AERZTE Steiermark | März 2019
34 ÆRZTE Steiermark || 03|2019 Foto: Shutterstock PRAXIS WALTER HOCH Das Vertrauen des Patienten in seine Ärztin/seinen Arzt ist ein unbestrittener Schlüs- sel zum Behandlungserfolg. Vertrauen fußt auf mehre- ren Fundamenten und muss vor allem erst aufgebaut wer- den. Dazu kann man schon die ersten sieben Sekunden zählen, in denen Menschen reflexartig entscheiden, ob ih- nen jemand sympathisch oder unsympathisch ist. Danach aber kann Ärztin oder Arzt mit einem freundlich vor- getragenen „Bitte sehr, Frau Müller, was führt Sie zu mir? Was fehlt Ihnen?“ eine Inter- vention setzen, die bewusst bestimmt wird. Während die Patientin nun ihre Symptome schildert, laufen im Kopf der Ärztin/des Arztes mehrere Fragen mit: Welche Krankheit liegt vor? Und: Welche Pati- entin sitzt mir da gegenüber: Will sie sehr detaillierte medi- zinische Informationen über ihre Krankheit und entspre- chende Behandlungspfade? Oder will sie gar keine so genauen komplizierten Infor- mationen hören, weil sie sich nicht auch noch mit den Fak- ten belasten will? Auf meinen Doktor schwöre ich Einem vertrauen – oder auf viele hören? Gesundheits-Informationen aus dem Internet, über soziale Medien, Zeitungen, Fernsehen oder Radio machen Ärztinnnen und Ärzten die Kompetenz streitig. Doch Empathie für Patientinnen und Patienten ist der Solitär der ärztlichen Behandlung. Patientenkenntnis Langjährige Berufserfahrung schärft die Patientenkenntnis und macht die Entscheidung über den Kommunikations- stil leichter. „Erreiche ich als Arzt den Patienten am besten mit medizinischen Fachbe- griffen oder sind eher um- gangssprachliche, mitunter gefühlsbetonte Worte zielfüh- rend?“, lautet die Frage. Die erste Methode ist empfeh- lenswert, wenn ein Patient eine ausgeprägte eigene Krank- heitstheorie, gespeist von Dr. Google und Co. und eigenen Ideen, mitbringt. Er wird eine aktivere Rolle einnehmen und auf spezifische, kompetente Antworten drängen. Dieser intellektuelle Stil würde aber von der zweiten Gruppe leicht als abgehobenes Fachchinesisch empfunden werden. Mit der Erklärung ih- rer Krankheit in landläufigen und auch gefühlsmäßigen Be- griffen kommt der Arzt bei ihnen viel besser auf die ge- meinsame Wellenlänge. Eine Erkundigung darüber, wie die Familie daheim mit ihm um- geht, ist ihm viel wichtiger als Analysen à la Pschyrembel. „Erreiche ich die Patientin oder den Patienten am besten mit medizinischen Fachbegriffen oder sind eher umgangssprachliche, mitunter gefühlsbetonte Worte zielführend?“
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