AERZTE Steiermark | November 2018

14 Ærzte Steiermark  || 11 | 2018 serie Arzt im besonderen Dienst harte Schule, in der jedes Mo- tiv vor dem Fotografieren ge- zeichnet werden musste. „Ich bin eigentlich kein Zeichner“, gibt Schalk zu. Auch wenn er heute die Motive nicht mehr vorab aufs Zeichenblatt bringt, ist ihm die strenge Bildkom- position in Fleisch und Blut übergegangen. Gewerbe ohne Meister Nach der Kefermarkter Aus- bildung befand sich die Fo- tografie wieder so im Fokus von Andreas Schalk, dass er auch noch einen Meisterkurs begonnen hat. Als das Foto- grafieren jedoch zum freien Gewerbe erklärt wurde, spar- te er sich die Meisterprüfung und meldete sein Gewerbe einfach an. Schließlich hätte er sich ja neben seinem Brotberuf als Kinderarzt auf die Prüfung vorbereiten müssen, womit zeitliche Engpässe vorpro- grammiert gewesen wären. In das Kinderarzt-Dasein ist Schalk mehr oder min- der „hineingestolpert“, wie er selbst es ausdrückt. Schon die Studienwahl des geborenen Mürzzuschlagers fiel noch schwankenden Herzens und im Laufe des Studiums, als ihm bewusst wurde, „wie sehr die Medizin meines ist“, favorisierte er die internis- tischen Fächer. „Nur nichts Chirurgisches.“ Schalk entwi- ckelte großes Interesse an der Intensivmedizin, „weil sie die „Ziel- und planlos durch Städ- te streifen“ – so könnte man Andreas Schalks Passion be- schreiben. Aber hinter dem Ziel- und Planlosen steht eine klare Absicht, denn Schalk ist in seiner Freizeit Streetfo- tograf und komponiert seine Sujets wohldurchdacht. Ist die Stadt fremd genug – wie etwa Tokyo –, hält er das Exotische fest, fährt er zum x-ten Mal nach Wien, nimmt er sich da- für ein Thema vor. Das kann ein gegenständliches Motto wie „Einkaufstrolleys“ sein oder aber auch ein gestalte- risches wie „Schatten“. „Ich will den einzigartigen Moment festhalten“, erklärt er. Seine Fotos zeichnen sich oft durch das Zusammen- spiel verschiedener Ebenen aus, die dem eigentlich doku- mentarischen Charakter des Fotos auch etwas Surreales verleihen. Schalk nutzt dabei gerne Reflexionen und po- sitioniert auch sein eigenes Spiegelbild bewusst. In seiner Fotokunst erweist er sich als Purist: Nachbearbeitet wird so gut wie nie, allenfalls ver- kleinert er den Ausschnitt, wenn ihn am Bildrand etwas stört. Puristisch ist auch sei- ne Farbwahl: schwarz-weiß. Damit folgt er der Tradition der Streetfotografie, wie sie etwa Henri Cartier-Bresson gepflegt hat. „Farben lenken von der Szene ab“, lautet sein Credo. Nur für Lissabon hat Art von Medizin ist, wo man unmittelbar mit richtigem Handeln die größten Erfolge erzielen kann“. Um nicht so lange auf einen Turnusplatz warten zu müs- sen, ging er nach Villach, wo ihm schließlich ein Facharzt- Ausbildungsplatz angebo- ten wurde. Trotzdem behielt Schalk die Intensivmedizin in seinem persönlichen Bild- ausschnitt, absolvierte das Zusatzfach für Kinderinten- sivmedizin und Neonatologie und wurde Leitender Ober- arzt der Kinderintensivsta- tion, zunächst am LKH Vil- lach, dann am Klinikum der Kreuzschwestern in Wels. Vom Bürgermeister geholt Doch dann holte ihn sein Geburtsort Mürzzuschlag wieder zurück. „Mein Sand- kistenfreund war inzwischen Bürgermeister geworden und hat mich gefragt, ob ich nicht nach der Pensionierung des damaligen Mürzzuschlager Kinderarztes dessen Praxis übernehmen wolle.“ Schalk wollte. „Solange man jung ist, Schalk eine Ausnahme ge- macht: „Diese Stadt lebt von den Farben. Es wäre über- heblich, sie nur schwarz-weiß abzubilden.“ „Ich brauch ’ Menschen“ Seine erste Kamera war „die alte Minolta meines Vaters“. Dieser wiederum kannte mehr oder minder nur ein Motiv, nämlich seine Kinder. Andreas Schalk ist der älteste von drei Brüdern. Auch er hat das Heranwachsen der eigenen beiden Kinder – und jetzt des Enkelkindes – mit Freude dokumentiert, aber sein fotografisches Interes- se reicht weit darüber hi- naus. Grundsätzlich gilt für all seine Fotos: „Ich brauch´ Menschen, egal wo.“ Einmal hat ihn ein Freund um Archi- tekturfotos gebeten. „Das war superfrustig. Da muss man ja die Menschen ausblenden.“ Entsprechend beantwortet Schalk die Frage nach seinem Lieblingsort: „Belebte Plätze“. Gelernt hat er, mit allen Sujets meisterlich umzugehen. Denn Schalk hat nicht nur bereits im Gymnasium den Freige- genstand Fotografie besucht, sondern auch noch – als fer- tiger Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde – den öster- reichischen Ableger der Prager Fotoschule Österreich in Ke- fermarkt absolviert. Sechs Se- mester lang ging er durch eine „Ich will den einzigartigen Moment festhalten“ Andreas Schalk, im bürgerlichen Beruf nieder- gelassener Kinderarzt in Mürzzuschlag, spielt als Street-Fotograf mit Licht und Schatten und fotografiert am liebsten, wo Menschen sind.

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