AERZTE Steiermark | Februar 2019
ÆRZTE Steiermark || 02|2019 15 allein ist aber nichts für Inge Wagner; sie will selbst Hand anlegen. Und so startete sie kurzerhand mit der zu langen Flinte ihres Freundes die er- sten Versuche. Der Funke der Begeisterung ist sofort übergesprungen, aber sie musste sich eine ei- gene, passgenauere Flinte kaufen, die sie nach nur drei Jahren letztlich durch eine individuell gefertigte Wett- bewerbsf linte ersetzte. Die Waffe hat ihr Glück gebracht: Allein im vergangenen Jahr gewann sie bei den Österrei- chischen Staatsmeisterschaf- ten einmal Gold und einmal Silber; beim internationalen Grand Prix der Sportschützen gelang ihr wie im Jahr zuvor der dritte Platz. Drei Jahre lang hielt sie Platz 6 in der Weltrangliste, derzeit ist es „nur“ Platz 7. Ihre Stärke liegt im „universal trench“, jenem Bewerb, der auch FU (fosse universelle, zu Deutsch in etwa: Vielsei- tigkeitsgraben) genannt wird. Dabei sind in einem Bunker mittig im Bereich von drei Metern fünf Wurfmaschi- nen aufgebaut; in 15 Me- tern Abstand dazu steht eine Rotte von sechs Schützinnen oder Schützen, wobei diese so rotieren, dass jeder von jedem Stand aus einmal schießt. Die Maschi- ne gibt die Wu r f s che i- b en , d i e früher noch Tontauben heißen durf- ten, nach einem bestimm- ten Schema ab. Jeder schießt also gerechtigkeitshalber die- selben Kombinationen von Höhe, Weite und Winkel, nur nicht in derselben Reihen- folge. „Ein Schema enthält immer eine von links, eine von halblinks, eine aus der Mitte, eine halbrechte und eine rechte Wurfscheibe“, er- klärt Wagner. „Am Anfang wird man überrascht; am Schluss der Serie kann man sich dann ausrechnen, welche noch fehlt.“ Ob sie mit ihrem Lebens- gefährten beim Schießen in Konkurrenz tritt? „Nein. Er schießt sowieso besser“, gibt Wagner unumwunden zu. Schließlich war er schon des Öfteren Staatsmeister und ist ihr erfahrungsmäßig um eine Flintenlänge voraus. Früher auch Sprungreiterin Bevor sie zur Sportschützin wurde, hat sich Wagner jahre- lang intensiv dem Sprungrei- ten gewidmet, bis sie ihr ge- l i e b t e s Pferd mit 20 Jahren in den Ru- hestand schicken musste. Der Übergang vom einen zum anderen Hobby erfolgte recht harmonisch: Je weniger sie geritten ist, desto mehr hat sie geschossen. Auf der Jagd war sie allerdings nur drei Mal in ihrem Leben: zweimal ohne Erfolg und einmal hat sie einen Fasan getroffen. „Ich schieße sicher nichts wegen der Trophäe“, erklärt sie im Brustton der Überzeugung. „Nur zum Essen.“ Was sie am Schießen fas- ziniert, kann sie aufs Erste gar nicht benennen. Erst nach einer Nachdenkpause spricht sie über die Kopf- Körper-Koordination und das ganz spezielle Timing beim Schrot-Schießen: „Wer da zielt, schießt hintennach. Man muss die Taube aufneh- men, verfolgen und dann im Überholen schießen.“ Wann sie abdrücken muss, ist ihr mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen; bewusstes Nachdenken ist nicht mehr erforderlich. Ganz genau pas- sen muss auch der Abstand über die Laufschiene „und mit drei Pullis übereinander geht das nicht“. Aus diesem Grund wird auch nur in der wärmeren Jahres- zeit trainiert und bei Bewer- ben geschossen – in der vor- schriftsmäßigen Schießweste. Zwei Parallelen Auf die Frage hin, welche Par- allelen sie zwischen Medizin und Schießsport sehe, fällt Wagner sofort „die nötige Geduld“ ein – und sie seuf- zt tief dazu, bevor sie ihre persönlichen Geduldsproben präzisiert: „Bei großen Be- werben sind zwischen den einzelnen Serien Wartezeiten bis zu zweieinhalb Stunden üblich, da ist es schwierig, die Konzentration zu halten. Dafür brauche ich ebenso viel Geduld wie manchmal bei den Patienten.“ Darüber hinaus setzt sie sich im Sport wie in der Medi- zin dasselbe persönliche Ziel, nämlich: immer besser zu werden. Karriere mitKAGes Alle Stellen für Ärztinnen/Ärzte und andere Gesundheitsberufe in den steirischen LKH. www1.kages.at/jobs-bildung/unser-angebot KAGes-Jobportal 2018.indd 1 13.12.2017 13:22:33 Stationsärztin und Sportschützin Inge Wagner: Immer besser werden. SERIE Ärztin im besonderen Dienst
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