AERZTE Steiermark | Februar 2019
ÆRZTE Steiermark || 02|2019 31 WIRTSCHAFT & ERFOLG inschrift eines Unbekannten: „Hier ruht mein lieber Arzt, Herr Frumm, und die er heilte ringsherum.“ Nietzsche zeigte auf, wann es mit der Heilkunst genug ist: „An Unheilbaren sollte man nicht Arzt sein wollen.“ Oliver Holmes, Arzt und Essayist in den USA des 19. Jahrhun- derts, war nicht ganz so pes- simistisch, denn: „Der junge Arzt kennt die Regeln, der alte Arzt kennt die Ausnahmen.“ Louis Pasteur hat ebenfalls in dieser Zeit etwas angespro- chen, was bei der Patienten- schaft des Dr. Google auf moderne Weise wieder- kehrt: „Tierärzte haben es leichter. Die werden wenigstens nicht durch Äußerungen ihrer Pati- enten irregeführt.“ Dem könnten die Pati- enten mit dem eng- lischen Satiriker Henry Fielding (18. Jhd.) entgegen- halten: „Man sollte niemals zu einem Arzt gehen, ohne zu wissen, was dessen Lieblingsdiagnose ist.“ Vom Blutdruck bis zum Zittern Ab dem 20. Jahrhundert ent- steht der Eindruck, die Apho- rismen über Ärzte sind zum einen leichtfüßiger geworden und zielen zum anderen ver- mehrt auf die finanziellen Aspekte des Arztseins. Jaroslav Hasek, Autor des Soldaten Schwejk, meinte la- konisch: „Übrigens stehen wir alle ja in Gottes Hand, ich war außerdem in der Hand der Ärzte.“ Gerhard Kocher, Schweizer Gesundheitsökonom, plau- derte in den folgenden fünf Aphorismen fast ein bisschen aus dem Nähkästchen: „Die guten Ärzte wundern sich immer wieder, welche ihrer Kollegen bei den Patienten beliebt sind.“ „Die Tante-Em- ma-Läden verschwinden, die Onkel-Emil-Praxen bleiben.“ „Zu viele Patienten verderben den Arzt.“ „Wer von der Hand in den Mund leben muss, kann steinreich werden – wel- cher Zahnarzt ist nicht Milli- onär?“ „Zur Verharmlosung der Nebenwirkungen wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.“ Da liegt auch der Titel von Kochers Buch auf der Hand: „Vorsicht, Medizin!“ Gewissenhafter hat Gerhard Uhlenbruck, Immunbiologe, „Rezepte zum Zitieren“ zu- sammengestellt, etwa: „Ein Arzt ist auch nur ein Mensch, nur bleibt ihm dafür keine Zeit.“ Dr. med. Klaus Koch wie- derum ist auf eine Lösung gekommen, wer zuerst da war: der Arzt oder die Krankheit: „Der Blutdruck: Die klas- sische Einstiegsdroge in die Patienten-Arzt-Abhängigkeit.“ Martin Reisenberg bringt end- lich Licht ins Dunkel des me- dizinischen Rollenspiels: „Die Klassische Vorstellung der Ge- sundheitsmisere: Arzt: Halb- gott in Weiß! Patient: Halb- mensch inWeisheit! Krankheit: Zustand in Halbwertszeit!“ Aber auch an Didi Haller- vorden könnte ein Primar verlorengegangen sein: „Die Wartezeit, die man bei Ärzten verbringt, würde in den mei- sten Fällen ausreichen, um selbst Medizin zu studieren.“ Ebenfalls aus der Unterhal- tungsbranche kam die Er- kenntnis des seligen Frank Si- natra: „Ein Psychiater ist der letzte Mensch, mit dem man spricht, bevor man anfängt, mit sich selbst zu sprechen.“ Über bestimmte Krankheiten im Lebensabend konnte der Autor André Gide nur schmunzeln: „Das Alter hat auch gesundheitliche Vorteile: Zum Beispiel verschüttet man viel von dem Alkohol, den man trinken möchte.“ Auch die Heilkraft elektro- nischer Kommunikation hat es schon zum Sprichwort ge- bracht: „Facebook ist gut für die Gesundheit. Man erkältet sich nicht beim Stalken.“ Literatur Gerhard Kocher: Vorsicht, Medizin! 1555 Aphorismen und Denkanstöße, 3. Aufl., Bern 2006
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