AERZTE Steiermark | Mai 2019

COVER 9 ÆRZTE Steiermark  || 05|2019 der- und Jugend- ps ych i- atrie al- lein lässt sich allerdings nicht erklären, warum die Steiermark so ek- latant unterversorgt ist. Und unterversorgt ist sie. „Wir behandeln derzeit viel- leicht 30 Prozent jener Kin- der und Jugendlichen, die es brauchen würden“, sagt Thomas Kröpfl, Fachgrup- penobmann der Kinder- und Jugendpsychiater in der Stei- ermark und Inhaber einer Wahlarztordination in Graz. Knackpunkt ist: In der Stei- ermark gibt es 12 Jahre nach Einführung des Sonderfaches noch immer keine einzige kinder- und jugendpsychiat- rische Kassenstelle, was zur paradoxen Situation führt, dass die dringend benötigten und in unserem Bundesland ausgebildeten Fachärzte und -ärztinnen in andere Bun- desländer abwandern oder, wie kürzlich geschehen, eine Praxis eröffnen, die auch eine allgemeinmedizinische Tätig- keit umfasst. „Ohne Zukunftsperspektive“ Das Abwandern in andere Be- reiche resultiert sicher nicht aus bedarfsübersteigender Ausbildung: Diese ist derzeit nur im LKH Graz II und – als Dependance in der dortigen Ambulanz – in der entspre- chenden Ambulanz in Leoben möglich, obwohl das prinzi- pielle Interesse groß ist. „Aber die Steiermark bildet ohne Zukunftsperspektive in der Niederlassung aus“, kritisiert Kröpfl. Politik, Gesundheits- fonds und GKK favorisieren nämlich eine Versorgung in Zentren, was Kröpfl ambiva- lent sieht: „Wir haben nichts gegen Zentren, wollen aber auch klassische Ordinationen als niederschwelliges Ange- bot.“ Die bereits installierten Zentren (unter anderem in Graz, Leibnitz, Weiz, Feld- bach mit kinder- und jugend- psychiatrischer Versorgung) werden zudem oft von Psy- chologen geleitet; der Fach- arzt oder die Fachärztin wird nur im Bedarfsfall hinzugezo- gen. Was nicht unbedingt zur Attraktivierung der dortigen Arzt-Stellen beiträgt. Die Gründung einer Wahl- arztordination stelle für viele ein zu großes finanzielles Ri- siko dar, meint Kröpfl, und auch um die Attraktivität der §2-Kassenstellen müsse man sich kümmern, sobald sie geschaffen seien. Derzeit wird noch mit GKK und Ge- sundheitsfonds verhandelt. „Sehr zäh“ nennt Kröpfl das Vorankommen. Unterschätztes Fach Reich an Ausbildungsstellen ist hingegen die Klinische Pathologie und Molekular- pathologie. Österreichweit, so eine Aussendung der ÖG- Path, seien jedoch von 144 genehmigten Ausbildungs- stellen nur 37 besetzt; in der Steiermark 8 von 36. „In zehn Jahren werden 48 Prozent al- ler heute in Österreich aktiven Pathologen das Pensionsan- trittsalter erreicht haben“, warnt Peter Niedermoser, Präsident der Oberösterrei- chischen Ärztekammer und selbst Pathologe. Der „Pathologen-Mangel ge- fährdet moderne Diagnosen und Therapien und bedroht die Versorgung“, so der Hilfe- ruf der ÖGPath in ihrer Aus- sendung. Denn gerade in der Tumordiagnostik – Stichwort intraoperativer Gefrierschnitt oder Liquid Biopsy – läuft die Pathologie aktuell gerade zur Höchstform auf. Um den Jun- gen dieses oft unterschätzte Fach schmackhaft zu machen, entwickelte die ÖGPath die „Pathology Future Academy“ für den Nachwuchs und für die älteren Semester ein „Pro- ductive Ageing Programm“ mit Sonderverträgen für die Weiterarbeit in Teilzeit nach der Pensionierung. In der Steiermark sieht Fach- gruppenobfrau Ariane Aigels- reiter die Situation differen- ziert: „Bei uns am Klinikum haben wir immer gute Leute in der Pipeline, die oft schon als Tutoren am Institut tätig waren und hier ihre Diplom- arbeit geschrieben haben. Wird eine Stelle vakant, haben wir auch genügend Bewerber.“ Rekrutierungsprobleme, so Aigelsreiter, gebe es vor allem in kleineren Häusern. „Patho- logen arbeiten mittlerweile hochspezialisiert; ein Arzt deckt vielleicht zwei oder drei Subfächer ab. Aber die Aus- bildung muss breit sein und ist daher an großen Instituten mittels Rotation durch die einzelnen Gruppen leichter durchzuführen.“ Ein Manko der Pathologie sei der Entfall der Nachtdienste und der da- mit verbundenen Verdienst- möglichkeiten. „Da sind die Entscheidungsträger gefragt, die Gehälter anzupassen.“ Er- fahrene Pathologen hingegen können schon jetzt durch die Rufbereitschaft für die Transplantationschirurgie ihr Einkommen aufbessern. Zentrallabore auf Achse Aigelsreiters wichtigster Lö- sungsvorschlag zur Beseiti- gung des drohenden Patho- logenmangels setzt bei den Strukturen an: „Am besten wären wenige große Labore, die die kleinen Standorte mitversorgen würden, indem „Bereits vor zehn Jahren hat die Fachgruppe darauf hingewiesen, dass wir auf eine prekäre Situation zusteuern und eine Anerkennung als Mangelfach gefordert.“ Karin Kapp, Vorständin der Universitätsklinik für Strahlentherapie-Radioonkologie

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