AERZTE Steiermark | Oktober 2018

6 ÆRZTE Steiermark  || 10 | 2018 Eiko Meister Ärztinnen und Ärzte wollen Information Immerhin schon seit Februar gibt es eine offi­ zielle und österreichweite Einigung darüber, wie die (verpflichtende) Lehrpraxis ab 1. Juli 2018 gefördert und organisiert wird. 25 Prozent der Kosten übernimmt der Bund, je 32,5 Prozent tragen Länder und Gebietskrankenkassen, 10 Prozent die Lehrpraxisinhaber. Dieses Modell bedeutet eine gesicherte Förde- rung. Das ist gut. Aber drei Fördergeber machen das Management einigermaßen aufwendig – im alten System der freiwilligen Lehrpraxis gab es nur einen, den Bund. Das ist wohl auch der Grund dafür, dass die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft dieses Management zuletzt nicht mehr über- nehmen wollte – obwohl es urprünglich ganz danach ausgesehen hatte und es in den meisten Bundesländern auch so funktioniert. Ebenso wollte die GKK diese Rolle nicht einnehmen. Aber die Lehrpraxisausbildung ist zu wichtig, als dass sie fünf Minuten vor zwölf an Verwal- tungsfragen scheitern darf. Deswegen ist die Ärztekammer eingesprungen und übernimmt das Fördermanagement. Damit ist den jungen Kolleginnen und Kollegen genauso geholfen, wie den Lehrpraxisinhaberinnen und -inhabern, de- nen auch nicht zugemutet werden soll, (verspro- chene) Förderungen einzutreiben. Man kann darüber diskutieren, warum mit der Ärztekammer die personell bei weitem am bescheidensten ausgestattete Organisation das Management übernimmt. Man kann aber nicht darüber diskutieren, ob die Lehrpraxis gesichert werden soll. Sie ist ge- setzlich vorgsehen und sie ist immens wichtig – für die jungen Ärztinnen und Ärzte ebenso wie für die allgemeinmedizinische Versorgung. Da- rum ist die Ärztekammer auch eingesprungen und handelt: Lehrpraxis gerettet. Vizepräsident Dr. Eiko Meister ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte. INTRA KONT A Sehr kritisch kommentiert der Hauptverband der Sozial- versicherungsträger die geplante Konzentration der Kran- kenversicherungen. Wir bringen einen kleinen Auszug aus der Stellungnahme zum Gesetzesentwurf im Rahmen des parlamentarischen Verfahrens: Ein gut funktionierendes Sozialversicherungssystem ist ein notwendiges, stabiles Fundament einer Gesellschaft und Voraussetzung für eine nachhaltige, erfolgreiche Ent- wicklung. (…) Vor diesem Hintergrund ist klar: Jede Re- form braucht präzise Ziele. Auch wenn das politische Ziel „nur“ eine Strukturreform ist, müssen am Ende des Tages für ALLE Menschen in Österreich bessere Leistungen und Services herauskommen. (…) Dem Gedanken der Selbst- verwaltung entsprechend müssen sich die Menschen als Beteiligte wiederfinden. Ein gutes Leistungsniveau kann bekanntermaßen im Gesundheitswesen nur mit attrak- tiven Bedingungen für Vertragspartner erreicht werden. Die Sozialversicherung bekennt sich zu einer Weiterent- wicklung des SV-Systems und zu sinnvollen strukturellen Weiterentwicklungen. In der Gesundheitsreform hat die SV als Reformmotor agiert und bereits im Jahr 2010 mit dem Masterplan Gesundheit die entscheidende Initiative gesetzt. Ausgehend von der Vision eines längeren, selbst- bestimmten Lebens bei guter Gesundheit sieht die Ge- sundheitsreform statt einer institutionell ausgerichteten Steuerung und Finanzierung eine patientenorientierte Versorgung vor, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht. An einer verbesserten, intensiveren Bürgerbeteiligung arbeiten die Sozialversicherungsträger laufend. (…) Alle Veränderungen müssen am Nutzen für die Versicherten gemessen werden. Alle Maßnahmen müssen aufeinan- der abgestimmt und in einem Gesamtkonzept über alle Sparten, Träger und Systempartner der Sozialversiche- rung einheitlich designed und umgesetzt werden. Mit der konkreten Ausgestaltung der Organisationsveränderung durch das SV-OG werden diese substanziellen inhalt- lichen Ziele aber nicht erreicht: Die Reduktion der dem öffentlichen Gesundheitswesen zur Verfügung stehenden Geldmittel, die Reduktion der Aufgaben des Dachver- bandes, die Dezimierung der Anzahl der hochqualifi- zierten und engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die ständig wechselnde Leitung des Dachverbands durch das Rotationsprinzip führen zu einer maßgeblichen Schwächung des Gesamtsystems der sozialen Sicherheit. Die vorgesehene übermäßige Staatsaufsicht ist ein verfas- sungswidriger Eingriff in die Selbstverwaltung. Die Kolleginnen und Kollegen in d n steirischen Kran- kenhäusern wissen sehr gut, dass struktur lle V rän- derung n, „Reform n“ genannt, vielleicht nicht immer nötig, aber doch unvermeidl ch sind. Veränderu g gehört in d r Medizi zum täglichen Brot. Es gibt laufend neue wissenschaftliche Erkennt- nisse, die sich auch fortwährend in der ärztlichen Ar- beit niedersch ag n. Die Medizin des 21. Jahrhund rts kann n cht n Struk- ture des 19. Jah hunderts geleistet werden. Auch das verstehen wir Ärzti nen und Ärzte sehr gut. Was unsere Kolleginnen und Kollegen ber auf die Pal- me bringt, ist mangel d Information. Wenn das Ge- fühl aufkommt, Spielbal von Verwaltung und Politik zu sein, dann führt das zwangsläufig zu Widerstand. Diese Intransparenz gibt es nämlich in der Medizin nicht. Hier stehen Daten und Fakt n offen zur Verfü- gung, alles darf hinterfragt werden. D kann ch die Ges ndheitsverwaltung und politik ein Beispiel daran n hmen: Off nzul gen, w lche Fak- ten und Überlegu n de Planungen zugrunde liegen, ist eine wichtige vertrauensbildende Maßnahme. Dazu kann s auch gehören (das gibt es auch in der Medizin) etwas noch nicht zu wisse , etwas nur zu vermuten. Es ist, das kann ma schon v rst hen, nicht immer ganz einfach, mit offenen Karten zu spielen und „Herr- sch ftswissen“ preiszugeben. Das macht angreifbar, das füh t zu einer off nen Diskussion, das provoziert De- batten, das i icht b quem. Aber um Bequemlichkeit darf es auch nicht gehen. Es geht um die Schaffung von V trauen. Das kann aber niemals blind sein. Es muss auf überzeugenden Argu- m nten basieren. Hie muss es dri gen e Umdenken eben. Der Stil, mit Informationen zu geizen, sie zu spät oder gar nicht herausgeben, macht einfach nur zornig. Vizepräsident Dr. Eiko Meister ist Ob an der Kurie Angestellte Ärzte. Stellungnahme des Hauptverbandes zum Sozialversicherungs-Organisationsgesetz Substanzielle inhaltliche Ziele werden nicht erreicht …

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