AERZTE Steiermark | Mai 2019

10 ÆRZTE Steiermark  || 05|2019 Fotos: Adobe Stock, Wolf COVER Spezialisten beispielsweise zum Tumorboard oder in- traoperativen Gefrierschnitt hinfahren.“ Wie sie das heute zum Teil auch schon tun. „Meine Vision ist eine stei- rische Zentralpathologie 2030, aber es ist natürlich nicht sinnvoll, die derzeitigen funktionierenden Einheiten zu zerstören.“ Ergebe sich im Zuge von Pensionierungen die Möglichkeit einer Um- strukturierung, möge man die Gelegenheit jedoch nutzen. „Das Fach wächst so rasant an den neuen Fragestellungen und Therapiemöglichkeiten, dem muss Rechnung getragen werden.“ Wichtig ist für Aigelsreiter auch, den Jungen die klinische Ausrichtung des Faches nä- herzubringen, schon in Fa- mulaturen und als Studien- assistenten in Anbindung an das Kernteam. „Wir müssen sie in die Tumorboards mit- nehmen, damit sie wissen, worin die Arbeit der Patholo- gen besteht.“ Ruhe vor dem Sturm Gilt der Entfall der Nacht- dienste bei den Pathologen als Manko, sieht der Chi- rurgie-Fachgruppenobmann, Gerhard Wolf, unter ande- rem die Belastung durch die Nachtdienste als Faktor, der junge Ärztinnen und Ärzte von der chirurgischen Fach- ausbildung abhält. „Die Ein- stellung hat sich gewandelt. Stand die Chirurgie früher noch für Action und das He- roische, suchen die jungen Ärztinnen und Ärzte heute eine gute Work-Life-Balance und empfinden die Nacht- dienste als anstrengend.“ Und so komme es schon jetzt zu einem Interessentenmangel, wenn Ausbildungsstellen ausgeschrieben werden. Auf- grund des fehlenden Nach- wuchses sei die abzusehende Pensionierungswelle nicht so einfach abzufangen. „Man muss ja fairerweise sagen, dass die Stellen derzeit noch gut besetzt sind, aber schon in zwei bis drei Jahren steht eine Pensionierungswelle be- vor. Ich schätze, dass in ein paar Jahren 30 bis 40 Prozent der Chirurgenstellen nicht zu besetzen sein werden“, warnt Wolf. Ähnlich wie Wolf argumen- tiert ÖÄK-Vizepräsident und Kurienobmann Harald Mayer in einer Presseaussendung: Die Altersstatistik „zeigt, dass die Pensionierungswelle das Spitalswesen in seinen ab- soluten Basisleistungen be- droht. Umso wichtiger ist es, jetzt noch Gegenmaßnahmen einzuleiten.“ Mayers Ansatz- punkte lauten: mehr Ärzte in Ausbildung und die All- gemeinchirurgie attraktiver gestalten. „Es braucht eine bessere Work-Life-Balance und eine Ausbildung, in der das Wissen der älteren Gene- ration adäquat an den Nach- wuchs weitergegeben werden kann.“ „Dissonanz im Einsatz der Kräfte“ Fachgruppenobmann Wolf sieht von Seiten der MUG und der KAGes noch zu wenige kreative Ansätze, um dem durch Pensionierungen be- vorstehenden „Brain Drain“ entgegenzuwirken. Dadurch erwartet er sich in ein paar Jahren auch einen „erheb- lichen Mangel an Expertise“, nicht nur an Personal. „Gut versorgt sind die Notfall- und Intensivmedizin sowie die Onkologie. Aber die nor- male Versorgungschirurgie wird sukzessive ausgedünnt.“ Wolf hält es für sinnvoll, vorerst nicht zusätzliche Aus- bildungsstellen zu schaffen, sondern zunächst die Assis­ tenzärztinnen und -ärzte von nichtmedizinischen Tätig- keiten zu befreien. „Ich sehe eine Dissonanz im Einsatz der Kräfte, vor allem der Tur- nusärzte, die nicht ordentlich Arzt sein können.“ In kleineren Häusern könne wegen mangelnder Fallzahlen nicht mehr so umfassend aus- gebildet werden. Von Rotati- onen durch die Häuser, wie sie Österreichs Gefäßchirurgen angesichts eklatanten Nach- wuchsmangels auf der Platt- form nextdoc vorschlagen, hält Wolf dennoch wenig: „Das wäre sinnvoll, ist in der Praxis aber nicht durch- führbar, wie einige erfolglose Anläufe gezeigt haben.“ Sei- ne Lösungsvorschläge bein- halten strukturelle Ansatz- punkte: Der Backoffice-Be- reich möge delegiert werden, um die jungen Ärztinnen und Ärzte von der Administration zu entlasten. Und für die vielen nachrückenden Chi- rurginnen brauche es bessere Konzepte für Karenz und Wiedereinstieg. „Der selbst- „Einerseits nehmen die psychischen Erkrankungen und Krisen zu und andererseits sinkt die Hemmschwelle, zum Psychiater zu gehen.“ Christian Böhm, Fachgruppenobmann Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin

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