AERZTE Steiermark | April 2019
versorgung Ærzte Steiermark || 04|2019 27 Vortragender: Assoz.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Thomas Gary Universitätsklinik für Innere Medizin, Stv. Leiter der Klinischen Abteilung Angiologie Medizinische Universität Graz Moderation: Dr. Laurenz Schöffmann, MSc Co-Fortbildungsreferent Di. 18. Juni 2019 , 19 Uhr, Ärztekammer, Haus der Medizin, Kaiserfeldgasse 29, Graz NOAK‘s Update für ÄrztInnen in Ausbildung Wann sind NOAK‘s indiziert, wann ist zu pausieren? TÄW FORTBILDUNG AKTUELL Rahmenbedingungen: Einlass 18.45 Uhr, der Weiterbil- dungsteil beginnt exakt um 19 Uhr. Keine Anmeldung erforder- lich. Die Teilnahme ist kostenfrei. UNTERSTÜTZT VON HYPO Steiermark- TurnusärztInnen-Weiterbildung Dr. Bianca Witzschel, Dr. Erfried Pichler, Dr. Rosemarie Brunnthaler-Tscherteu: Neuere und bewährte Methoden der Komplementärmedizin Moderation: Dr. Kurt Usar Referent für Komplementäre Medizin Mittwoch, 22. Mai 2019 19.30 - 21.30 Uhr Ärztekammer, Graz FORTBILDUNG AKTUELL Anmeldung & Info: www.med.or.at/komp Auskünfte: Christian Hohl Telefon 0316/8044-33 E-Mail: fortbildung@aeks tmk.or.at Komplementär Medizin Erich Westendar / pixelio.de ermöglicht, dass ein anderer nachrücken kann – wirke nachvollziehbarer als das Be- harren auf Vorschriften. Oder es solle eine Balance gefunden werden zwischen der gesetz- lich vorgeschriebenen Risiko- aufklärung vor einem chirur- gischen Eingriff und der mus- limischen Überzeugung, wer über Komplikationen spricht, rede sie erst herbei. Könne das Familienoberhaupt bei der Entscheidungsfindung unter- stützen, werde die Akzeptanz vermutlich größer sein. Ver- mutlich – denn natürlich rea- giere jeder Patient individuell. Nach einer Einführung in die muslimische Kultur und Gesellschaftsordnung widmet sie sich der Einstellung zu Gesundheit und Krankheit. Neben urbaner türkischer Bevölkerung, die sich mo- derne Apparatemedizin er- warte, treffe man unter mus- limischen Patienten noch auf solche, die ihre Krankheit auf den „bösen Blick“ zurück- führen. Auch die hierzulande forcierte Prävention erscheine Menschen aus kurzfristig pla- nenden Gesellschaften wenig einsichtig. Krankheit ohne Schme z, wi Di betes, werde oft nicht als real wahrgenom- men. Das Schmerzempfinden finde meist ganzkörperlich statt, daher falle es vielen Menschen aus muslimischen Ländern schwer, Schmerz zu lokalisieren. Dafür gelte es als ganz normal, ihn lautstark auszudrücken. Auch bei Ge- burten: Immerhin bemisst sich in manchen Ländern das Geburtsgeschenk an die Frau nach dem Ausmaß des durch- gemachten Leidens. Arten von Höflichkeit Zu beachten sei auch das divergierende Höf lichkeits- empfinden. Was bei uns als „um den heißen Brei herum- reden“ diskreditiert wird, ent- spreche für viele Muslime wohlerzogenem Kommunika- tionsverhalten. nbedingt rät Eddaoudi dazu, Gespräche auf der Beziehungsebene an- zuknüpfen – etwa mit Fragen nach der Lebens- und Mi- grationsgeschichte – und erst dann zur Sachebene überzu- gehen. Ein direktes „nein“ sei zu vermeiden. Ein Kapitel ist den muslimischen Frauen ge- widmet, wobei Eddaoudi ver- sucht, zwischen den Welten zu vermitteln. Sie empfiehlt, den Ehemann zur Behand- lung mitzunehmen, wenn ein Gynäkologe die Frau unter- sucht, oder Gebärenden in ruhigeren Phasen der Geburt ein Tuch über die entblößte Genitalregion zu legen (worü- ber sich auch manche Gebä- rende ohne Migrationshinter- grund freuen würde). Medikamente auf Alkohol- basis oder in Gelatinekapseln würden aus religiösen Grün- den abgelehnt, da brauche es Alternativen. Ein Ort im Spi- tal zur Wahrnehmung religi- öser Pflichten hingegen kön- ne die Compliance erhöhen. Selbsterfahrung Eddaoudis Buch ist auch eine Anleitung zur Selbsterfah- rung: Am Ende jedes Kapitels laden Fragen zur Selbstrefle- xion ein. Schade nur, dass die zahlreichen Zitate im Buch nicht deutlicher deklariert sind (es steht nur der Name dabei) – es wäre spannend zu erfahren, ob ein Zitat von einem Migrationsforscher oder einer Ärztin stammt. De Kulturen verbindenden Potential des Werkes tut dies jedoch keinen Abbruch. Jaqueline Eddaoudi: Die mus- limische Welt in Krankenhaus und Gesundheitswesen fidibus Verlag November 2018 ISBN: 978-3-943411-34-8 EUR 20,60 www.dieorientalischewelt.com
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