AERZTE Steiermark | Mai 2019
COVER 8 ÆRZTE Steiermark || 05|2019 Foto: Adobe Stock Wissenszuwachs trifft Anwenderschwund U. JUNGMEIER-SCHOLZ MARTIN NOVAK Es mangelt. An Ausbildungs- stellen oder Interessenten. Am Nachwuchs wie an ferti- gen Oberärztinnen und Ober- ärzten. Nicht nur am Land und nicht nur im Bereich der Kassen(fach)arztstellen. Von manchen Fachärztinnen und Fachärzten gibt es einfach zu wenige; schon jetzt oder höchstwahrscheinlich in na- her Zukunft. Zufriedenstellendes Daten- material dafür gibt es nicht wirklich. Als Basis vieler Überlegungen diente die Ärztebedarfsprognose „Ärz- tinnen und Ärzte: Bedarf und Ausbildungsstellen 2010 bis 2030“ vom Juni 2012, deren Erkenntnisse mittler- weile teils von der Realität überholt werden. Illustrieren lässt sich das am Beispiel der Chirurgie: „Auffallend ist die Entwicklung u.a. in der CH (Chirurgie; Anm. d. Verf.). Hier dürfte sich die Situation in den kommenden Jahren sogar eher verbessern als ver- schlechtern (…)“, steht in der GÖG-Prognose. Die Pres- seaussendung von ÖÄK-Vize- präsident und Kurienobmann der Angestellten Ärztinnen und Ärzte, Harald Mayer, vom 21. März 2019 spricht da eine völlig konträre Sprache. Mayer sieht durch die bevor- stehende Pensionierungswelle von Allgemeinchirurgen so- gar „das Spitalswesen in sei- nen absoluten Basisleistungen bedroht“. Wieder andere prospektive Studien, wie die „Bedarfsstu- die zur radioonkologischen Versorgung (Strahlenthera- pie)“, die die GÖG 2015 im Auftrag der Bundesgesund- heitskommission erstellt hat, wurden nie veröffentlicht. Mangelfach bis 2021 Eines der beiden bisher offizi- ell anerkannten Mangelfächer ist die Kinder- und Jugend- psychiatrie, ein Fach, das erst im Jahr 2007 geschaffen wur- de. Es gilt (bereits in Verlänge- rung) vorerst bis 31. Mai 2021 offiziell als Mangelfach. Das bedeutet, dass gemäß § 10, Absatz 5 Ärztegesetz das Ge- sundheitsministerium nach Anhörung der Kommission für die ärztliche Ausbildung verordnet hat, dass in die- sem Bereich in einer Aus- bildungsstätte zwei Fachärz- tinnen und -ärzte bis zu vier Assistenzärztinnen und -ärzte ausbilden dürfen. Das zweite anerkannte Mangelfach ist die Psychiatrie und Psychothera- peutische Medizin. Mit dem Mangel an Ausbil- dungsstellen und der späten Einführung des Faches Kin- Der aktuelle Wissenszuwachs im medizinischen Bereich macht Diagnosen und Behandlungen möglich, an die vor zehn Jahren noch nicht zu denken war. Den Patientinnen und Patienten hilft diese Entwicklung aber nur, wenn es auch genügend Ärztinnen und Ärzte gibt, die das Wissen anwenden.
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