AERZTE Steiermark | Dezember 2018

44 ÆRZTE Steiermark  || 12 | 2018 NIEDERGELASSENE ÄRZTINNEN UND ÄRZTE Fotos: Stelzl, Fotolia Der ganz normale Praxiswahnsinn PRAKTISCH TÄGLICH Von Ulrike Stelzl Der Weihnachtsmann im Fitnessstudio Obwohl ich ständig sage, dass ich keine neuen Patienten mehr nehmen würde, kommt doch fast jeden Tag der eine oder die andere Neue dazu. Und heute glaube ich, dass ich gerade den Weihnachtsmann als neuen Patienten dazubekommen habe. Ganz sicher bin ich mir noch nicht. Aber die Maße und das Aussehen stimmen schon mal. Er ist 1,84 m groß, wiegt 125 Kilo, hat eine runde, knubbelige Nase und rote Bäckchen. Dazu einen Vollbart und halblange Haare. Haare und Bart sind noch nicht ganz weiß und natürlich trägt er ganz nor- mal Jeans und Pulli, schließlich ist ja noch ein wenig Zeit bis Weihnachten. Dem Dialekt nach kommt er auch irgendwo aus dem Norden. Vielleicht nicht ganz vom Nordpol, aber zumin- dest irgendwo aus Norddeutschland. Vielleicht ist es ja noch ein Nachwuchs-Weihnachtsmann? Jedenfalls erzählt er mir, er habe einen schlimmen Rücken. Fast bin ich versucht zu fragen, ob er sich den beleidigt hat, als er all die Geschenke auf den Schlitten packen musste. Ich bin mir sicher, mit dem Zeugs, das nicht verdirbt, müssen die schon viel früher anfangen, um bis zum 24. Dezember alles beisammen zu haben. Und erst zum Schluss werden dann die Süßigkeiten und die „Last minute“-Shoppingeinfälle da- zugepackt. Passiert ist ihm das Malheur aber im Fitnessstudio. Er hat ein neues Programm für seine Rückenmuskulatur bekommen. Ich untersuche ihn und stelle fest, dass er keinen Bandschei- benvorfall hat, sondern eine ISG-Blockade und dazu einen ganz banalen Muskelkater. Ich lobe ihn für sein sportliches Engagement, verschreibe ein Schmerzmittel und zeige ihm ein paar Übungen. Dann frage ich ihn, ob er im Studio wohl eine Eingangsuntersuchung gehabt hätte. Nein, hätte er nicht. Also mache ich ein EKG und eine Blutdruckmessung und sehe mir seine Fette und den Zucker näher an. Sein Druck ist beidseitig bei zirka 150/110 und seine Stoffwechselwerte lassen einiges zu wünschen übrig. Ich finde das unverantwortlich vom Studio. Nur weil er der Weihnachtsmann ist, darf er einfach so vor sich hin trainieren. Nicht auszudenken was passiert, wenn der Weihnachtsmann beim Training einen Herzinfarkt bekommt! Dr. Ulrike Stelzl ist niedergelassene Ärztin für Allgemein­ medizin. Mehr von ihr gibt es im Buch „Hallo Doc! 2 Der ganz normale Praxiswahnsinn“ (erhältlich bei Amazon). „Komm, gehen wir in den KIJNO“, kann es ab Jänner in Graz heißen. Der Kinder- und Jugendärztliche Notdienst tritt die Nachfolge des Kinderärzt- lichen Mobilen Notdienstes an, getragen von einem en- gagierten einzelnen Arzt, der aber altersbedingt irgendwann aufgeben musste. Während der alte Dienst aber ein reiner Visitendienst war, gibt es ab 2019 an Wochenenden und Feiertagen offene Praxen, und zwar vier Stunden pro Tag. Die Eckpfeiler der Vereinba- rung wurden zwischen Ärz- tekammer und Gebietskran- kenkasse unter Beteiligung des Gesundheitsfonds fixiert. Pro „Not-Fall“ gibt es eine Pauschale von 70 Euro, garan- tiert ist eine Grundpauschale von 490 Euro pro Vier-Stun- den-Tag, das entspricht sieben Konsultationen. 50 Euro der Fallpauschale übernimmt die Steiermärkische Gebietskran- kenkasse, 20 Euro schießt der Gesundheitsfonds zu. Auf Dauer wird der KIJNO aber nur funktionieren, wenn diese Zahl überschritten wird: Bei einem Testlauf lag die Zahl je nach Saison zwischen 10 und 25. Drei kinder- und jugend­ ärztliche Praxen nehmen ab Start teil, natürlich werden dort auch Vertretungsärz- tinnen und -ärzte zum Ein- satz kommen. „Nur so ist es zu schaffen“, sagt Hans Jürgen Dornbusch, der als Fachgrup- penobmann für Kinder- und Jugendheilkunde das Projekt nicht nur fachgruppenintern Im Jänner 2019 startet der neue Kinder- und Jugendärztliche Notdienst in Graz, ge- tragen von niedergelassenen Fachärztinnen und Fachärzten für Kinder- und Jugendheilkunde. An Wochenenden steht immer eine Praxis für Notfälle offen. Weitere Ordinationsassistent­ Innen, die am Wochenende arbeiten wollen, werden gesucht. Komm, gehen wir Sie wollen den Kinder- und Jugendärztlichen Not­ dienst für Graz rasch auf sichere Füße stellen: der steirische GKK-Obmann Josef Harb und Ärzte­ kammer-Vizepräsident Norbert Meindl (v. l.).

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