AERZTE Steiermark | März 2019
ÆRZTE Steiermark || 03|2019 7 „Lösungen müssen her, bevor alles vergessen ist“, habe ich an dieser Stelle vor einem Monat zur Maserndebatte geschrieben. In gewisser Weise ist das Vergessen leider sehr schnell eingetreten. Obwohl es immer noch kranke Kinder gibt, obwohl sich in den letzten Tagen auch neuerlich Kinder infiziert haben, wendet sich das öffentliche Interesse neuen Themen zu. Aber es gibt auch gute Nachrichten: Der steirische Landtag sollte dieser Tage beschließen, die Bunderegierung zu einer konsequenten Haltung gegenüber Impfverweigerern zu drängen – keine Familienbeihilfe und kein Kinderbetreu- ungsgeld für jene Eltern, die auf die Teilnahme am Gratisimpfprogramm „vergessen“. Dazu eine Verstärkung der Information. Wobei wir dank der minutiösen Datenerhebung in der Steiermark sehr genau wissen, dass es in erster Linie um die etwa Zweijährigen und die 11- bis 15-Jährigen geht, bei denen das Impfen notwendig ist, um den Gemeinschaftsschutz in jene Größenordnung zu bringen, die das Risiko neuerlicher Ausbrüche deutlich reduziert. Gleichzeitig haben die Ärztekammern der vier größten Bundes- länder sich für eine allgemeine Impfpflicht ausgesprochen. Spe- ziell in der Steiermark haben wir beim Impfen in Gesundheits- landesrat Christopher Drexler einen konsequenten Verbündeten, der einer allgemeinen Impfpflicht sehr positiv gegenübersteht, und gleichzeitig in der Vergangenheit (Stichwort „Impfen von Gesundheitspersonal“) bewiesen hat, dass er Lösungen nicht nur anstrebt, sondern sie auch erfolgreich betreibt. Und – das sollte man auch nicht vergessen – die Zahl jener, die in den letzten Wochen aus eigenem Antrieb ihre Ärztin oder ihren Arzt aufgesucht haben, um sich oder ihr Kind impfen zu lassen, war deutlich höher als zum Beispiel in den Vergleichs- zeiträumen der Vorjahre – obwohl es auch auch im Vorjahr viele Masernfälle in Österreich gab. Das ist auch den Medien zu danken, die ausführlich berichtet haben. Dass die Berichterstattung zuletzt abgeflaut ist, liegt im Wesen der Medien, aber ich bin optimistisch, dass sich auch de- ren Interesse wieder verstärken wird, wenn die politische Debat- te greifbare Erfolge denkbar werden lässt. Und das sollte sie: Die überwiegende Zahl der Österreicherinnen und Österreicher will eine Impfpflicht. Das ist eine Verpflichtung für die Politik. Dr. Herwig Lindner ist Präsident der Ärztekammer Steiermark. Fotos: Oliver Wolf, Elke Meister, Harry Schiffer, Beigestellt, Grafik: Konrad Lindner In dieser Ausgabe von AERZTE Steiermark fin- den Sie 21 Ausschreibungen von allgemeinmedi zinischen und fachärztlichen GKK-Planstellen, die mit Eurozeichen markiert sind. Jedes dieser Eurozeichen steht für eine Starthilfeprämie, die den künftigen Inhaberinnen und Inhabern dieser Planstellen zusteht. Die Steiermärkische Gebietskrankenkasse investiert damit schon jetzt mehr als 1,5 Millionen, um die Besetzung von Kassenstellen zu sichern – Kassenstellen, die in der letzten Zeit mehrfach keine Interessentinnen und Interessenten fanden. Kolleginnen und Kollegen, die ihre §-2-Kassen- praxen gegründet haben, als es diese Prämien (bis zu 70.000 Euro für Einzelpraxen, 105.000 Euro für Gruppenpraxen mit zwei Beteiligten) noch nicht gab, stellen seufzend fest, dass sie so eine Prämie auch gerne gehabt hätten. Da kann ich nur zustimmen. Es wäre schön ge- wesen, wenn der Kampf gegen den Kassenärzte mangel zu einem Zeitpunkt begonnen hätte, an dem die Lage noch nicht so prekär wie heute war. Aber der hadernde Blick in die Vergangenheit bringt nichts. Es geht um die Gegenwart, und es geht um die Zukunft der kassenärztlichen Ver- sorgung der steirischen Bevölkerung. Niemand kann garantieren, dass die Starthilfe-Prämie ei- nen durchschlagenden Erfolg bringen wird. Aber Eines kann ich garantieren: Nichts zu ma- chen, keine Starthilfe-Prämie zu schaffen, kein Job-Sharing, keine Attraktivierung des Kassen- vertrages, keine Freiwilligkeit der Wochenend- Bereitschaftsdienste, hätte jedenfalls zum Ab- sterben der kassenärztlichen Versorgung in der Steiermark geführt. Es ist der steirischen GKK also auch Danke zu sagen. Sie hat die Zeichen der Zeit erkannt. Vizepräsident Dr. Norbert Meindl ist Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte. EXTRA Norbert Meindl Entschlossen gegen den Ärztemangel STANDORTBESTIMMUNG Herwig Lindner Den nächsten Masernausbruch darf es nicht mehr geben DEBATTE
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