AERZTE Steiermark | Mai 2019

ÆRZTE Steiermark  || 05|2019 25 Foto: Furgler/KAGes PATIENTENOMBUDSSCHAFT Als kluger Mann weiß Karl- heinz Tscheliessnigg na- türlich, dass eine Aussage wie „die Elite unter den steirischen Ärztinnen und Ärzten“ einer guten Begrün- dung bedarf: „Für mich sind sie es, weil sie sich täglich den größten Herausforderungen des Arztberufs stellen – im schwersten Notfall und rund um die Uhr für die Menschen da sind.“ Gerne und bereitwillig bindet er aber natürlich auch jene rund 10 Prozent der Notärz- tinnen und -ärzte, die nicht Mitarbeiterinnen und Mit- arbeiter der KAGes sind, in diese Definition mit ein. Die außerdem nicht die einzige Elitendefinition sei: Da gibt es noch die Forschungs- und Bil- dungselite in der Ärzteschaft, jene, die auf dem Gebiet der menschlichen Zuwendung die besten seien und oft in der Praxis oder der Ambulanz erste Anlaufstation für die Menschen sind, oder fachlich herausragende Kolleginnen und Kollegen aller Fachrich- tungen, „die natürlich auch bei anderen Dienstgebern oder im extramuralen Bereich zu finden sein können“. Was sie aber jedenfalls eint, ist ihr Wirkungsbereich, der den Menschen wohl so nahe geht, wie sonst kaum einer. Was wiederum die Ursache dafür sei, „dass hier das Vertrauen der Patienten in ihre Ärztin oder ihren Arzt von enor- mer Bedeutung ist“ und im Umkehrschluss der Umgang mit behaupteten oder tatsäch- lichen Fehlern ebenfalls be- sondere Sensibilität erfordere. Dementsprechend habe die KAGes in den letzten Wochen die steirische Patientenom- budsschaft mehrmals einge- laden, „auf den konstruktiven Weg“ zurückzukehren. Denn die Fakten ergeben aus Sicht der KAGes ein völlig anderes Bild, als durch die heftigen Anwürfe der Patientenan- wältin gezeichnet worden sei: „Wir behandeln in den stei- rischen Landeskrankenhäu- sern Jahr für Jahr mehr als eine Million Patienten ambu- lant und rund 300.000 statio- när. Da dies jeweils viele ein- zelne Behandlungsvorgänge erfordert, werden in unseren Häusern also jährlich viele Millionen Behandlungsvor- gänge geleistet.“ In der Folge wenden sich jährlich etwa 150 oder 160 Menschen mit einer Beschwerde an die Schlich- tungsstelle. Also nicht einmal jeder 8.000ste Patient. Jeder 16.000ste Davon allerdings werden all- jährlich mehr als die Hälfte einvernehmlich – also auch von der Patientenvertretung – nach gründlicher Begutach- tung als unberechtigt zurück gewiesen. „Was bedeutet, dass also höchstens jede 16.000ste Patientin oder jeder 16.000ste Patient zu Recht eine Be- schwerde vorbringt. Und das bei der gegebenen Intensität und Bedeutung der Kunden- beziehung, um die es bei uns geht. Das muss einfach unterstrichen werden, welch tolle Leistungen hier erbracht werden.“ Und selbst bei diesen ver- bleibenden 70 oder 80 Fällen jährlich einige man sich zu 90 Prozent oft rasch und un- kompliziert, jedenfalls aber im Rahmen der Schlichtungs- stelle. „Sehr höflich gedacht mag es wohl an einem sehr hohen Anspruch der schei- denden Patientenanwältin an ihr Durchsetzungsvermögen liegen, wenn sie bei solchen Quoten mit der Arbeit der Schlichtungsstelle derart un- zufrieden ist und uns die Schuld daran gibt“, bleibt Tscheliessnigg Gentleman, „auch wenn ich persönlich das Vorgehen nicht angemes- sen gefunden habe“. Und er will bei aller Kritik an der Art der Kritik auch hier handeln, wie es ihn sein „Beruf, die Chirurgie gelehrt hat: Diagnose und Behand- lung so rasch wie möglich!“ Dementsprechend arbeitet die KAGes an der Einrichtung eines medizinischen Fach- beirates, welcher die Juristen der Rechtsabteilung bei der fachlichen Einordnung und Einschätzung der vorgebrach- ten Beschwerden unterstützen soll. Und auch ein Abgehen von der bisher gepflogenen Nicht-Versicherungslösung werde im Einvernehmen mit dem Eigentümer geprüft: Denn auch der medizinische Fortschritt sei nur durch das Abgehen von vorangegan- genen Paradigmen möglich, allerdings nach gründlicher Prüfung und Überlegung, hier und dort geht es ja um viel! Kritik an der Art der Kritik „Zurück auf den konstruktiven Weg“ lädt der Vorstandsvorsitzende der Steiermärkischen Kranken- anstaltengesellschaft KAGes, Karlheinz Tscheliessnigg, die Nachfolgerin oder den Nachfolger der bald scheidenden steirischen Patientenombudsfrau Renate Skledar ein. Denn die rund 2.500 Spitalsärztinnen und -ärzte der KAGes seien für ihn in gewisser Hinsicht „die Elite unter den steirischen Ärzten, die es nicht verdient haben, öffentlich in ein Licht gestellt zu werden, wie es kürzlich geschehen ist“. Karlheinz Tscheliessnigg bezeichnet das Vorgehen von Patienten­ ombudsfrau Renate Skledar zwar als „nicht angemessen“, will aber beim Schadensma- nagement den- noch handeln. Ein ärztlicher Fachbeirat und eine Haft- pflichtversi- cherung sind in Arbeit bzw. Prüfung.

RkJQdWJsaXNoZXIy NDYwNjU=