AERZTE Steiermark | November 2018

Ærzte Steiermark  || 11 |2018 7 Fotos: Oliver Wolf, Elke Meister, Harry Schiffer, Zimmermann, Grafik: Konrad Lindner Der neue GKK-Vertrag bringt signifikante Ver- besserungen. Es ist zu hoffen, dass viele das rasch erkennen und sich verstärkt um Kassenverträge bemühen. Die Kassenmedizin braucht – unab- hängig von den Strukturen – vor allem eines: Ärztinnen und Ärzte. Der Kassenvertrag 2018 zeichnet sich auch da- durch aus, dass wir früh mit den Verhandlungen begonnen haben. Nur die langen Spekulationen, ob er durch den Hauptverband genehmigt wird, haben dann noch einige Zeit gekostet. Das war aber nicht zu verhindern. Mein dringender Wunsch ist es, dass wir 2019 noch rascher sind. Denn schließlich haben Ärz- tinnen und Ärzte den Anspruch und das Recht, nicht erst nachträglich zu erfahren, was ihre Ar- beit wert ist. Und sie können eine Leistung auch nur dann erbringen, wenn sie wissen, dass sie vertraglich abgesichert ist. Es gibt aber ein Problem: Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben wesentlichen Ein- fluss auf die Vertragsgestaltung – und hängen von Faktoren ab, die vorweg nicht verlässlich einzuschätzen sind. Wie entwickelt sich die Wirtschaft, wie die Zahl der Beitragszahler …? Es ist einfach nicht möglich, einen guten Vertrag zustande zu bringen, bevor diese Daten nicht zur Verfügung stehen. Alles andere wäre Stochern im Nebel. Die einzige Möglichkeit wäre es, die Rechtslage zu ändern und den Vertrag von der wirtschaft- lichen Entwicklung zu entkoppeln. Das würde wohl kaum zu einem besseren Vertrag führen, weil dann die Vorsicht beim Vertragspartner hö- her wäre. Was wir tun können und auch tun: alle Vorberei- tungen treffen, damit wir den Vertrag zügig ver- handeln können, wenn die erforderlichen Zahlen auf dem Tisch liegen. Um nicht unnötig Zeit zu verlieren. Vizepräsident Dr. Norbert Meindl ist Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte. extra Norbert Meindl Nicht unnötig Zeit verlieren Standortbestimmung Herwig Lindner Ärztinnen und Ärzte haben den besten Überblick Der neue Entwurf des Ärztegesetzes hat eine alte Debatte wieder aufflammen lassen. Konkret geht es um komplementär- und alternativmedizinische Heilverfahren. Da gibt es zwei extreme Positionen: Die einen sagen, dass komplementär- und alternativ­ medizinische Behandlungen „Voodoo“ seien, daher hätten sie bei ÄrztInnen nichts zu suchen. Andere wiederum sagen, sie sollten nicht dem Ärztevorbehalt unterliegen und hätten deswegen im Ärztegesetz nichts verloren. Nun gibt es zweifellos „Heil“-Behandlungen, die fern jeder Me- dizin sind. Es gibt aber auch komplementärmedi- zinische Heilverfahren (vergessen wir einmal das missglückte Wort „alternativmedizinisch“), die selbstverständlich Medizin sind, vielleicht nicht bis zum letzten erforscht und erklärbar, aber wir- kungsvoll. Die Abgrenzung ist nicht immer leicht, das Gesetz vermeidet sie wohlweislich … Ein Punkt sollte aber unstrittig sein: Jeder, der Menschen medizinisch behandelt, sollte eine solide Grundaus- bildung haben, und – davon bin ich zutiefst überzeugt – keine Ausbildung ist hier so fundiert wie die ärztliche. Das heißt nicht, dass jede Ärztin, jeder Arzt jeden Handgriff am besten beherrscht. Es heißt aber, dass sie bzw. er am besten begreift, wa- rum eine Behandlung (nicht) die richtige ist und was sie bewirkt. Deswegen dient ein weitgehender Ärztevorbehalt dem Schutz der Patientinnen und Patienten. Die Ärztin, der Arzt ist die Ar- chitektin/der Architekt, die Dirigentin/der Dirigent. Die wissen vielleicht nicht am besten, wie Mörtel angerührt wird oder wie man Posaune spielt. Sie verstehen aber, welche Rolle der Mörtel beim Hausbau hat und wissen, wann die Posaune in einem Sin- fonieorchester zum Einsatz kommen soll. Ärztinnen und Ärzte sind nicht fehlerlos. Sie sind nämlich Men- schen. Aber sie haben die beste Gesamtsicht auf die Menschen. Sie sind am ehesten dazu in der Lage, die Gesamtverantwortung für eine Heilbehandlung zu übernehmen. Auch das Ärztegesetz stellt das jetzt klar: Ärzte können nicht al- les, sie können nicht alles am besten. Aber sie können am besten die Gesamtverantwortung tragen, weil sie das Warum begreifen, nicht nur eine Lösung für alle Probleme kennen und auch die Grenzen von Methoden respektieren bzw. am besten einschätzen können. Dr. Herwig Lindner ist Präsident der Ärztekammer Steiermark. debatte

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