AERZTE Steiermark | Juli/August 2018
6 ÆRZTE Steiermark || 07/08 | 2018 Eiko Meister Reformen: Am Anfang muss der Mensch sein Immerhin schon seit Februar gibt es eine offi zielle und österreichweite Einigung darüber, wie die (verpflichtende) Lehrpraxis ab 1. Juli 2018 gefördert und organisiert wird. 25 Prozent der Kosten übernimmt der Bund, je 32,5 Prozent tragen Länder und Gebietskrankenkassen, 10 Prozent die Lehrpraxisinhaber. Dieses Modell bedeutet eine gesicherte Förde- rung. Das ist gut. Aber drei Fördergeber machen das Management einigermaßen aufwendig – im alten System der freiwilligen Lehrpraxis gab es nur einen, den Bund. Das ist wohl auch der Grund dafür, dass die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft dieses Management zuletzt nicht mehr über- nehmen wollte – obwohl es urprünglich ganz danach ausgesehen hatte und es in den meisten Bundesländern auch so funktioniert. Ebenso wollte die GKK diese Rolle nicht einnehmen. Aber die Lehrpraxisausbildung ist zu wichtig, als dass sie fünf Minuten vor zwölf an Verwal- tungsfragen scheitern darf. Deswegen ist die Ärztekammer eingesprungen und übernimmt das Fördermanagement. Damit ist den jungen Kolleginnen und Kollegen genauso geholfen, wie den Lehrpraxisinhaberinnen und -inhabern, de- nen auch nicht zugemutet werden soll, (verspro- chene) Förderungen einzutreiben. Man kann darüber diskutieren, warum mit der Ärztekammer die personell bei weitem am bescheidensten ausgestattete Organisation das Management übernimmt. Man kann aber nicht darüber diskutieren, ob die Lehrpraxis gesichert werden soll. Sie ist ge- setzlich vorgsehen und sie ist immens wichtig – für die jungen Ärztinnen und Ärzte ebenso wie für die allgemeinmedizinische Versorgung. Da- rum ist die Ärztekammer auch eingesprungen und handelt: Lehrpraxis gerettet. Vizepräsident Dr. Eiko Meister ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte. INTRA KONT A Das UKH Kalwang war in seiner 104 Jahre alten Geschichte schon oft vom Zusperren bedroht, ob- schon es bereits vor seiner Übernahme durch die AUVA 1982 einen über die Grenzen hinausgehenden ausgezeichneten Ruf hatte. Dieser Ruf konnte durch konsequente Weiterentwicklung und Anpassung an moderne Anforderungen gesichert und ausgebaut werden. Das Haus verfügt neben moderner medizinischer Ausstattung über hochmotiviertes, hochqualifiziertes Personal. Das Erfolgsmodell gründet auf Kompetenz, Menschlichkeit und innovativer Führung. Seit 2007 wird das Haus regelmäßig von einem Expertenteam nach den Anforderungen der KTQ® geprüft – es gehört damit zu den ersten vollzerti- fizierten Häusern in Österreich und kam 2016 im Ranking unter die besten zehn im deutschsprachigen Raum. Fakten aus 2017: Die 2.100 Eingriffe pro Jahr vertei- len sich auf 600 arthroskopische OPs, 650 Endopro- thesen, 300 Osteosynthesen u. a.; 11.000 Patienten wurden ambulant, rund 3.000 stationär behandelt. 800 Wurzelblockaden erweitern das Angebot. Bereits seit zehn Jahren wenden wir bei Hüft-TEP den mi- nimal invasiven vorderen Zugang an, die Knie-TEP- Implantation erfolgt seit 15 Jahren navigiert. Aufgrund unseres Behandlungsspektrums und der geforderten OP-Zahlen wurden uns von der Ärzte- kammer fünf FA-Ausbildungsstellen zuerkannt. Die Aufregung der Ärzteschaft ist somit begründet, denn immerhin sprechen wir hier von der Wegratio nalisierung eines von der Belegschaft mit Herzblut entwickelten und gewachsenen Erfolgsmodells. Geht hier nicht mehr verloren als unterm Strich blei- ben wird? Und kann diese Versorgungslücke über- haupt gefüllt werden? Dieser Kommentar ist eine gemeinsame Stellungnahme der Ärzteschaft des AUVA UKH Kalwang zu den Befürchtungen einer drohenden Schließung im Zuge der Sozialversicherungsreform. Auch die steirische Spitalslandschaft erlebt Verände- rung n. Die Motive sind unterschiedlich. Es geht um Medizin, um G l und manchm l nur m den raschen politischen Erfolg. Im K rn geht es aber immer um s hr ernsthafte Din- ge: di medizinische Versorgung der Bevölkerung, Arbeitsplatzsicherheit für Mitarbeiterinnen und Mit- arb it r, die Zukunft d r ärztlichen Ausbildung, die wiederum die Grundlage dafür ist, dass es künftig ge- nug Ärztinn n und Ärzte für das ö entliche Gesund- hei swesen gibt. Es geht um Menschen. Menschen, die medizinische Hilfe brauc en nd nicht wissen, wo und in welcher Form sie diese Hilfe i Zukunft b kommen werden. Men chen, die als Är tinnen und Ärzte diese Hilfe geben können, aber nicht wissen, ob und wo sie die nö- tige Strukturen dafür habe werden. Am Ende aller Erklärungen findet ma dan immer wieder kurze Absätze, aus denen irgendwie hervorgeht, dass Leistungen nicht reduziert werden und jeder seine Arbeit behalten wird. Diejenigen, die sow it lesen, sind schon vorher alar- miert, machen sich Sorgen, haben sogar A st. Dann könn n sie infach nicht mehr glauben, was da am Ende zugesichert wird. Daher gehören diese Pu kte ganz an den Anfang gestellt, sie müssen sichtbar und glaubhaft die Aus- gangslage je er Diskus ion und jede Planung sein. Wir brauchen ein Planungsku tur, n der die Men- schen im Mit lpunkt eh n, damit sie sich nicht als Sch chfiguren fühle , die man eh nicht vom Brett stellt oder vielleicht doch. Dazu gehören auch eindeutige, unstrittige F kte , die allen Bete ligten z itgerecht zur Verfügung stehen. Oft wird aber ein bissch gezündelt, und wenn es dann zu brennen beginnt, hört man, dass es ja einen Fe erlösch r gäbe, den an notfalls hervorholen kön- ne. Das schafft Un uhe und Unfrieden. Bitte aufhören. Vizepräsident Dr. Eko Meister ist Obman der Kurie Angestellte Ärzte. Die Ärzteschaft des AUVA UKH Kalwang Systemimmanente Ignoranz eines Erfolgsmodells?
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