AERZTE Steiermark | Februar 2019
14 ÆRZTE Steiermark || 02|2019 SERIE Ärztin im besonderen Dienst Seit gut 18 Jahren ist sie nun dort tätig – seit Anfang 2017 auf der gemeinsamen Klinik von Orthopädie und Trauma- tologie – und somit die am längsten dienende Ärztin die- ser Organisationseinheit. Kli- nikvorstand Andreas Leith- ner kam erst vier Monate nach der heute 55-Jährigen ins Team – als junger Assi- stenzarzt. Ihre Rolle auf der Station be- schreibt Wagner selbstironi- sch als „Stationsdrachen“, um dann doch noch mit „Stati- onskoordinatorin“ einen sanf- teren Begriff nachzureichen. U. JUNGMEIER-SCHOLZ An ihrem Gehörschutz wer- det Ihr sie erkennen: Auf der Kapsel von Inge Wagners Ohrenschützern prangt eine sitzende blinde Ente, die eine Form wehrloser Passivität symbolisiert, die die Träge- rin dieser Schutzvorrichtung konterkariert. Denn Wagner ist hochaktive Sportschützin und hat es damit in der Dis- ziplin „universal trench“ auf der Weltrangliste der Damen bis zur Nummer sechs ge- bracht. Nahezu den gesamten Urlaub investiert sie in Trainings und Bewerbe; am liebsten schießt sie in Lonato am Gardasee. Allerdings nicht nur, weil der dortige Schießstand Welt- klasseniveau hat. „Auch, weil das Umfeld so italienisch ist.“ In ihrem Alltag kümmert sie sich als Stationsärztin auf der Grazer Universitätsklinik für Orthopädie und Trauma- tologie auf Station 1 um 42 Patientinnen und Patienten, achtet im Auftrag der einzel- nen Ärzteteams auf Beson- derheiten in deren Heilungs- verlauf und unterstützt das Patientenmanagement. Emotion als Motivation Während sie der Traum vom Arztberuf von Kindesbeinen begleitet, begann sie erst mit 42 Jahren zu schießen. In beiden Fällen waren starke Emotionen mit im Spiel: „Ich habe schon als Volksschüle- rin – auf der Fahrt zur Schule – meiner Mutter erklärt: Ich „Früher war ich z´widerer“, erklärt sie auf gut Steirisch. Dann sei sie für ihren Ge- schmack eine Zeitlang zu lieb und nett gewesen, um ihre Durchsetzungskraft voll ent- falten zu können; mittlerweile habe sie ein gutes Mittelmaß gefunden. Begeisterung entfacht Aber zurück zur zweiten emo- tionalen Entscheidung, näm- lich jener, Sportschützin zu werden. „Zum Schießen bin ich durch meinen Lebensge- fährten gekommen, der schon als kleiner Bub mit seinem Vater jagen war.“ Zuschauen werde Kinderärztin“, erzählt Wagner. „Ausschlaggebend war die Begegnung mit un- serem Schularzt beim Imp- fen, wo wir Kinder von einer Helferin festgehalten wur- den, während uns die Nadel hineingerammt wurde. Ich wollte es ganz anders machen.“ Dass sie im Endeffekt statt auf der Pädiatrie auf der Or- thopädie landen würde, war Resultat vieler Einzelentschei- dungen. „Letztlich waren mir die Kinder diagnostisch zu schwierig, da sie sich noch nicht so präzise artikulieren können. Und ich habe es ger- ne klar.“ Aus der angestreb- ten Fachrichtung HNO wur- de auch nichts, weil die Erfah- rungen bei Assistenzeinsät- zen im OP zu Tage gebracht haben, dass die Ärztin auf irgendeine Substanz über- empfindlich reagiert. „Nach einer halben Stunde im OP hat es im Hals gekratzt und ich musste dauernd husten.“ Chirurgische Fächer fielen damit allesamt als potentielle Spezialisierung weg. Am längsten dabei Im Anschluss an mehrere Tur- nusmodule in Judenburg, wo sie gerne gearbeitet hat, aber nach der Verbundbildung mit Knittelfeld nicht mehr bleiben wollte, landete die gebürtige Grazerin am Klinikum ihrer Heimatstadt: zunächst auf der Klinik für Blutgruppenserolo- gie, dann auf der Abteilung für Herzchirurgie und schließlich auf der Orthopädie, wo gerade eine Stationsärztin gesucht wurde. „Wer zielt, schießt hintennach“ Inge Wagner pendelt zwischen ihrem Alltag als Stationsärztin der Ortho-Trauma-Klinik und den Wochenenden als Sportschützin. Obwohl sie sich erst seit ihrem 43. Lebensjahr dem Schießen widmet, hat sie es bis zur Nummer sechs der Weltrangliste geschafft. Foto: beigestellt
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