und Ärzte ohne das nötige Basiswissen direkt ans Bett“, bedauert Grisold. „Aber bezüglich Handhygiene besteht nicht nur in Österreich Verbesserungsbedarf.“ Deut- sche Untersuchungen haben übrigens klar einen Zusam- menhang zwischen Hand- desinfektionsmittelverbrauch pro Kopf und der Häufigkeit nosokomialer Infektionen in den entsprechenden Kranken- hausabteilungen aufgezeigt. Die zweite Waffe gegen MRE sind spezielle neu entwickelte Antibiotika. Nach welchen Regeln diese bestmöglich ein- gesetzt werden sollen, war ebenfalls Thema der Jahres- tagung. Klar ist: Sie dürfen nur Patientinnen und Pati- enten verabreicht werden, die nachweislich mit einem MRE infiziert sind. Ein zukunftsweisender The- menschwerpunkt war der Einsatz antibakterieller Ober- flächen im Krankenhaus: in- wieweit sie der klassischen Flächendesinfektion überlegen seien und wann bzw. wie sie zum Einsatz kommen sollen, ob besser in Form von Kup- fer oder Kunststoffpolymeren. Bisher, so Grisold, sei die Stu- dienlage widersprüchlich. Wärme bringt Viren Umweltmedizinischer Ta- gungsschwerpunkt war das Neuauftreten und die zu er- wartende Verbreitung von Er- regern durch den Klimawan- del. So sind in den vergan- genen Jahren lokal – beson- Westnil am Neusiedlersee Um den Neusiedlersee, in Wien und Teilen Niederösterreichs sind bereits vereinzelt Infektionen mit dem durch Stechmücken über tragenen Westnilvirus oder dem Usutu-Virus bekannt. Brandaktuelle Informationen zu nosokomialen Infektionen, durch den Klimawandel neu auftretende Erreger sowie die erste österreichische KISS-Fortbildung waren Highlights der Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Hygiene, Mikrobiologie und Präventivmedizin in Graz.
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