AERZTE Steiermark | Juni 2019
24 ÆRZTE Steiermark || 06|2019 MEDIZIN & SCHARLATANERIE fel in einem mittelgroßen Tankschiff. Und so manches Spurenelement – wie bei- spielsweise Zink oder Sili- zium – befinde sich auch in Pflegeprodukten und könne bei einem Analyseweg über die Haut das Ergebnis stark beeinflussen. Petek befürchtet, dass hier ein Geschäftszweig entstehe, der nicht einmal die sim- pelsten Standards erfüllen müsse. Medizinische Labora- torien, die echte Diagnostik leisten, unterliegen einer ei- genen ÖNORM und führen laufend Qualitätskontrollen durch. So ist die Lorenz & Pe- tek GmbH einerseits an Ring- versuchen der ÖQUASTA (der Österreichischen Ge- sellschaft für Qualitätssiche- rung und Standardisierung medizinisch-diagnostischer Untersuchungen) beteiligt. Dabei wird dieselbe Probe von unterschiedlichen La- boren getestet. Andererseits laufen in ihrem eigenen Labor zur Selbstkontrolle tagtäglich Kontrollproben mit, deren Konzentration im Vorhinein bekannt ist. Weibliche Prostata Im Rahmen der Sendung „markt“ des Norddeutschen Rundfunks wurde der Bio scan-SWA am 15. April 2019 mehreren Tests unterzogen, mit vernichtendem Ergebnis: Nach Eingabe eines männ- Aber: Muss jemand, der ein Gerät von knapp 4.000 bis knapp 6.000 Euro je nach Ausführung vertreibt, wirk- lich keinerlei seriösen Nach- weis zu dessen Funktionswei- se erbringen? Warten auf Gutachten Nach mehreren kritischen Medienberichten wurde von der Institut Dr. Rilling GmbH ein Gutachten angekündigt, das allerdings nicht ver- öffentlicht wurde. Auf der Ent ge g nu ng s -Home pa ge von Bioscan-SWA (https:// bioscanswa.info ) wird in einer Reaktion auf die Fernseh- sendung „report München“ im Bayerischen Rundfunk am 26. Februar dieses Jahres auch erklärt, warum nicht: „Unser Institut hat ein Gutach- ten erstellen lassen, das noch von einem Sachverständigen lichen Nutzerprofils wurde der Sensorstab einer Frau in die Hand gedrückt, deren dokumentierte Prostatawerte für Erheiterung sorgten. Als schließlich bei einer ange- schlossenen Auto-Glühbirne ein Eisenmangel festgestellt wurde, lag die Vermutung nahe, die Befundberichte könnten per Zufall generiert werden – allerdings abge- stimmt auf die eingegebenen Namen und Grunddaten. Laut Herstellerangabe soll das Messprinzip jedoch auf Erfas- sung sogenannter Skalarwel- len (das SWA im Namen steht für Scalar Wave Analyzer) ba- sieren, die sich angeblich mit den individuellen Wellen des Organismus überlagern. Das Problem dabei: Skalarwel- len sollen elektromagnetische Wellen sein, deren Schwing- richtung nicht transversal, sondern longitudinal (in Richtung der Wellenausbrei- tung) ausgerichtet sein soll. Noch fehlt allerdings der wis- senschaftliche Beweis, dass es derartige Wellen überhaupt gibt. Kein Problem für die Hersteller: „Wir weisen im- mer darauf hin, dass es sich beim bioscan-swa nicht um eine wissenschaftlich noch schulmedizinisch anerkannte Methode handelt. Deshalb stellt sich die Frage: Warum sollen wir dem NDR schuldig sein, wissenschaftlich (sic) Belege zu liefern?“ beglaubigt werden wird. Auf- grund der im Vorfeld effektha- scherischen Berichterstattung wurde dieses Gutachten dem BR (Bayerischen Rundfunk, Anm. d. Verf.) vorerst nicht zur Verfügung gestellt.“ Um erstaunliche Effekte be- müht waren die Produzenten jener Fernsehsendung gewiss, als sie einen Leberkäse an den Bioscan angeschlossen haben. Aber haben sie des- halb unrecht? Der Hersteller kontert, es handle sich um eine Zweckentfremdung des Gerätes. Wenn man in einen warmen Leberkäse ein Fieber- thermometer stecke, könne man daraus auch schließen, das Nahrungsmittel habe Fie- ber. Doch das Fieberther- mometer misst ja nur die Temperatur – und eine solche hat auch Leberkäse unbestrit- Foto: Shutterstock „Wir weisen immer darauf hin, dass es sich beim bioscan-swa nicht um eine wissenschaftlich noch schulmedizinisch anerkannte Methode handelt. Deshalb stellt sich die Frage: Warum sollen wir dem NDR schuldig sein, wissenschaftlich (sic) Belege zu liefern?“ Erklärung des Herstellers auf dessen Website
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