AERZTE Steiermark | Dezember 2018
ÆRZTE Steiermark || 12 |2018 13 oder einer entsprechenden Organisation. „Aber nach der Pensionierung werde ich Schlachtfeld-Archäologe“, pro- gnostiziert er scherzhaft. Seine Frau nimmt er oft mit auf seine historischen Touren, vor allem, wenn es in die Gegend des Isonzotales geht. Fokus Palliativmedizin Mit seinem Arztberuf führt Benesch eine Familientraditi- on weiter. Sein Großvater war nicht nur Zeitzeuge des Ersten Weltkrieges, sondern auch Arzt – Professor für Augenheilkunde an der Grazer Klinik. Dessen Sohn leitete ein Vierteljahr- hundert lang die Abteilung für Innere Medizin am LKH Rot- tenmann. Der Wunsch, Arzt und insbesondere Onkologe zu werden, entstand, nachdem ein nahes Familienmitglied innerhalb weniger Wochen an Krebs verstarb. Benesch studierte von 1984 bis 1992 an der Karl-Franzens-Universität Graz Medizin. „Der damalige Leiter der Abteilung, Christian Urban, bei dem ich Turnusarzt war, förderte mich und bahnte mir den Weg in die Kinder- heilkunde, beziehungsweise in die Pädiatrische Hämato-/ Onkologie, die es uns heute ermöglicht, rund drei Viertel aller Kinder mit bösartigen on- kologischen Erkrankungen zu heilen.“ Nach der Facharztaus- bildung folgte ein durch ein Max Kade Stipendium finan- zierter Forschungsaufenthalt in Seattle am Fred Hutchinson Cancer Research Center. Heute ist Benesch der nationale Ko- ordinator für Hirntumor-Stu- dien. Und nicht zu vergessen: auch ein Mitbegründer des mobilen Kinderpalliativteams an der Medizinischen Univer- sität Graz. Zu seiner Arbeit gehört da- her auch die Konfrontation mit dem Tod. Ungewöhnlich, dass er sich dann zum Aus- gleich zu dieser Arbeit eine weitere – wenn auch anders geartete – Beschäftigung mit dem Tod gesucht hat. Da- nach gefragt, warum er diese Kombination gewählt habe, sive psychologischem und seelsorgerischem Beistand. Aber auch Benesch selbst ist gelegentlich in der Lebens- endphase von Kindern, die er zuvor über Jahre hinweg betreut hat, dabei. „Für den Patienten da sein, ihn auch angreifen, wenn das Leben zu Ende geht – und nur ja nicht kurz vor dem Sterben alleine lassen“, hält Benesch für eine der wichtigsten Aufgaben im ärztlichen Handeln. In seinem Berufsethos wie seinem historischen Spe- zialgebiet sieht er eine Ge- meinsamkeit: „Den Ersten Weltkrieg hätte man mögli- cherweise verhindern können, wenn die Entscheidungsträger bereit gewesen wären, sich in einer Krise zurückzunehmen, den Dialog zu suchen und auf einer friedlichen Lösung zu bestehen. Auch in einer Leitungsfunktion sind aus- gleichender Dialog und Ge- sprächsbereitschaft Grundvo- raussetzungen für ein kollegi- ales Arbeitsklima.“ Fotos: Benesch Karriere mitKAGes Alle Stellen für Ärztinnen/Ärzte und andere Gesundheitsberufe in den steirischen LKH. www1.kages.at/jobs-bildung/unser-angebot KAGes-Jobportal 2018.indd 1 13.12.2017 13:22:33 meint er nur: „Eine gute Fra- ge.“ Eine, die unbeantwortet bleibt. Denn was ihn viel intensiver beschäftigt als die Antwort darauf, ist, wie dem Sterben im Leben ein wür- diger Rahmen gegeben wer- den kann. Erst in den letzten Jahren wurde durch die inten- sive und offene Beschäftigung mit Palliativmedizin, auch pädiatrischer Palliativmedi- zin, der nahende Tod enttabu- isiert. Zuvor waren oft weder Patient noch Angehörige auf einen nahen Tod vorbereitet worden. „Da bleiben“ Diese Erfahrung möchte er niemandem zumuten. „Für mich ist es wichtig, den Le- bensabschnitt, in dem keine Heilung mehr möglich ist, bewusst zu gestalten, Ster- bende zu begleiten und für die Angehörigen auch über den Tod hinaus da zu sein.“ Im mobilen Kinderpalliativ- Team wird den Familien der Verstorbenen genau dieses Angebot gemacht – inklu- SERIE Arzt im besonderen Dienst Benesch (l.) und seinen Wanderfreunden helfen spezielle historisch-touristische Landkarten, die gezielt zu Schauplätzen einstigen Kriegsgeschehens lotsen.
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