AERZTE Steiermark | Juli/August 2018
34 ÆRZTE Steiermark || 07/08 | 2018 Fotos: Kanizaj, Creativ Collection FORSCHUNG STEIERMARK MEDIA BASED MEDICINE Bananenpflaster heilt An der Jacobs University Bremen wurde auf Initiative von Gastprofessorin Mubo Sonnibare die in Afrika propagierte Heilwirkung von Ba- nanenblättern und -schalen zur Wundbehandlung verifi- ziert. 70 desinfizierende oder adstringierende Inhaltsstoffe wurden gefunden. Pech für europäische PatientInnen: Über derartige Heilkräfte verfügt nur die bei uns nicht verkaufte Banane „Musa acuminata“. Quelle: derstandard.at , 6. Juni 2018 Täglich bekommen PatientInnen von den Medien neue „Sensationen“ aus der Welt der Medizin aufgetischt: Frisch publiziert Rho-Kinase Inhibition Ameliorates Dasatinib-Induced En- dothelial Dysfunction and Pulmonary Hypertension. Von: Fazakas, C; Nagaraj, C; Zabini, D; Végh, AG; Marsh, LM; Wilhelm, I; Krizbai, IA; Olschewski, H; Olschewski, A; Bálint, Z. Front Physiol. 2018; 9:537-537 [OPEN ACCESS] https://forschung.medunigraz.at/fodok/pub?id=29867576 Forscherinnen und Forscher der Grazer Medizinischen Universität publizieren regelmäßig in internationalen Journalen. Wir bringen jeden Monat aktuelle Beispiele. An der Med Uni Graz konnte gemeinsam mit KollegInnen des Forschungsverbundes BioTechMed-Graz und in en- ger Vernetzung mit Arbeits- gruppen an der Johannes Kepler Universität Linz und der Med Uni Wien ein völlig neuartiges Prinzip entwickelt werden, das künstliche Fett- moleküle zur Kontrolle von Zell- und Organfunktionen nutzt. Die Ergebnisse wurden im Journal Nature Chemical Biology veröffentlicht. „Die ursprünglich rein gene- tische Strategie (Optogenetik) ist mittlerweile um eine Reihe verwandter Technologien er- weitert worden. Insbesonde- re die Photopharmakologie, also der Einsatz von lichtkon- trollierten Pharmaka und die Optochemogenetik, bei der in bestimmten Körperzellen spezifische Sensitivität für pho- topharmakologische Interven- tion erzeugt wird, etablieren sich derzeit als neue biomedi- zinische Technologien“, erklärt Univ.-Prof. Mag. Dr. Klaus Groschner vom Lehrstuhl für Biophysik an der Med Uni Graz. Er forscht gemeinsam mit Mag. a Dr. in Michaela Lich- tenegger und Oleksandra Tiap- ko, Msc von der Med Uni Graz und PD Mag. Dr. Toma Glas- nov vom Institut für Chemie der Karl-Franzens-Universität Graz im Forschungsverbund BioTechMed-Graz. Neues Prinzip Das Team hat ein völlig neuar- tiges photopharmakologisches und optochemogenetisches Prinzip entwickelt: „Wir nut- zen künstliche, durch Licht steuerbare Fettmoleküle – so- genannte Photolipide –, um Zell- und Organfunktionen gezielt kontrollieren zu kön- nen“, erläutert Groschner. Untersucht wurden Moleküle der TRP-Ionenkanalfamilie. „TRP-Kanäle bestehen aus verschiedenen Proteinen, sind entwicklungsgeschicht- lich sehr alt und kommen schon in Hefezellen vor. Beim Menschen spielen sie in der Geschmackswahrnehmung sowie dem Temperatur- und Schmerzempfinden eine große Rolle“, erklärt Groschner. Die Grazer ForscherInnen konnten den Mechanismus der Lipidsensitivität der TRP- Kanäle aufklären und aus die- sem Wissen die Rezeptoren als Zielstrukturen für optische Interventionen etablieren. Die lipidempfindlichen TRP-Mole- küle werden sowohl im Gehirn als auch im Herz-Kreislauf- und Immunsystem exprimiert und können durch gezielte genetische Veränderungen zu einem höchstempfindlichen (Super-)Rezeptor für künst- liche Photolipide modifiziert werden. „Die erhaltenen Er- kenntnisse und die neu eta- blierte Technologie sollen nun zur Entwicklung von neuen Therapiekonzepten führen so- wie bei raschen, hocheffizi- enten optischen Screeningver- fahren in der Pharmakologie bzw. Arzneimittelentwicklung zum Einsatz kommen“, so Groschner. Weitere Informationen: Univ.-Prof. Mag. Dr. Klaus Groschner Gottfried Schatz Forschungs- zentrum, Lehrstuhl für Bio- physik, Medizinische Univer- sität Graz, Tel.: +43 316 385 71500 k laus.groschner@meduni- graz.at ht t ps://www.nat ure.com/ articles/s41589-018-0015-6 WissenschafterInnen der Med Uni Graz haben eine Methode zur Zellkontrolle mittels Licht entwickelt, die neue Therapiekon- zepte und Arzneimittelentwicklungen ermöglichen soll. Heilen mit Licht? Univ.-Prof. Mag. Dr. Klaus Groschner
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