AERZTE Steiermark | November 2018

48 Ærzte Steiermark  || 11 | 2018 Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte Fotos: Stelzl, Fotolia Der ganz normale Praxiswahnsinn praktisch täglich Von Ulrike Stelzl Datenschutz vor Tantenschutz Mein armes, altes Tantchen, bereits ausgestattet mit einer Knieprothese und einer Hüftprothese, hat es leider ge- schafft, im Supermarkt auszurutschen und sich den noch verbleibenden Oberschenkel zwischen den beiden robusten Ersatzteilen zu brechen. Sie wurde ausgezeichnet operativ versorgt und ist nun vorübergehend in einem Pflegeheim untergebracht. Und ich habe vorübergehend ihre ärztliche Betreuung übernommen. Was sich nur zum Teil als organisatorisch einfach erweisen sollte. Sie ist gut organisiert, kann einem also auch ohne ELGA alle ihre zwanzig Medikamente, deren Dosierungen und die Einnahmehäufigkeit herunterbeten. Das also wäre nicht das Problem. Ich bräuchte halt nur die Krankenhausbefunde. Also rief die Schwester vom Heim aus im Krankenhaus an und bat um die Schreiben, da es uns gar nix helfen würde, wenn diese an die alte Hausärztin gingen. Es hieß nur lapidar, dass aufgrund der neuen Datenschutz- verordnung keine Möglichkeit mehr bestünde, die Befunde mit der Post zu schicken. Wäre ja verboten. (Was so gar nicht stimmt, aber bitte.) Also rief ich an, ob man mir die Zettel per Fax oder DAME zukommen lassen könnte. Ging natürlich auch nicht, da ich nicht als Zuweiserin aufscheinen würde. Mittlerweile wurde es dringend. Wir mussten wissen, wieviel Teilbelastung und Mobilisation erlaubt wären und wann die nächste Röntgenkontrolle anstünde. Ich wurde ständig gefragt, was man mit der armen Frau schon alles machen könnte, und ich konnte nur sagen: „Weiß nix. Kann nix sagen.“ Da hatte ich die zündende Idee. Ich ließ Tantchen ein eigenhändiges Schreiben mit eigenhän- diger Unterschrift verfassen, in dem sie in ihren eigenen Worten bat, mir umgehend die Befunde per Fax (Nummer danebenstehend) oder DAME (selbstverständlich auch mit Nummer) zukommen zu lassen. Unterschrieben, datiert und im vollen Besitz ihrer geistigen Fähigkeiten. Glücklicherwei- se, denn einen halben Tag später waren die Unterlagen da und wir haben jetzt etwas, womit wir arbeiten können. Ich frage mich nur: Was hätte ich gemacht für den Fall, dass sie dement oder komatös gewesen wäre? Ich wäre niemals an die Befunde gekommen. Es scheint, als ginge Datenschutz über Tantenschutz! Dr. Ulrike Stelzl ist niedergelassene Ärztin für Allgemein­ medizin. Mehr von ihr gibt es im Buch „Hallo Doc! 2 Der ganz normale Praxiswahnsinn“ (erhältlich bei Amazon). Der GKK-Vertrag 2018 ist unter Dach und Fach (wir berichteten). Nachdem in den letzten Jahren wiederholt die Wertsicherungsklausel zum Tragen kam (lineare Erhö- hung der bestehenden Tarife), wurde in diesem Jahr effektiv gestaltet. Es ging darum, vor allem für jene Bereiche etwas zu tun, wo die Nachbesetzung von Kassenstellen immens schwierig geworden ist – die Allgemeinmedizin sowie die Kinder- und Jugendheilkun- de. Für beide gibt es ein Plus von jeweils 10 Prozent. Wobei die Allgemeinmedizin mit mehr als 12,6 Millionen Euro den mit Abstand größten Anteil an der Gesamterhö- hung von knapp 16 Millio- nen Euro hat – was dadurch erklärbar ist, dass die All- gemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner die bei weitem größte Gruppe unter den Ärztinnen und Ärzten mit Kassenvertrag darstellen. Bei der Art der Erhöhung (neue Leistungen, bessere Ta- rife, Lockerung von Limiten und Degressionen …) wurde Der GKK-Vertrag 2018 bringt vor allem eine massive Investition in die Allgemeinmedizin so- wie die Kinder- und Jugendheilkunde. Hier gibt es die größten Probleme bei der Nachbeset- zung von Kassenstellen. In beiden Gruppen gibt es jetzt ein Plus von 10 Prozent. Investition in die

RkJQdWJsaXNoZXIy NDYwNjU=