AERZTE Steiermark | Dezember 2018

22 ÆRZTE Steiermark  || 12 | 2018 KOMMUNIKATION „Wer zuerst Hilfe braucht, be- kommt zuerst Hilfe“. Eine spezielle Herausforde- rung bei der Arbeit in Spitals­ ambulanzen resultiert aus sprachlichen Barrieren und kulturellen Unterschieden. „Da gibt es oft Verständigungs- probleme, aber auch Probleme mit unterschiedlichen Sitten, wie etwa, dass weibliche Pati- enten nicht von einem Mann untersucht werden wollen und umgekehrt“, erläutert der Ge- sundheitslandesrat. Für viele stellt die Termintreue manch- mal durchaus eine Heraus- forderung dar, in anderen Fällen erachten Menschen ei- nen höheren Lärmpegel im öffentlichen Raum für tole- rierbar, während er anderen unzumutbar ist. Weit verbreiten Eine möglichst weit verbrei- tete neutrale Information da- rüber, was im medizinischen Kontext als erwünschtes Ver- halten gilt und welche Hand- lungen unterlassen werden sollten, kann daher die Basis für ein gelungenes Miteinan- der schaffen und auch das Ar- beitsklima des medizinischen Personals verbessern. Entstanden ist das nun vor- liegende Kompendium auf Basis der Hinweise betrof- fener Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Hot-spot- Ambulanzen, die anschlie- ßend unter Beiziehung von Expertinnen und Experten Schmerzen, Angst vor nie- derschmetternden Diagnosen und die ungewohnte Umge- bung bringen in Spitalsam- bulanzen bei Patientinnen und Patienten sowie bei ihren Begleitpersonen oft nicht die beste Seite zum Vorschein. Hinzu kommen Sprachbar- rieren und unterschiedliche kulturelle Prägungen. Unter Konf likten in den Ambu- lanzen, Ambulatorien und Ordinationen leiden aber ne- ben den Betroffenen und den übrigen Wartenden auch die Mitarbeiterinnen und Mit- arbeiter. Um möglichst rei- bungslose Abläufe und ein friedliches kommunikatives Miteinander zu fördern, hat der Gesundheitsfonds Stei- ermark nun ein simples und kompaktes Regelwerk dazu erstellt, welches Verhalten in diesen Kontexten erwartet wird und welches hier unan- gebracht ist. Motto: „Helfen Sie uns, Ihnen zu helfen.“ Konkrete Lösungswege „Klares Ziel des Projekts war es, ganz konkrete Lösungswege für die häufigsten Problemstel- lungen zu erarbeiten“, erklärt der steirische Gesundheits- landesrat Christopher Drexler. Die in Kooperation mit Mitar- beiterinnen und Mitarbeitern von Grazer Ambulanzen sowie mit Expertinnen und Experten für Gleichbehandlung sowie für Kommunikation erstellten Verhaltensregeln reichen von den vorbereitenden Maßnah- men wie dem Bereithalten der e-card bis hin zum Fotogra- fier-Verbot und zur einfachen Erklärung des Grundprinzips der Triage. Vielen Menschen, die nur einmal schnell auf Fa- cebook oder Instagram posten möchten, dass sie gerade im Spital auf eine Behandlung warten oder so eine wunderbar schmerzstillende Infusion be- kommen, ist gar nicht bewusst, dass sie damit die Privatsphä- re ihrer Mitpatientinnen und -patienten, aber auch jene der Spitalsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter verletzen. „Wir sehen uns auch in diesem Be- reich des öffentlichen Lebens mit einem allgemeinen Kultur- wandel konfrontiert, der uns vor große Herausforderungen stellt“, betont der Gesundheits- landesrat. „Daher sind klare Regeln nötig, um eine Orien- tierung zu geben, was geht und was nicht.“ Bitte um Geduld Aber nicht nur das Foto- und Video-Verbot ist ein immer wiederkehrendes Thema in Ambulanzen und Ambulato- rien, das für Auseinanderset- zungen sorgt. Kein Rauchen und kein Alkohol sowie der Verzicht auf geruchsintensive Speisen gehören ebenso dazu wie die Mitnahme von ledig- lich einer Begleitperson und – ganz essentiell – die Bitte um Geduld beim Warten. Ein eigener Punkt der Pati- enteninformation widmet sich daher dem Thema „Reihen- folge“ und erklärt das Prinzip Patienten-Info: Klare Regeln – konstruktives Miteinander Eindeutige Verständigung, auch wenn die Worte fehlen sollten: Auf Basis von Pikto- grammen hat der steirische Gesundheitsfonds Verhaltensregeln für Patientinnen und Pa­ tienten in Spitalsambulanzen erstellt, die sich auch für Ordinationen eignen. KAGES_icons_final_201118.indd 4 20.11.18 14:28 Die einfachste aller Regeln, aber trotzdem nicht selbstverständlich: Pünktlichkeit bei Ambulanz- und Ordinationsterminen.

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