AERZTE Steiermark | Mai 2019

ÆRZTE Steiermark  || 05|2019 15 Fotos: Elke Meister, Adobe Stock COVER g e n d zur Ver- b e s s e - rung der §2-Ver- tragsbedingungen. Ein Bei- spiel: „Viele Menschen su- chen gerade in Krisen einen Psychiater auf, der aber nur in vier Prozent der Fälle eine Krisenintervention verrech- nen darf.“ Niederlassung stärken Noch unklar sei, so Böhm, wie letztlich die Verrech- nungsmodalitäten im Rah- men der Österreichischen Ge- sundheitskasse aussehen wür- den. Von dieser Unwägbarkeit würden sich auch Kollegen und Kolleginnen vor der Nie- derlassung abschrecken las- sen. Aktuellen Bedarf gebe es in Liezen; Neubesetzungen in Graz-Umgebung und Leibnitz stünden vor der Tür. „Man darf nicht vergessen, dass der niedergelassene örtliche Psychiater das niederschwel- ligste Angebot ist. Da trauen sich die Leute am ehesten hin.“ Auch hätten sich die Behandlungsmöglichkeiten in der Niederlassung erweitert – etwa durch Depotspritzen für schizophrene Patientinnen und Patienten, wodurch viele stationäre Aufenthalte ver- mieden werden könnten. „Die Kernarbeit eines Psychi- aters ist schön“, betont Böhm. „Man sollte ihn aber nicht mit Bürokratie zudecken.“ Auch wünscht er sich weniger juristische Zwänge: „Als Psy- ärztinnen und -ärzte für Au- genheilkunde und Optome- trie, meint, ein Hilferuf würde wenig helfen. Noch sei auch kein Mangel an ausgebildeten Augenärzten zu verzeichnen. „In den nächsten drei bis fünf Jahren werden wir pensions- bedingt einen Mangel haben.“ Zwei Drittel der steirischen Augenärzte seien über 60 Jah- re alt oder knapp darunter. Noch bemerkt Sochor-Miche- ler auch keinen verstärkten Patientenandrang, trotz der veränderten Altersstruktur der Bevölkerung. „Es kom- men nicht eklatant mehr in die Ordination. Was sich ge- ändert hat ist, dass die Men- schen heute informierter sind und früher kommen, wenn sie eine Veränderung bemerken.“ chiater ist man ja immer mit einem Bein in der Forensik.“ „Umdenken“ vonnöten Vergleichsweise harmlos wirkt da schon das Aufgabengebiet der Augenfachärztinnen und -ärzte. Aber auch sie sind vom demografischen Wandel be- troffen und die GÖG-Bedarfs- studie prognostiziert je nach Rechenmodell schon für 2025 eine Differenz zwischen An- gebot und Bedarf von 89 bis 257 Ärzten pro Jahr – für ganz Österreich. Trotzdem ist die Situation ruhig; die Fachgrup- pe hat noch keinen Hilferuf ausgesandt, wie etwa die Pa- thologen oder Chirurgen. Elisabeth Sochor-Micheler, Fachgruppenobfrau der Fach- Die Fachg ruppenobf rau meint, es befänden sich auch genügend Junge in Ausbil- dung, um die frei werdenden Stellen abzudecken. Eine Ver- besserung der §2-Vertrags- bedingungen wäre jedoch begrüßenswert, schließlich sei die Bezahlung trotz des enorm investitionsreichen apparativen Aufwands nicht besonders hoch. Mit echter Besorgnis beobachtet sie al- lerdings das Phänomen, dass kein Junger mehr bereit sei, in die Peripherie zu gehen. „Sie wollen in der Stadt leben und pendeln nicht einmal nach Voitsberg oder Köflach hinaus und nehmen nicht einmal eine Vertretung außerhalb von Graz an. Hier braucht es ein Umdenken.“ „In den nächsten drei bis fünf Jahren werden wir pensionsbedingt einen Mangel haben.“ Elisabeth Sochor-Micheler, Fachgruppenobfrau Augenheilkunde und Optometrie

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