AERZTE Steiermark | November 2018

6 Ærzte Steiermark  || 11 | 2018 Eiko Meister Gute Ausbildung braucht Ausbildungs­ ressourcen Immerhin schon seit Februar gibt es eine offi­ zielle und österreichweite Einigung darüber, wie die (verpflichtende) Lehrpraxis ab 1. Juli 2018 gefördert und organisiert wird. 25 Prozent der Kosten übernimmt der Bund, je 32,5 Prozent tragen Länder und Gebietskrankenkassen, 10 Prozent die Lehrpraxisinhaber. Dieses Modell bedeutet eine gesicherte Förde- rung. Das ist gut. Aber drei Fördergeber machen das Management einigermaßen aufwendig – im alten System der freiwilligen Lehrpraxis gab es nur einen, den Bund. Das ist wohl auch der Grund dafür, dass die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft dieses Management zuletzt nicht mehr über- nehmen wollte – obwohl es urprünglich ganz danach ausgesehen hatte und es in den meisten Bundesländern auch so funktioniert. Ebenso wollte die GKK diese Rolle nicht einnehmen. Aber die Lehrpraxisausbildung ist zu wichtig, als dass sie fünf Minuten vor zwölf an Verwal- tungsfragen scheitern darf. Deswegen ist die Ärztekammer eingesprungen und übernimmt das Fördermanagement. Damit ist den jungen Kolleginnen und Kollegen genauso geholfen, wie den Lehrpraxisinhaberinnen und -inhabern, de- nen auch nicht zugemutet werden soll, (verspro- chene) Förderungen einzutreiben. Man kann darüber diskutieren, warum mit der Ärztekammer die personell bei weitem am bescheidensten ausgestattete Organisation das Management übernimmt. Man kann aber nicht darüber diskutieren, ob die Lehrpraxis gesichert werden soll. Sie ist ge- setzlich vorgsehen und sie ist immens wichtig – für die jungen Ärztinnen und Ärzte ebenso wie für die allgemeinmedizinische Versorgung. Da- rum ist die Ärztekammer auch eingesprungen und handelt: Lehrpraxis gerettet. Vizepräsident Dr. Eiko Meister ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte. intra kontra Der neue Entwurf zum Ärztegesetz enthält im § 2 (2) die- se Formulierung: „Die Ausübung des ärztlichen Berufes umfasst jede auf medizinisch-wissenschaftlichen Erkennt- nissen begründete Tätigkeit einschließlich komplemen- tär- und alternativmedizinischer Heilverfahren, die un- mittelbar am Menschen oder mittelbar für den Menschen ausgeführt wird …“ Ob das richtig oder falsch ist, darüber scheiden sich die Geister. Dr. Krista Federspiel, Medizinjournalistin und selbst im- mer wieder in die Kritik genommene, prononcierte Kriti- kerin alternativmedizinischer Heilmethoden (Buch: „Die andere Medizin“), übt in einer parlamentarischen Stel- lungnahme scharfe Kritik an der Gesetzesstelle: Der Gesetzesentwurf ist absurd, er untergräbt die wissen- schaftliche Forschung und den Schutz der Patienten: Wenn Ärzten erlaubt ist, Scheinmedizin und Voodoo anzuwenden, entsteht der öffentliche Eindruck, das sei wirkungsvoll. Quacksalberei in der ärztlichen Praxis hat nachweislich schon in vielen Fällen Patienten geschädigt. Alternativmediziner diffamieren die rationale Medizin, raten von Impfungen ab, erstellen Falschdiagnosen durch unbrauchbare Diagnostika, verzögern notwendige Be- handlungen. Das hat schon vielfach zu tragischen Todesfällen geführt. Dass mit der Neuregelung der Patientenschutz erhöht wird, ist falsch, denn es fördert solche Fehlentwicklungen, statt sie einzuschränken. So werden Ärzte selbst zu Kur- pfuschern. Nonsens bleibt Nonsens – auch in der Hand der Ärzte. Alternativmedizin gibt es nicht – entweder Medizin ist wirksam oder nicht. „Alternativmedizin“ kann höchstens Placeboeffekte erreichen, Wohlfühlmethode oder Ablen- kungsmanöver, wenn es um ernsthafte Krankheiten geht. Suchen Leidende Hilfe bei selbsternannten Heilern, sollten Gerichte nicht die Gutgläubigkeit der Betroffenen verurteilen, sondern das Angebot der Heiler als Irrefüh- rung und Bedrohung an Leib und Leben – ob medizinisch begründet oder nicht. Irreführung ist es auch in der Hand der Ärzte. Der Text wurde von der Autorin geringfügig überarbeitet. Die jüngste Ausbildungs valuierung zeigt in durchaus erfreuliches Bild: Immer mehr Ärztinnen und Ärzte bewert n ihre Ausbildung. D s bringt wertvolle Erkennt- nisse. Und die N ten werden besser, was zweierlei bedeu- tet: Di neu Ausbildungsordnung wirkt sich offenbar positiv auf die Z friedenh it mit d r Au bildung aus und – genauso wichtig – die Bedeutung der Ausbildung wird von den Verantwortlichen immer ernster genommen. Das ist aber absol kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen: Die Ausbildu g wird durchschnittlich m t „Gut“ bew rtet. Das ist gut, aber nicht s r gut. Zufri den kön- nen wir rst s in, wenn es ein lupenreiner Einser ist. Außerdem gibt es große Unterschiede, nach Fächern, Häu ern und Abteilungen. Es gibt also die s hr guten genauso wie die weniger guten Ausbildungsstellen. Wir müs n aber wolle , dass die Ausbildung überall die gleich gute Qualität hat. Das hat sicher mit unterschiedlich n Talenten, Aus- bildungsinhalte zu vermitt l , zu tu , ver utlich aber auch damit, dass der Stellenwert, den man der Ausbil- dung junger Kolleginnen und Kollegen zumisst, nicht überall gle ch hoch st. Wer Ausbildung nicht ernst genu nimmt, bildet auch nicht gut aus. Es gibt ab noch einen wichtigen Punkt, vielleicht ist es sogar der wichtigste: Gute Ausbildung ist ur mög- lich, w nn es au reichende Ausbil ungsressourc n gibt. Di beste Ausbild ngsob rärztin, der best Ausbil- dungsoberarzt kann nicht gut ausbilden, wenn sie bzw. er zu wenig Zeit für die jungen Kolleginnen und Kolle- gen hat, weil die Patientinn n und Patienten warten. Hi r sind die Dienstgeber gefragt: Sie müsse für Ob- sorge tragen, dass ge ügend entsprechend qualifizierte Ausbildungsärztinnen und -ärzte zur Verfügung stehen und dass sie genug Zei für diese wichtig Aufgabe haben. Ausbildung zwischen Tür und Ang l i t nie wirklich gut. Ab r schlechte Ausbild g verbaut die Zukunft. Den in Ausbildu g Stehe den genauso wie den Kran- kenhäusern, die dann keine gut aus bildeten Ärz- tin en u Ärzt (mehr) hab n. Vizepräsident Dr. Eiko Meister ist Ob an der Kurie Angestellte Ärzte. Krista Federspiel Komplementär- und Alternativmedizin im Gesetz?

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