AERZTE Steiermark | Oktober 2018

ÆRZTE Steiermark  || 10 |2018 23 Foto: Fotolia, SALK/Wild&Team FORTBILDUNG anpeilen. Generell würden die sportlichen Aktivitäten, die Menschen unternehmen, eher überschätzt, aber: „Die Hauptsache ist, sie bewegen sich überhaupt, da will ich niemandem seine Lieblings- sportart madig machen.“ Eines konstatiert Niebauer allerdings: „E-Bike-Fahren ist kein Sport.“ Beim Golfen sei man zumindest ein paar Stunden im Freien und wer seinen Wagen selbst zieht, ist dabei körperlich aktiv. „Ich freue mich über je- den, der überhaupt draußen ist, weil man mit dem auch darüber reden kann, wie sich das Training noch steigern ließe.“ Denn der E r h a l t der ei- genen U n - F i t - n e s s f a l l e n o c h nicht in die Kate- gorie Trai- n i ng. „Wa s man auch den Pa- tientinnen und Patienten mit Herzkreislauferkrankungen, Bluthochdruck oder Diabetes klarmachen muss ist, dass der Sport, wenn er wie ein Therapeutikum wirken soll, in Häufigkeit und Intensität deutlich hochgefahren wer- den muss.“ Verantwortung des Staates Neben der Selbstverantwor- tung, die jeder und jede für den Körper trägt, mahnt Nie- bauer auch die Verantwor- tung des Staates ein: „Sport als Therapeutikum muss fi- nanziert werden – und nicht nur die Re- paraturkos-ten für Men- schen, die von der wich- tigsten Form der Prävention keinen Gebrauch machen! Wieso ist die sportärztliche Untersuchung selbst zu be- zahlen, wenn doch aktive Sportler der Gesellschaft nachweislich Behandlungsko- sten ersparen?“ Ein weiteres großes Anliegen ist Niebauer die Bereitstel- lung von Infrastruktur für jene, die Sport treiben wollen – auch für diejenigen mit einer Vorerkrankung. „Da braucht es Präventionszentren zum Trainieren, denn kaum ein Sportverein hat Sportange- Herzlichen Dank für den Artikel über meine künstlerische Tätigkeit, den ich in der veröffentlichten Form auch gegengelesen und freigegeben habe. Dabei ist mir ein Flüchtigkeitsfehler unterlaufen, der möglicherweise einen falschen Eindruck erwecken kann: Ich habe einige Jahre am Lehrauftrag für Allgemeinmedizin an der Universität Graz mitgewirkt. „Federführend“ war dabei allerdings der allzu früh verstorbene Kollege Dr. Michael Hasiba. SEINER mitreißenden und unermüdlichen Tätigkeit (und der seiner NachfolgerInnen) ist es zu verdanken, dass die Allgemeinmedizin an der KFU und der Medizinischen Universität immer einen Stellenwert besaß und dass wir nun einen Lehrstuhl für Allgemeinmedizin in Graz haben. Dr. Peter Gungl bote beispielsweise für By- pass-Operierte. Auch ist die ambulante Reha vergleichs- weise günstig und hat den Vorteil, dass dort im Idealfall lebenslänglich und wohnort- nah weitertrainiert werden kann, sofern im Anschluss an die Reha ein weiteres Ange- bot erfolgt. Beispielsweise in einem Präventionszentrum.“ Klar sei die medizinische Be- gleitung kostenintensiv – aber beileibe nicht so teuer wie die Reparaturmedizin. Nie- bauer war in Heidelberg einer der ärztlichen Begleiter einer Herzsportgruppe, die dreimal wöchentlich Fußball und ein- mal in der Woche Wasserrug- by gespielt hat. Dabei zeigte sich auch die Ausdauer der Betroffenen. „Wer nach einem Jahr noch dabei war, hat auch nach sechs Jahren noch mit- gemacht.“ Herzsport auf Rezept Die begleitenden universi- tären Studien konnten die Verbesserungen im Fettstoff- wechsel und die Verlangsa- mung der Progression der Herzerkrankungen auch wis- senschaftlich belegen. „Wa- rum gibt es bei uns nicht Herzsport auf Rezept? Und wann wird der Bewegungs- coach Teil der Diabetiker- schulung – analog zur ange- botenen Ernährungsberatung. Bei einer Verhaltensänderung braucht es Unterstützung – und die könnte in Präventi- onszentren unter ärztlicher Beteiligung geboten werden. „Aber diese Zentren sollten den Betroffenen nicht im Nachhinein eine Rechnung schicken, ganz im Gegenteil. Regelmäßiges Training sollte mit Bonuspunkten belohnt werden, schließlich sind wir im Grunde unseres Herzens noch Jäger und Sammler.“ Die Bonuspunkte könnten dann gesundheitsbezogene Erleichterungen bringen: Re- zeptgebührenbefreiung oder ein günstigerer Kranken- kassentarif fallen Niebauer spontan als mögliche Beloh- nungen ein. Es gibt nur eine Situation, in der Niebauer kei- nen Sport empfiehlt, nämlich im Krankheitsfall. „Geübte Sportler spüren das ohnehin sofort, wenn sie nicht fit ge- nug für ihre Trainingseinheit sind.“ Und dann heißt es nicht „Sport statt Arzt“, son- dern „Arzt statt Sport“. „Die körperliche Fitness der Durchschnittsbevölkerung ist mittlerweile so schlecht, dass sie sogar schon durch Zufußgehen oder durch Telefonieren im Stehen verbessert werden kann.“ Josef Niebauer

RkJQdWJsaXNoZXIy NDYwNjU=