AERZTE Steiermark | April 2019
Ærzte Steiermark || 04|2019 35 wirtschaft & Erfolg der Praxis, eine Zweitmeinung zu einer Erkrankung kann auf- schlussreich sein. Gleichzeitig können sich die ÄrztInnen gut auf ihre Schwerpunkte konzen- trieren. Für die PatientInnen bedeuten mehr ÄrztInnen, dass sie die/den für sie besten wählen können. In der genann- ten Studie sehen sogar 97 % der Befragten einen Vorteil darin, dass mehrere ÄrztInnen in der Ordination tätig sind. Zugleich liegen Vor- und Nachteile in diesem Punkt beieinander wie die zwei sprichwörtlichen Sei- ten einer Medaille: Was ei- nerseits die Möglichkeit der freien Arztwahl für geplante Untersuchungen gibt, hat an- dererseits gegenüber einem herkömmlichen Setting den Nachteil, dass nicht immer die gleiche Ansprechperson da ist. Kontinuität kann nicht so leicht ersetzt werden. Eine gewisse Qual der Wahl ist auch darin zu erkennen, dass die Befragten angaben, vier ÄrztInnen seien genug, mehr würden zu Verunsicherungen führen. Teurer Ausstieg Ein Wagnis besteht, wenn nicht bereits untereinander be- kannte Ärztinnen und Ärzte eine Gruppenpraxis gründen, sondern diese Stellen erst neu ausgeschrieben werden. Statt kontinuierlich zusammenzu- wachsen, finden sich die Ärz- tinnen und Ärzte mitunter in einer spröden Zweckge- meinschaft wieder. Werden Friktionen schlagend, spüren das auch die PatientInnen. Allerdings sollten sich die Be- teiligten vor dem Aus noch mal besinnen, ob sie sich nicht durch rein interne Prozesse von dem wegtreiben haben lassen, wofür sie nach wie vor stehen und was bei gutem Willen wiederherstellbar wäre. Ein Ausstieg aus einer Grup- penpraxis, in der man lang gearbeitet und in die man entsprechend investiert hat, ist wesentlich komplexer als eine Ehescheidung. Scheiden tut in dem Fall besonders weh. Wer glaubt, in der Gruppe gäbe es Gleichheit pur, wird bald feststellen, dass die Mit- glieder zu unterschiedlichen Rollen neigen. Das geht von der Führungsrolle, über die beratende und stützende Rolle, die Gefolgschaftsrolle bis hin zur Oppositionsrolle. Diese Rollen müssen nicht durch verschiedene Persönlichkeits- dispositionen vorgegeben sein, sondern entwickeln sich vor allem auch im Wechselspiel der persönlichen Reaktionen mit den Phasen der Grup- penentwicklung. Erfolgreiche Gruppen können vorüberge- hend auch negative Gefühle, nonverbal wie verbal, zulassen. Für die pädiatrische Gruppen- praxis in Krems wurde der organisatorische Aufwand der Ärztinnen und Ärzte als mo- derat beurteilt. Nur anfangs waren viele Gespräche nötig, bis das Team gut eingearbeitet war und die Arbeitsabläufe gut ineinandergriffen. Literatur: Mag. Sabine Weißengruber- Auer (Ärztliches Qualitätszen- trum in Linz), Mag. Nikolaus Herdega, MSc (Ärztekammer für Oberösterreich): Pädiat- rische Versorgung in Kirchdorf; in: Zeitschrift für Gesundheits- politik – Ausgabe 4/2015; 9–41 Wir beantworten Ihre Fragen per E-Mail info@aekstmk.or.at per Tel. (0316) 8044-0 per Fax (0316) 8044-790 Öffnungszeiten Montag 8.00 bis 17.00 Uhr Dienstag 8.00 bis 17.00 Uhr Mittwoch 8.00 bis 17.00 Uhr Donnerstag 8.00 bis 19.00 Uhr Freitag 8.00 bis 13.00 Uhr Haus der Medizin Eingang Kaiserfeldgasse / Ecke Nelkengasse Informations- & Mitgliederservice
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