AERZTE Steiermark | Mai 2019

6 ÆRZTE Steiermark  || 05|2019 BEREICH Eiko Meister Rechtzeitige Lösungen sind nötig Die Bevölkerung im Bezirk Liezen hat mit klarer Mehrheit für die Beibehaltung des bisherigen Zustandes, also für drei Spitäler, votiert. Die Ärz- tinnen und Ärzte sehen das mehrheitlich anders. Nicht, weil sie etwas gegen drei Spitäler haben, sondern weil sie wissen, dass es schon jetzt kaum möglich ist, für drei Spitäler genug qualifiziertes Personal zu finden und dort die ärztliche Ausbil- dung in ausreichender Qualität zu gewährleisten. Hinter der Einschätzung der Bevölkerung steht aber eine klare Botschaft: Die Menschen wollen ärztliche Versorgung in der Nähe. Und dieses Wollen kann man nicht einfach ignorieren. Denn es gibt reale Ängste vor einer Zentralisierung, so notwendig, medizinisch sinnvoll und wirtschaft- lich begründbar sie auch immer sein mag. Das Prinzip des zentralen Spitals aufzugeben, geht natürlich nicht. So zu tun, als ob es diese Volksbe- fragung nie gegeben hätte, aber auch nicht. Jetzt beginnen deswegen die so genannten Mühen der Ebene. Das gilt auch für einen gebirgigen Be- zirk. Da geht es darum, die Erreichbarkeiten zu verbessern – die derzeit 23 Fahrminuten von Rot- tenmann nach Stainach-Pürgg summieren sich in einem durchschnittlichen Arbeitsjahr (ganz ohne Dienste) auf 23 Acht-Stundentage. Muss jemand, der bisher vom Süden nach Rottenmann zur Ar- beit gefahren ist, 23 Tage (!) länger auf dem Weg zur Arbeit verbringen? Das ist nur ein kleines Beispiel für Probleme, die gelöst werden müssen, damit der Unmut der Be- völkerung im Bezirk nicht auf Spitalsmitarbeite- rinnen und -mitarbeiter überschwappt. Natürlich können verkehrspolitische Maßnahmen Linde- rung bringen. Die sind aber bis auf einen Kreis- verkehr (der zur Linderung nichts beiträgt) bisher nur Versprechen und Projekte. Es ist schon klar: Nicht alles kann sofort gelöst werden. Aber rechtzeitig gelöst werden muss es. Vizepräsident Dr. Eiko Meister ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte. INTRA KONT A Auszug aus dem Statement bei der Anhörung zur Impfpflicht des Deutschen Ethikrats, Februar 2019 (Alle Informationen auf www.ethikrat.org ): (…) mit Wissen lässt sich keine Vertrauenslücke fül- len. Eine kritische Öffentlichkeit erwartet viel eher Informationen darüber, wie staatliche Behörden ver- suchen, sich möglichst unabhängig von der pharma- zeutischen Industrie zu machen. Diese Bemühungen zur Unabhängigkeit sind da! Aber man muss sie sichtbarer machen. Viele Angebote zu Informationen kommen aus verschiedenen Quellen mit einem unter- schiedlichen Framing, selbst mit unterschiedlichen Zahlen, und es ist oft schwierig, für Zielgruppen, für junge Eltern sicher, Informationen zu Impfungen zugänglich und kohärent zu finden. Diese zu präsen- tieren, ist eine schwierige, herausfordernde Arbeit für Behörden, die damit betraut sind. Auch die Arbeit, die hinter dem Impfsystem steht – und das ist ja eine starke staatliche Arbeit –, muss sichtbarer werden und einheitlich dargestellt werden. (…) Wenn wir Impfpolitik neu denken möchten – und dazu sind wir auch hier –, muss die Gesellschaft eine aktive Rolle spielen und nicht diese passive und abwartende Rolle, die ihr jetzt zugeschrieben wird. Der Begriff der Impfmüdigkeit riskiert auch, da- von abzulenken, dass es hier um ernstzunehmende Sorgen und Zweifel an einem zentralen Programm des Wohlfahrtsstaates geht. Das bedeutet aber auch, dass Institute und Governance-Instrumente dahin- gehend bewertet werden müssen, dass sie nicht nur Symptome bekämpfen (etwa sinkende Impfraten), sondern auch die Ursachen. Und das sind Vertrauens­ defizite. Es gilt, nicht Wissenslücken zu füllen, son- dern Vertrauen aufzubauen. Dieses Vertrauen kann unter anderem dadurch gestärkt werden, dass man neben Informations- und Bildungsarbeit auch eine Analyse des Systems angeht, sich also anschaut: Wer hat weniger Zugang, wo sind die Barrieren in der Praxis? Mit welchen verschiedenen Öffentlichkeiten hat man es hier eigentlich zu tun? Denn es ist ja auch nicht eine kohärente Öffentlichkeit, die dem Staat hier in dieser Intervention gegenübersteht. Dr. Katharina T. Paul lehrt und forscht am Institut für Politikwissenschaften der Universität Wien. Katharina T. Paul Es gilt, Vertrauen aufzubauen  2 D BATTE

RkJQdWJsaXNoZXIy NDYwNjU=