AERZTE Steiermark | Mai 2019

ÆRZTE Steiermark  || 05|2019 21 IMPFEN Foto: Shutterstock Warum lassen sich Menschen impfen? Die Empfehlung von Gesundheitsbehörden und die unterschiedlichen Impf- pflichten haben beide ihren Stellenwert. Aber weit mehr zählt das Wort der Ärztin oder des Arztes. Laut einer Befragung (Eurobarome- ter) von knapp 12.400 euro­ päischen Bürgerinnen und Bürgern, die sich in den letz- ten 5 Jahren impfen ließen, haben das 63 Prozent wegen einer ärztlichen Empfehlung getan (Hausärztin/Hausarzt oder Kinderfachärztin/Kin- derfacharzt), 24 Prozent we- gen einer Empfehlung durch die Gesundheitsbehörden und 13 Prozent wegen einer gesetzlichen Verpflichtung. In Kroatien, einem Land mit recht strenger Impfpf licht, lassen sich dennoch nur 24 Prozent wegen dieser impfen, 34 Prozent wegen der behörd- lichen Empfehlung, aber 66 Prozent aufgrund des ärzt- lichen Rats (Mehrfachantwor- ten möglich). In Österreich folgen 29 Prozent der behörd- lichen Empfehlung, 6 Prozent der gesetzlichen Verpf lich- tung (obwohl es die eigentlich nicht gibt) und 63 Prozent nennen den ärztlichen Rat als Grund. In nur zwei Ländern der EU-28, nämlich Schwe- den und Finnland, wiegt das ärztliche Wort weniger als die behördliche Empfehlung. Kurz: Ohne Ärzte geht’s nicht – wie der Slogan einer Ärzte- Kampagne völlig richtig hieß. als 2 Jahre) eine endgültige Beurteilung noch nicht mög- lich wäre. Aber: Beim 6-fach- Impfstoff habe es eine Steige- rung der Beteiligung von 92 auf 98 Prozent gegeben. An- dererseits könne eine Impf- pflicht sich negativ für jene Impfungen auswirken, die nicht der Pflicht unterliegen. Aber auch Wichmann wies anhand einer HPV-Befragung bei 1.161 Frauen von 18 bis 25 Jahren darauf hin, welche Bedeutung der ärztliche Rat hat: „Wenn der Arzt sie aktiv angesprochen hat, waren es fast 90 Prozent, und wenn das fehlte, um die 10 Prozent.“ Dennoch: Angesichts des Ma- sernausbruchs in Österreich wirkt die Forderung nach mehr Impfinformation un- zureichend – denn die Infor- mation ist jetzt schon höchst intensiv und hat auch be- trächtliche Erfolge gebracht, aber nicht genug. Deswegen hat sich etwa der steirische Impfpflicht-Debatte Dennoch: Weil die für den Gruppenschutz nötige MMR- Impfrate von 95 Prozent kaum wo erreicht wird und Nichtimpfen auch eine Art von Widerstand gegen Exper- tinnen und Experten sowie ganz generell „gegen die da oben“ geworden ist, gibt es auch gewichtige Argumente für eine Impfpflicht. Wohlge- merkt als zusätzliches Instru- ment neben der weiterhin er- forderlichen Impfinformation, deren Intensivierung in den letzten Jahren ja auch zu einer signifikanten Erhöhung der Impfbeteiligung geführt hat. Der deutsche Ethikrat hat Ende Februar 2019 eine An- hörung mit Expertinnen und Experten zu diesem Thema durchgeführt. Deren Vorsit- zender, der Theologe Peter Dabrocks, stellte dabei auch die beiden relevanten Positi- onen gegenüber: „das Persön- lichkeitsrecht, das Recht auf die Integrität von Leib und Leben“, aber eben auch „die Erwartung an den Staat, Leib und Leben gegen unnötige und effektiv beherrschbare Gefahren zu schützen“. Der Epidemiologe Ole Wichmann vom Robert-Koch-Institut wies dort auf die teils sehr unterschiedlichen Auswir- kungen einer Impfpflicht hin: In Frankreich sei das Er- gebnis positiv, auch wenn auf Grund des kurzen Beo- bachtungszeitraums (weniger Ärztekammerpräsident Her- wig Lindner zumindest für den verbindlichen Impfschutz aller ausgesprochen, die be- rufsbedingt viele Sozialkon- takte haben, „insbesondere der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheits-, Pflege-, Sozial- und Bildungs- bereich“. „Nach der medialen Aufre- gung rund um die Masernfäl- le (…) strömten die Menschen – auch die Skeptiker – in Massen zu den Impfstellen“, schrieb der österreichische und Wiener Ärztekammer- präsident Thomas Szekeres in seinem Blog. Und damit hat er recht: Im Februar 2019 gab es in der Steiermark 8.839 MMR-Imp- fungen, im stärksten Monat 2018 nur 2.605. Am besten wirkt also offenbar die Angst vor der Krankheit. Aber ge- nau die soll die Impfung ja nehmen. Impfen: Ohne Ärztinnen und Ärzte geht‘s nicht Die Stimmen, die sich für Impfpflichten unterschiedlicher Art aussprechen werden lauter. Aber die größte Überzeugungskraft haben Ärztinnen und Ärzte – und das fast überall in Europa. 8.839 2.605 MMR-Impfungen in der Steiermark Februar 2019 Oktober 2018 (stärkster Monat des Jahres) Quelle: Wissenschaftliche Akademie für Vorsorgemedizin

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