AERZTE Steiermark | Oktober 2018
ÆRZTE Steiermark || 10 |2018 7 Fotos: Oliver Wolf, Elke Meister, Harry Schiffer, Grafik: Konrad Lindner Wir waren uns von Anfang an ziemlich sicher, dass der neue steirische GKK-Vertrag auch die Zustimmung des Hauptverbandes der Sozialver- sicherungsträger finden wird. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Der neue Vertrag bringt zwar substanzielle Verbesserungen, aber er ist in keiner Weise übertrieben und spie- gelt nur die positive wirtschaftliche Entwicklung der steirischen GKK wider, die erfolgreich aus ihrem Tief herausgefunden hat. Dem gegenüber steht eine Krise: Immer schwie- riger war es in der letzten Zeit, Kassenplanstellen zu besetzen. Ärztinnen und Ärzte wollten sich (und ihre Patientinnen und Patienten) immer we- niger den Einschränkungen des Kassensystems aussetzen, auch wenn das mit Kosten und Ri- siken verbunden ist. Es war also notwendig zu reagieren, um die Versorgung im Rahmen des sozialen Kranken- versicherungssystems nicht komplett in Frage zu stellen. Es kann einfach nicht sein, dass 150 Jahre nach Schaffung dieser Errungenschaft alles zu Ende geht. Das hat man auch in der Politik und in der Zentrale des Hauptverbandes erkannt. Die Konsequenz: Alle Gremien im Hauptverband haben den steirischen §2-Gesamtvertrag mit al- len Verbesserungen geprüft und genehmigt. Die wirklich gute Nachricht für steirische Ärz- tinnen und Ärzte: Der Vertrag betrifft das Jahr 2018, die Regelungen treten daher rückwirkend mit 1. Jänner 2018 in Kraft. Damit ergeben sich auch signifikante, finanzielle Verbesserungen. Und die werden nicht irgend- wann spürbar, sondern noch in diesem Jahr. Davon werden alle Kassenvertragsärztinnen und -ärzte etwas haben. Diesen Weg gehen wir beharr- lich weiter, um der Kassenmedizin wieder den nötigen Stellenwert zu geben. Vizepräsident Dr. Norbert Meindl ist Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte. EXTRA Norbert Meindl Grünes Licht für den neuen Kassenvertrag STANDORTBESTIMMUNG Herwig Lindner Was wirklich zählt, ist Diagnostik und Therapie Viele zweifeln zwar daran, aber die Bundesregierung hat ein klares Ziel formuliert: Die Zusammenlegung und Konzentration der Krankenversicherungen soll große Verbesserungen für die Patientinnen und Patienten bringen. Allen Skeptikern den Wind aus den Segeln zu nehmen, geht ganz einfach. Diese Verbesserungen müssen rasch bei den Patientinnen und Patienten ankommen. Die „zusätzliche Milliarde“ von der immer gesprochen wird, ist nur eine Überschrift in Presseaussen- dungen, Zeitungsartikeln, Facebook-Postings und YouTube-Videos. Der Vorstand der Österreichischen Ärztekammer hat das in einer Resolution sehr klar formuliert: „Die Österreichische Ärzteschaft fordert ein klares Bekenntnis der Bundesregierung dafür, dass dieses Geld rasch und unmittelbar in unser Gesundheits- system fließen soll: für mehr Ressourcen, für mehr Leistungen an die Patienten. Und für mehr Geld für die wohnortnahe Versorgung. Nur mit diesem Ziel hat die Zusammenlegung auch einen Sinn für die Menschen in unserem Land. Es geht also darum, ganz klar zu sagen, was genau besser werden soll. Und es geht darum, dafür auch einen exakten Fahrplan vor- zulegen. Dafür sind Presseaussendungen, Postings und kurze Parlaments- reden sicher nicht die richtigen Formate. Aber drei A4-Seiten sollten reichen, um diese substanziellen Verbesserungen Punkt für Punkt aufzulisten. Das wäre redliche Gesundheitspolitik, die sich tatsächlich an den unmittelbaren Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten sowie der Ärztinnen und Ärzte orientiert, die gute Medizin für ihre Pati- entinnen und Patienten machen wollen, die sich um das Wohl der Menschen in den Wartezimmern, Ambulanzen und Stationen Tag für Tag sorgen. „Strukturen“ und Gremien sind ihnen ziemlich gleichgültig. Ein „Sozialversicherungs-Organisationsgesetz“ ist nur ein Wort für sie. Für sie zählen die Verfügbarkeit von Diagnostik-Werkzeugen und Therapiemöglichkeiten. Das ist auch das, was für die Patientinnen und Patienten zählt. Egal ob es 20 Versicherungen oder nur eine gibt. Dr. Herwig Lindner ist Präsident der Ärztekammer Steiermark. DEBATTE
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