AERZTE Steiermark | Oktober 2018

40 ÆRZTE Steiermark  || 10 | 2018 Fotos: Lunghammer, Creativ Collection FORSCHUNG STEIERMARK MEDIA BASED MEDICINE Haare riechen Sandelholz Die Keratinozyten in den Haar- wurzeln lassen sich durch Duftstoffe mit Sandelholznote stimulieren, fand der Bochumer Arzt Hanns Hatt heraus. In vitro konnte mit Brahmanol und Sandalore die Wachs- tumsphase von Haaren um 30 % verlängert werden. Eine Pilotstudie mit italienischen Patienten, die eine Sandalore- Lotion verwendet hatten, zeigte 17,5 % weniger Haaraus- fall als beim Placebo. Quelle: derstandard.at , 30.9.2018 Täglich bekommen PatientInnen von den Medien neue „Sensationen“ aus der Welt der Medizin aufgetischt: Frisch publiziert Influence of eukaryotic translation initiation factor 6 on non-small cell lung cancer development and progression. G antenbein, N; Bernhart, E; Anders, I; Golob-Schwarzl, N; Krassnig, S; Wodlej, C; Brcic, L; Lindenmann, J; Fink- Neuboeck, N; Gollowitsch, F; Stacher-Priehse, E; Asslaber, M; Gogg-Kamerer, M; Rolff, J; Hoffmann, J; Silvestri, A; Regenbrecht, C; Reinhard, C; Pehserl, AM; Pichler, M; Soko- lova, O; Naumann, M; Mitterer, V; Pertschy, B; Bergler, H; Popper, H; Sattler, W; Haybaeck, J. Eur J Cancer. 2018; 101:165-180 [OPEN ACCESS] https://forschung.medunigraz.at/fodok/pub?id=30077122 Forscherinnen und Forscher der Grazer Medizinischen Universität publizieren regelmäßig in internationalen Journalen. Wir bringen jeden Monat aktuelle Beispiele. Eine über das EU-Projekt „MyNewGut“ (www.mynew­ gut.eu ) geförderte Studie an der Med Uni Graz konnte wichtige Faktoren zwischen Darm und Hirn aufklären, die durch eine fettreiche Nah- rung aus dem Gleichgewicht geraten. Körper & Geist leiden „Vielen sind die Gesundheits- folgen einer sehr fettreichen Ernährung bekannt, doch nicht nur der Körper leidet an zu viel Fett, sondern auch der Geist“, sagt Univ.-Prof. Mag. Dr. Peter Holzer vom Lehrstuhl für Pharmakologie am Otto Loewi Forschungs- zentrum der MUG. Seine Arbeitsgruppe hat mit Kol- legInnen aus Belgien und Großbritannien die Auswir- kungen einer sehr fettreichen Ernährung auf das Darmmi- krobiom, den Hirnstoffwech- sel, das Neuropeptid-Y und das Verhalten untersucht. Gestörte Kommunikation Dazu erhielten Mäuse eine Diät mit einem Fettanteil von 60 %; die Kontrollgruppe be- kam nur 12 % Fett. „Nach acht Wochen Fettdiät hat- te sich auch das Verhalten der Tiere deutlich verändert“, beschreibt Dr. Ahmed M. Hassan. „Die Tiere hatten we- niger Interaktionen mit Art- genossen, vernachlässigten ihr Fell und verspürten wenig Lust, zuckerhaltiges Wasser normalem Wasser vorzuzie- hen: alles Anzeichen eines depressiven Verhaltens.“ Die nachfolgende Analyse ergab eine gestörte Kommunikation zwischen Darm und Hirn. „Zunächst konnten wir durch rDNA-Sequenzierung zeigen, dass eine fettreiche Ernäh- rung die relative Zusammen- setzung des Darmmikrobi- oms aus der Firmicutes- und Bacteroidetes-Bakteriengrup- pe verändert“, so Holzer. Eine Abnahme von Bakterien – Lachnospiraceae und Rumi- nococcaceae – wurde auch bei depressiven PatientInnen beobachtet. Diese mikrobiellen Ände- rungen gehen mit neuro- chemischen Störungen im Gehirn einher. Eine Metabo- lom-Analyse mit NMR-Spek- troskopie an der Universität Reading zeigte Änderungen des Gehirnstoffwechsels und der Signalübertragung. Zu- dem war die Expression des Neuropeptids-Y in bestimm- ten Gehirnarealen erniedrigt. „Diese Effekte weisen auf eine Störung der Gehirnfunktion hin, die das depressive Ver- halten nach einer Hochfettdi- ät erklären kann“, so Holzer. Da eine Behandlung mit An- tidepressiva und Antidiabe- tika keinen Einfluss auf das depressionsartige Verhalten der fettreich ernährten Mäu- se hat, scheint eine spezielle Interaktion zwischen Nah- rungsfaktoren, Darmmikro- biom und Gehirnfunktion zu bestehen. Daher sollte bei psy- chiatrischen Erkrankungen auf die Qualität der Ernäh- rung und die Zusammenset- zung des Darmmikrobioms geachtet werden. Weitere Informationen: Univ.-Prof. Mag. Dr. Peter Holzer, Lehrstuhl für Phar- makologie, Otto Loewi For- schungszentrum, Medizi- nische Universität Graz Tel.: +43 316 380 4305 peter.holzer@medunigraz.at ht t ps://www.tand fon l i ne. com/doi/full/10.1080/102841 5X.2018.1465713 WissenschafterInnen der Med Uni Graz haben herausgefun- den, dass sich eine fettreiche Ernährung negativ auf die Psyche auswirkt. Die Ergebnisse wurden in „Nutritional Neuroscience“ publiziert. Junk Food: Depression durch fettreiche Ernährung Univ.-Prof. Mag. Dr. Peter Holzer

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