AERZTE Steiermark | Mai 2019

ÆRZTE Steiermark  || 05|2019 33 Foto: Shutterstock (Jan Steen: Der Kurpfuscher) RECHT Klage gegen Robert F. Er trägt ein T-Shirt mit dem Wort „Kurpfuscher“ auf der Brust. Ärztinnen und Ärzte bezeichnet er per YouTube-Video als Drogendealer. Auch abgeschlossene und noch laufende Klagen haben ihn bisher von seinem Tun nicht abgebracht – dem Verkauf von Nahrungsergänzungsmitteln, die besser helfen sollen als die ärztliche Heilkunst, wie er behauptet. Er bezeichnet sich selbst als „Kurpfuscher“, auch wenn diesbezügliche Ermittlungen der Grazer Staatsanwaltschaft seit mehr als einem Jahr lau- fen und es daher auch kein Urteil geben kann. Robert F., ein gebürtiger Ru- mäne aus Siebenbürgen, ver- treibt online und über Shops von Partnern in verschie- denen österreichischen Bun- desländern (aber auch ande- ren Staaten) Nahrungsergän- zungsmittel. Er legt großen Wert darauf, keine Diagnosen zu stellen oder Therapien zu empfehlen, sondern sagt nur, was er tun würde. Auf Kritik reagiert der Mann, der violett gefärbte Haare, violette Kleidung und den Verzicht auf Schuhe zu seinen Markenzeichen gemacht hat, immer sehr aggressiv. Ärz- tinnen und Ärzten wirft er in seinen Videos und bei Vorträ- gen vor, „Gift zu verbreiten“, sie seien „geschulte Drogen- dealer“. Außerdem verglich er Ärztinnen und Ärzte mit Josef Mengele. Eine beacht- liche Community hängt an seinen Lippen, verbreitet sei- ne Botschaften weiter und unterstützt ihn bei seinen An- griffen gegen Ärztinnen und Ärzte sowie Apothekerinnen und Apotheker, die ebenfalls rechtlich gegen ihn vorgehen. Die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernäh- rungssicherheit AGES wurde nach einer Produktwarnung von F. ebenfalls als private Firma attackiert. Was F. von anderen, die Ärz- tinnen und Ärzten die wis- senschaftliche Redlichkeit absprechen, unterscheidet, ist sein offensiver Gang in die Öffentlichkeit. Was auch seriöse Medien im- mer wieder dazu bringt, über ihn zu berichten. So hat das ORF-Magazin Konkret vor einigen Wochen einen Bei- trag über ihn gebracht. Der war zwar angemessen kritisch, aber beeindruckt scheint er F. nicht wirklich zu haben. Inzwischen hat die Ärzte- kammer Steiermark stellver- tretend für die betroffenen Ärztinnen und Ärzte auch eine zivilrechtliche Klage we- gen unlauteren Wettbewerbs eingebracht. Mit einer bal- digen ersten Tagsatzung ist zu rechnen. „Wenn Menschen davon abge- halten werden sollen, lebens- wichtige Therapien in An- spruch zu nehmen, ist Gefahr in Verzug und es kann daher keine Toleranz geben – es geht um das Leben und die Ge- sundheit von Menschen“, be- gründete der steirische Ärz- tekammerpräsident Herwig Lindner den Schritt. Die steirische Patientenom- budsfrau Renate Skledar rich- tet in diesem Zusammenhang auch einen Appell an die Menschen, über den Kauf von derartigen Produkten nach- zudenken: „Mit den Ängsten und Hoffnungen von schwer Kranken Geschäfte zu machen, ist verwerflich. Ich verstehe aber, dass sich die Betroffenen an jeden Strohhalm klam- mern. Wenn aber Menschen ohne den massiven Druck ei- ner schweren Erkrankung auf skurrile Angebote hereinfallen, ist das schon sehr bedenklich. Angebliche Nahrungsergän- zungsmittel, die aber laut Be- schriftung für den Kompost- haufen sind, gegen Maulwürfe wirken bzw. als Tierfutter an- geboten werden, sollten doch zum Nachdenken bringen. Da appelliere ich an die Vernunft mündiger Patientinnen und Patienten.“ Der niederlän- dische Maler Jan Steen hat bereits im 17. Jahrhundert die Anziehungs- kraft von Heils- versprechern in ein Bild gefasst. Die Zeiten haben sich geändert, die Anziehungs- kraft offenbar nicht …

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