AERZTE Steiermark | April 2019

Ærzte Steiermark  || 04|2019 53 niedergelassene Ärztinnen und ärzte Fotos: Schiffer, Stelzl suchen, wenn er als nächster- reichbarer Arzt in Anspruch genommen wird. In geschlos- senen Orten bis 5.000 Einwoh- nern gelten grundsätzlich alle Vertragsärzte für Allgemein- medizin als nächsterreichbar. In Orten mit mehr als 5.000 Einwohnern ist der Vertrags- arzt für Allgemeinmedizin in der Regel nur innerhalb eines Umkreises von 1 Kilometer – gerechnet von seiner Ordina- tionsstätte – zu Krankenbesu- chen verpflichtet, es sei denn, dass er als nächsterreichbarer Vertragsarzt in Anspruch ge- nommen wird. Für den Vertragsfacharzt be- steht die Verpflichtung zu Krankenbesuchen nur dann, wenn der Erkrankte schon in seiner Behandlung steht, nicht ausgehfähig ist und am Nie- derlassungsort des Vertrags- facharztes oder innerhalb eines Umkreises von 5 Kilometern – gerechnet von der Ordinati- onsstätte – wohnt oder wenn er vom behandelnden Ver- tragsarzt als nächsterreichbarer Facharzt berufen wird. Für das Stadtgebiet Graz und Leoben-Donawitz ist der Ver- tragsarzt für Allgemeinme- dizin zu Krankenbesuchen innerhalb eines Umkreises von drei Kilometern, gerech- net von der Ordinationsstätte, verpflichtet; darüber hinaus, wenn er als der nächstgele- gene erreichbare Vertragsarzt in Anspruch genommen wird. Ein zu einem Krankenbesuch nicht verpflichteter Vertrags- arzt (weil nicht nächster­ reichbarer) ist berechtigt, dem Versicherungsträger den Kran- kenbesuch einschließlich jener Wegegebühren zu verrechnen, die bei Inanspruchnahme eines zur Behandlung verpflichte- ten Arztes aufgelaufen wären. Die Mehrkosten an Wegege- bühren kann der Vertragsarzt dem Anspruchsberechtigten unmittelbar verrechnen. Vi- siten in Sanatorien können bei den § 2-Kassen und der SVA nicht verrechnet werden. Lediglich bei Versicherten der BVA, VAEB und KFA wer- den Hausbesuche in Sanato- rien bezahlt. Hausbesuche bei Patienten, die im Spital sind, können nicht mit den Kassen verrechnet werden, da im Zeit- raum während dem Spitalsauf- enthalt des Patienten das Spital die vollständige Versorgung übernimmt. Bei den Kleinen Kassen gibt es eine Vielzahl von Visitenleistungen, getrennt nach Allgemeinmedizinern und Fachärzten. Die Hono- rarordnungen der einzelnen Kassen können Sie auf unserer Homepage im Downloadcen- ter unter Tarife und Verträge http://www.aekstmk.or.at/388 einsehen bzw. downloaden. Die Kilometerverrechnung bei den Krankenversicherungs­ trägern behandeln wir aus­ führlich in der nächsten Aus- gabe von AERZTE Steiermark. Alexander Moussa • Gerd Wonisch BETRIFFT : Kassenärztinnen und Kassenärzte Serie • Teil 4 Der ganz normale Praxiswahnsinn praktisch täglich Von Ulrike Stelzl Heute bin ich gar nicht da Heute ist Dienstag, also mein ordinationsfreier Vormittag. Gleich nach dem Frühstück hänge ich mich in die Buchhal- tung, welche heute erstaunlich schnell erledigt ist. Also bleibt mir noch eine Stunde für mich, in der ich mit meinen Nordic Walking-Stecken durch den Bezirk klappern kann. Danach gehts in die Ordi, um in Ruhe und ungestört Befunde zu lesen und einige Dinge für den Nachmittag vorzubereiten. Ich setze mich gemütlich in die Rezeption und schmökere durch die Inbox. Plötzlich geht die Tür auf und mit einem lauten Rumpler erscheint Herr L. Und da fällt mir auf, dass ich heute ohne aufzusperren beim Haustor hereingekommen war, da Handwerker im Gang werkeln. Also hätte ich wohl gescheiterweise die Ordinationstür zu- sperren sollen. Aber wurscht, jetzt ist es eh zu spät. „Ja Grüß Gott, Herr L.“, lächle ich. „Sie wissen aber schon, dass heute Vormittag keine Ordination ist?“ „Aber natürlich ist Ordina- tion. Heute ist Montag und da sind Sie immer da!“ Da der gute Mann bereits weit über Neunzig ist, soll ihm die zeitliche Desorientierung verziehen sein. Immerhin liegt er ja auch nur knapp daneben. Er braucht ein paar Rezepte und muss dringend wieder einmal mit mir reden. Das tun wir gleich hier und jetzt. Wer weiß, an welchen Tagen er sonst wiederkommt. Als Herr L. die Türe öffnet, um die Ordination zu verlassen, steht Herr G. im Vorzimmer. Ich will schon den Mund auf- machen, aber die Ansage, dass wir geschlossen hätten und ich noch gar nicht da sei, klingt angesichts der sperrangelweit offenen Eingangstüre und der Präsenz meiner Wenigkeit ir- gendwie lächerlich. Also höre ich mir sein Anliegen an. Erstens ist er fest überzeugt von der Tatsache, dass ich diens- tags noch nie Nachmittagsordination gehabt hätte (hab ich seit Anbeginn meiner Niederlassung und Herr G. ist noch jung genug, um das Schild bzw. meine Visitenkarte zu lesen und zu wissen, welcher Tag heute ist). Und zweitens hat er eine Seh- nenscheidenentzündung im Handgelenk. Seit zwei Monaten. Und deshalb kann das nun wirklich nicht mehr warten. Am liebsten würde ich jetzt sagen: „Liebe Leute, ich bin heute gar nicht da. Und übrigens ist heute Sonntag!“ Dr. Ulrike Stelzl ist niedergelassene Ärztin für Allgemein­ medizin. Mehr von ihr gibt es im Buch „Hallo Doc! 2 Der ganz normale Praxiswahnsinn“ (erhältlich bei Amazon).

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