AERZTE Steiermark | November 2018

Corinna Mager 16 Ærzte Steiermark  || 11 | 2018 Befunde der Labordiagnos- tik deuteten auf eine akute Epstein-Barr-Infektion hin, die nach der Antikörperdia- gnostik ausgeschlossen wur- de. Schließlich resultierte aus der weiterführenden ergän- zenden Labordiagnostik die Diagnose: Es handelte sich um eine akute HIV-Infektion. 70 Prozent der Infizierten ent- wickeln nach 3 bis 12 Wochen grippeähnliche Symptome, die auch Durchfall und Exan- theme umfassen können. „Auch wenn Seltenes selten ist, sollte man doch immer wieder an die akute HIV- Infektion denken“, resümiert Pieringer. Beim genannten Patienten wurde eine antire- trovirale Therapie eingeleitet. Von Rottenmann nach London Der dritte Preisträger, Sascha Freigang, konnte seinen Preis gar nicht persönlich entge- gennehmen, weil ihn der Wissensdurst in der Zwi- schenzeit ans King´s College in London geführt hat, wo er am Department of Basic and Clinical Neuroscience forscht. Seinen Fallbericht hatte der heute 29-jährige gebürtige Leipziger, der nach hauptberuflicher Tätigkeit als Rettungsassistent in Graz Me- dizin studiert hat, in seiner Zeit als Turnusarzt an der Ausbildung „Ich habe schon immer gerne geschrieben, auch Berichte“, erzählt die diesjährige Sie- gerin des HYPO Steiermark- Turnusärztepreises, Corinna Mager. Als sie vor zwei Jahren via E-Mail von der Ärzte- kammer über den Turnus­ ärztepreis informiert wurde, reichte sie sofort einen Fall ein – und gewann den 3. Preis. Heuer wurde sie sogar mit dem 1. Preis prämiert, für den Fallbericht „Pankreasin- sulinom: Der lange Weg zur Diagnose“. Der Turnusärztin war im heurigen Frühjahr auf der endokrinologischen Ab- teilung der Grazer Universi- tätsklinik für Innere Medizin die Betreuung eines Zimmers zugeteilt worden, in dem ein junger Mann untergebracht war, bei dem kurz davor ein Pankreasinsulinom diagnos- tiziert worden war. „Zuvor war er mehrmals in der Not- aufnahme vorstellig gewor- den, wegen Schwindels und teils in bewusstseinsgetrübten Zuständen. Zunächst lag der Verdacht auf einer psychi- atrischen Erkrankung. Erst nach einiger Zeit wurde fest- gestellt, dass er unter starkem Unterzucker litt.“ Wiederum erst nach mehrmaligen bild- gebenden Verfahren konnte das Insulinom entdeckt wer- den. Die darauf folgende Ope- ration zeigte keine kurative Wirkung; der Patient wurde weiter medikamentös behan- delt – und von Corinna Mager mitbetreut, bis ihre dortige Zeit im Turnus beendet war. Gleichung mit zwei Unbekannten Das Preisgeld möchte die 35-jährige Mager in ihre Zu- kunft investieren, ist doch noch nicht klar, wohin der Weg die in Halle an der Saale Geborene, in Nordrhein-West- falen Aufgewachsene noch führen wird. In die Steiermark hat es sie wegen des Studiums gezogen, mittlerweile hat sie „Land und Leute liebgewon- nen“. Wenn sie im kommen- den Mai nach dem Ende der Lehrpraxis das ius practicandi erhalten wird, kommen für sie drei verschiedene Berufs- wege in Frage: „Ich hätte gerne eine Facharztstelle auf der Inneren Medizin oder auf der Neurologie, kann mir aber auch den Weg in die Allge- meinmedizin vorstellen, weil mich die Vielseitigkeit faszi- niert.“ Bevor sich nun einige steirische Gemeinden um die junge Ärztin bemühen: Ihr Lebenspartner sucht parallel dazu eine Ausbildungsstel- le zum Orthopäden und die beiden möchten am selben Ort leben. Eine Gleichung mit zwei Unbekannten also, aber hoffentlich eine zu lösende. In jedem Fall hat sich Mager zum Ziel gesetzt, auch in Hinkunft beruflich am aktuellen Wis- sensstand zu bleiben, sich da- neben aber auch ausreichend Zeit für sich – insbesondere zum Tanzen, Tennis und Yoga – und ihre Familie zu nehmen. „An das Seltene denken!“ „Das Chamäleon der Medi- zin“ nannte die Gewinne- rin des zweiten Turnusärzte- preises, die 29-jährige Lisa Pieringer, ihren Fallbericht. In ihrer Zeit auf der Grazer Universitätsklinik für Der- matologie und Venerologie wurde im Sommer 2017 ein Patient mit zunehmendem Hautausschlag am gesamten Körper vorgestellt. Abgese- hen vom makulapapulösen konfluierenden gesichts- und stammbetonten Exanthem zeigten sich im Rachen des Mannes weißliche borken- artige Beläge. Sein restlicher Status war unauffällig. Er gab lediglich an, kurze Zeit davor eine Durchfallerkran- kung durchgemacht zu haben und in der Woche vor der Spitalsaufnahme Amoxicillin gegen seine Halsschmerzen genommen zu haben. „Ein Exanthem dieser Art ließ mehrere mögliche Diagnosen zu“, vermerkte Pieringer in ihrem Fallbericht. Sie reichen von einer Maserninfektion über die allergische Reaktion bis zur Syphilis. Die ersten Noch in Ausbildung, schon preisgekrönt Corinna Mager, Lisa Pieringer und Sascha Frei- gang heißen jene Turnusärztinnen und jener Turnusarzt, die den heurigen 9. HYPO Steiermark-Turnusärztepreis gewonnen haben. Sie widmeten sich dem Pankreasin- sulinom, einer akuten HIV-Infektion und einer thyreoto- xischen Krise. Fotos: Schiffer, beigestellt Sascha Freigang Lisa Pieringer

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