AERZTE Steiermark | Dezember 2018

10 ÆRZTE Steiermark  || 12 | 2018 ten der Männer, gefolgt von Norwegen mit 4,20 und der Schweiz mit 3,30 gesunden Lebensjahren). Keine Erklärungen Camden, ein Bezirk in In- ner London, und die eher ländliche Grafschaft East Hertfordshire haben etwas gemeinsam: eine auch im internationalen Vergleich sehr überdurchschnittliche Lebenserwartung der Frauen. Die Zahlen der Nachbarre- gionen bzw. -bezirke sind dagegen nur durchschnittlich. Und: Bei den Zahlen für Män- ner sind sowohl Camden als auch East Hertforsdhire nicht so herausragend. Wie erklären sich also die bei- den Spitzenergebnisse? Am Gesundheitssystem wird es eher nicht liegen, das ist da wie dort das englische. Sind es die soziodemografischen gesunde Lebensjahre. Drei weitere Länder haben einen ebenfalls extrem geringen Unterschied zwischen Frauen und Männern, nämlich 0,1 Jahre oder rund 5 Wochen. Es sind Belgien, Großbritannien und – Österreich. In diesen vier Staaten ist der Geschlech- terunterschied bei den Gesun- den Lebensjahren besonders gering. Wobei die „Gesunden Lebensjahre“ – im Gegensatz zur Lebenserwartung an sich – in einigen Ländern die Frauen und in anderen die Männer klar vorne haben. Die herausragenden „Frau- enländer“ (in denen Frauen klar mehr gesunde Lebens- jahre angeben) sind Estland, Bulgarien und Polen mit Differenzen zwischen 4,60 und 3,30 Jahren. Das aus- geprägteste „Männerland“ sind dagegen die Niederlande (Differenz 5 Jahre zuguns­ Merkmale? Die dürften nicht allzu ähnlich sein. Camden ähnelt da wohl mehr anderen Londoner Innenstadtbezir- ken und East Hertfordshire eher den benachbarten länd- lichen Distrikten. Und selbst wenn man eine Gemeinsam- keit fände, bliebe die Frage, warum sie für die weibliche Lebenserwartung eine größe- re Bedeutung hat als für die männliche. Aber Studien neigen nun ein- mal dazu, nicht nur Ergeb- nisse zu publizieren, sondern vor allem auch Erklärungen zu präsentieren, auch wenn sie nicht befriedigend sein können. Zu den regionalen Unterschieden – nicht in Eng- land, sondern in Österreich – wurde bei den Alpbacher Gesundheitsgesprächen eine Studie der renommierten Ge- sundheitsökonomin Maria M. Hofmarcher und ihrer Kolle- gin, Zuzana Molnárová, prä- sentiert. Der Titel verspricht Großes: Nicht weniger als die „Leistungskraft regionaler Ge- sundheitssysteme“ sollte (im Auftrag von Philips) darge- stellt werden. Die Einleitung relativierte das Vorhaben. Es sei lediglich „ein Anfang getan“, schreiben die Auto- rinnen. Im weiteren Verlauf befasst sich die Studie eher te „Geschlechtergerechtigkeit“ herrscht in den Niederlanden (Differenz zwischen Frauen und Männern 3,17 Jahre), auf den nächsten Plätzen folgen Israel (3,31) und Schweden (3,39 Jahre). Diese drei Länder haben eines: wenig gemein- sam. Das gilt für das Klima, für den Lebensstil und das Gesundheitssystem. Bei der Anzahl gesunder Le- bensjahre (Datenquelle: Eu- rostat) ist Lettland mit 54,90 Schlusslicht, aber statt der anderen baltischen Länder kommen dann die Slowakei und Finnland. Die besten Länder sind hier bis auf den Spitzenreiter Schweden (73,30 Jahre) wieder keine alten Be- kannten, sondern Malta auf dem zweiten Platz mit 72,40 Jahren und auf Rang drei Ir- land (69,80 Jahre). Gesunde Unterschiede So unsicher die Datenlage bei den gesunden Lebensjahren ist – schließlich werden die Zahlen nicht gemessen, son- dern durch eine Befragung erhoben – gibt es doch einen Wert, der eine gewisse Vali- dität hat: die Differenz zwi- schen Frauen und Männern. In einem Land, Dänemark, gibt es keine. Männer und Frauen erleben gleich viele COVER Foto: AdobeStock Die europäischen Vergleichsdaten (Gesunde Lebensjahre, HLY) sehen Österreich mit rund 57 Jahren stark unterdurchschnittlich. Bei der von der Statistik Austria verwendeten „Lebenserwartung in Gesundheit“ kommen die Österreicherinnen und Österreicher dagegen auf 66 Jahre, also auf 9 gesunde Jahre mehr.

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