AERZTE Steiermark | Jänner 2019

Grafik: Conclusio, ELGA 9 Ærzte Steiermark  || 01|2019 Martin Novak 10 Jahre ELGA, könnte man sagen. Denn 2009 wurde die ELGA GmbH gegründet, jene Gesellschaft, deren Unterneh- mensgegenstand „die nicht auf Gewinn gerichtete Er- bringung von im Allgemein- interesse liegenden Service- leistungen auf dem Gebiet der Daseinsvorsorge im Bereich von e-Health zur Einführung und Implementierung der elektronischen Gesundheits- akte (ELGA)“ ist. Heute, 2019, ist ELGA im- mer noch ein Torso. Es gab euphorische Zustimmung und heftige Ablehnung glei- chermaßen. Eine nüchterne Beurteilung traf die ÖÄK bei einer Pressekonferenz im De- zember: Aus ärztlicher Sicht kann ELGA Vorteile brin- gen – tut es aber (noch) nicht in ausreichender Form. Eine IMAS-Umfrage unter 1.200 Spitalsärztinnen und Spitals­ ärzten im Herbst vorigen Jah- res listet die Probleme auf: Die Usability wird als unzu- reichend bewertet. Besonders kritisch wird der erhebliche Zeitaufwand gesehen, der notwendig sei, um zu den Software. Gawande zitiert in dem Artikel eine Kollegin, die täglich außerhalb der ei- gentlichen Arbeitszeit Zeit am Computer verbringen muss, um alle Daten einzugeben: „Zusätzlich Zeit aufzuwenden, ärgert mich nicht. Die Sinn- losigkeit [dieser Arbeit] tut es.“ Das Fazit der Ärztin: Die Software habe „ein Monster an Unverständlichkeit“ pro- duziert. „Natürlich schreitet die Digi- talisierung rasend schnell vo- ran. Wir sind auf diesem Weg als verlässlicher Partner dann dabei, wenn Projekte sinn- voll sind, den Patienten nüt- zen und uns Ärztinnen und Ärzten die Arbeit erleichtern. Nicht alles, was als innova- tiv daherkommt, ist brauch- bar. Manches gefährdet das erforderlichen Informationen zu kommen. Technikfeindlich Von ärztlicher Seite gab es im- mer wieder Kritik an ELGA. „Ärztinnen und Ärzte sind halt technikfeindlich“, so die Reaktion der ELGA-Eupho- riker, die von Medien gerne übernommen wird. „Ärz- tinnen und Ärzte gehören zu den technikbegeistertsten Menschen in der Gesellschaft“, schreibt der amerikanische Arzt Atul Gawande – kürzlich vom Time Magazine in die Liste der 50 einflussreichsten US-Gesundheitsexpertinnen und -experten aufgenommen. Gawandes Essay (erschie- nen im November 2018 in der Zeitschrift New Yorker) trägt aber den Titel „Warum Ärztinnen und Ärzte ihre Computer hassen“. Nicht, weil sie Computer grundsätzlich nicht mögen, lautet seine Ant- wort, sondern weil die IT im ärztlichen Alltag (und nicht nur im ärztlichen) Vorteile verspricht, die sie dann nicht liefert. Laut einer Studie kom- men auf eine Stunde Pati- enten-Kontakt zwei Stunden Arbeit am Bildschirm, unab- hängig von der verwendeten Arzt-Patient-Verhältnis oder bedroht die ärztliche Freibe- ruflichkeit, manche Techno- logien wollen Ärzte nicht un- terstützen, sondern ersetzen“, so Johannes Steinhart, ÖÄK- Vizepräsident und Bundesob- mann der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte. ELGA ist nicht schuld „ELGAwird für viele Probleme verantwortlich gemacht, die bei den Anwendungen liegen“, gibt Dietmar Bayer, ÖÄK-IT- Referent und Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Telemedizin, zu bedenken. Die Vollständigkeit der Daten, die Gebrauchstauglichkeit der Anwendungen, die Struktur – und damit die Lesbarkeit – der gespeicherten Daten und die Hilfe durch eine qualifizierte Dokumentationsassistenz, die cover 2009 wurde die ELGA-Gesellschaft gegründet. Heute – zehn Jahre später – wissen viele Ös- terreicherinnen und Österreicher dennoch sehr wenig darüber. Und auch viele Ärztinnen und Ärzte sehen den Nutzen nicht. Aber nicht an al- len Problemen, die mit ELGA verknüpft werden, hat ELGA Schuld. ELGA-Erklär-Grafik: Trotz intensiver Bemühungen weiß ein gutes Drittel der österreichischen Bevölkerung noch nichts über ELGA.

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