AERZTE Steiermark | Juni 2019

34 ÆRZTE Steiermark  || 06|2019 WIRTSCHAFT & ERFOLG Illu: Shutterstock WALTER HOCH Es wird beispielsweise eines der beliebtesten Medizintech- nikprodukte, ein neues Ultra- schallgerät, benötigt. Auf dem rasant wachsenden Markt bie- ten sich 4D-Color- und 2D- Schwarz-Weiß-Geräte, sta- tionäre und mobile Modelle, solche mit 2 oder 4 Sonden- steckplätzen und noch viele andere mehr an. Eine erste Auslese trifft die Ärztin/der Arzt danach, welche Modelle jene Organe und Gewebe un- tersuchen können, die in das eigene Gebiet fallen. Nicht jedes Sonografie-Gerät ist für jede Untersuchung geeignet. Die drei Typen, Sektor-, Kon- vex- und Linearsonden, haben auch noch unterschiedliche Schallköpfe. Auf dieser Grundlage wer- den meist gleichwertige Ge- räte verschiedener Hersteller verglichen. Dann kommen technische Feinheiten ins Spiel: Wie viele Steckplätze hat es, wie hoch ist die Bild- auflösung, ist das passende Zubehör problemlos verfüg- bar? Auch Zusatzfunktionen bestimmen die Entscheidung mit: Hat das Gerät einen integrierten Farbdoppler, ein Bildarchivierungssystem, eine Vermessungssoftware oder eine Zoomfunktion? Schließlich taucht die Frage auf: Wo liegt der Preis in dem Bereich, der für Neuge- räte von 15.000 bis 50.000 € reicht? Soll es ein einfaches Dopplergerät sein oder eines aus der Referenzklasse? Usability Egal ob das Medizingerät nun ein Laptop-Format hat oder als 150-kg-System auf einem schmalen Schreibtisch mit PC auf Rollen daherkommt – ob es gerne benutzt wird, hängt auch von seiner Bedienungs- freundlichkeit ab. Über eine alphanumerische Tastatur können PatientIn- nendaten schnell eingegeben werden, dank einer Hinter- grundbeleuchtung bewahrt man auch in abgedunkelten Räumen einen guten Über- blick. Die Usability ist so wich- tig, weil heute beinahe alle Medizinapparate über eine grafische Benutzeroberfläche zu steuern sind. Die Benutzer­ Innen sollen sich gleichsam intuitiv darauf zurechtfinden. Bedienungsfehler oder ein Klick auf den falschen Button sollen von vorneherein weg- konstruiert sein. Neue Technik lockt Über die technischen Aspekte kann sich die Ärztin/der Arzt auch von den Technikfans in der Kollegenschaft informie- ren lassen. Diese finden sich vorwiegend auf Universitäts- und Schwerpunktkliniken und kennen das innovative Produkt meist schon, bevor es auf den Markt kommt. Sie stehen in einem Nahever- hältnis zur Forschung, für die in der Medizintechnik über- durchschnittlich viel ausge- geben wird. Der Löwenanteil entfällt auf die Weiterent- wicklung der hochkompli- zierten „Bildgebenden Ver- fahren“. Das betrifft u. a. auch die Entwicklung des Designs der Geräte. Sie sollen ästhe- tisch schön im Geschmack der Zeit liegen und können durchaus Anleihen von der Unterhaltungselektronik auf- weisen. Auch ÄrztInnen kau- fen lieber ein schönes Gerät, PatientInnen werden lieber von einer „Entertainment- Lösung“ von ihren Leiden abgelenkt. Für manche ÄrztInnen ist ein Kaufargument, dass das an- zuschaffende Gerät nagelneu ist und aus der aktuellsten Generation stammt. Diese Gruppe will sich dadurch auch einen Vorteil bei der Behandlung der PatientInnen verschaffen. Es mag sein, dass damit anfängliche „Kinder- krankheiten“ neuer Medi- zintechnikprodukte in Kauf genommen werden müssen. „Diese Technik passt mir“ Nur mehr selten wird die Apparatemedizin als kaltes Gegenüber der redenden Medizin eingestuft und gemieden. Zu positiv sind die Erfahrungen mit der Medizintechnik. Die Ge- räte werden in immer kürzeren Abständen immer leistungsfähiger, also müssen ÄrztInnen beim Kauf überdurchschnittlich viele Aspekte abwägen. Andererseits wird es kostspie- liger, die Anschaffung eines neuen Gerätes solange hi- nauszuzögern, bis Ersatzteile nur mehr schwer und teuer zu bekommen sind. Für andere ÄrztInnen zäh- len eher die stichhaltigen Erfahrungen mit dem Ge- rät. Dazu können sie sich in einer medizintechnischen Fachzeitschrift oder auf In- ternetportalen, z. B. devi- cemed.de , eingehend infor- mieren. Auch Absatzzahlen und Wachstumsprognosen können die Entscheidung be- einflussen. Die pragmatischen ÄrztInnen müssen in vielerlei Hinsicht von dem in Frage kommenden Medizinprodukt überzeugt sein. Das ist den Herstellern einen deutlich höheren Marketingaufwand wert. Wenn die Pragmatiker von einem Medizinprodukt nicht überzeugt werden kön-

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