AERZTE Steiermark | Juni 2019
ÆRZTE Steiermark || 06|2019 49 Foto: NIEDERGELASSENE ÄRZTINNEN UND ÄRZTE s: Schiffer, Stelzl Die Regelung in der Honorar- ordnung lautet wie folgt: Die Feststellung der Honorar- summe der angeführten Leis- tungen erfolgt grundsätzlich mit den im Tarifverzeichnis angeführten Honoraransätzen. Bis zu der Summe, die sich aus Multiplikation der Be- handlungsfälle des Arztes (des Gesellschafters bzw. der Ge- sellschafter eines Faches in der Gruppenpraxis) mit dem in der Grafik (Abb. 1) ausgewie- senen Betrag errechnet, wer- den die Leistungen mit dem Honoraransatz lt. Tarifver- zeichnis honoriert (Stufe 1). Darüber hinausgehende Leis- tungen werden bis zu 20 % der für die Stufe 1 errechneten Summe mit 2/3 des Honorar ansatzes lt. Tarifverzeichnis honoriert. Alle darüber hi- nausgehenden Leistungen werden mit 1/3 des Honorar ansatzes lt. Tarifverzeichnis honoriert. Tab. 1 soll Ihnen die Regelung am Beispiel eines Facharztes für HNO besser erläutern. Der Faktor ist ein verhandel- ter Wert, der bei Tariferhö- hungen oder bei der Einfüh- rung von neuen Leistungen angepasst wird bzw. wurde. Es bestehen für jede Fachgruppe unterschiedliche Werte. Bei Fragen senden Sie bitte ein E-Mail an: ngl.aerzte@aekstmk.or.at Alexander Moussa • Gerd Wonisch BETRIFFT : Kassenärztinnen und Kassenärzte Serie • Teil 6 Der ganz normale Praxiswahnsinn PRAKTISCH TÄGLICH Von Ulrike Stelzl Cholesterin-Terror Mit kaum einem anderen Wort kann man die Patienten in der westlichen Welt so schön terrorisieren wie mit demWörtchen Cholesterin. Irgendwann vor vielen Jahrzehnten hatte man den Zusammenhang zwischen diesen Teilchen und dem dro- henden Herzinfarkt gefunden. Viel hatte man anfangs nicht davon verstanden, doch Heerscharen von Diätologen und Ärzten begannen gegen Steaks, Schinken und Eier sowie But- ter, Speck und Würste zu predigen. Wer in selbstmörderischer Absicht nicht gewillt war, diesen zu entsagen, konnte ganz sicher mit seinem Schlaganfall oder Herzinfarkt rechnen. Irgendwann beobachtete man dann, dass von drei Nachbarn, die immer „Bacon and Eggs“ gefrühstückt hatten, der eine in jungen Jahren tot umfiel, der zweite irgendwann ein kardio- vaskuläres Ereignis kurzzeitig überstand und der dritte heute noch lebt. Dann fand man das gute und das böse Cholesterin. Frauen vor der Menopause durften eher auf den Schutz des guten hoffen und etwas mehr Butter aufs Brot streichen, wäh- rend sie ihren Männern Vollkornweckerln und Salat zu essen gaben (was diese meist verweigerten und gegen Würste oder Speck austauschten). Dann kam die Erkenntnis, dass das mit dem Cholesterin und dem Essen doch nicht so toll funktio- nierte und zu einem nicht unerheblichen Teil ein genetisches Problem war. Damit war erklärt, warum der dritte Nachbar immer noch lebt, und warum sich Lipidsenker gut verkaufen. Außerdem beruhigt es das Gewissen, wenn man eh nicht viel dafür kann. Und immer noch war es schön, ein hohes HDL zu haben. Menschen wie ich verließen sich auf die segensreiche Wir- kung der körpereigenen Wundersubstanz, die da durch un- sere Gefäße rauschte. „Boa, du hast ein hohes HDL, Neid!“, machte einen stolz zu hören. Bis im letzten Jahr eine Studie herausfand, dass dem doch nicht ganz so sein soll. Hoch ist gut, aber zu hoch soll´s denn auch wieder nicht sein. Denn sonst droht schon wieder der Herzinfarkt. „The lower, the better“ beim bösen LDL ist selbst- verständlich. Wohin aber nun mit dem ehemals schönen, hohen HDL? Vielleicht aber findet man nächstes Jahr heraus, dass das alles so gar nicht stimmt? Dem dritten Nachbarn ist es egal. Er macht sich eine Eierspeis und ein schönes, dickes Butterbrot dazu. Dr. Ulrike Stelzl ist niedergelassene Ärztin für Allgemein medizin. Mehr von ihr gibt es im Buch „Hallo Doc! 2 Der ganz normale Praxiswahnsinn“ (erhältlich bei Amazon). Tab. 1: Beispiel FA HNO Fälle pro Quartal 1.000 Honorar vor Degression € 40.000,00 Faktor FG HNO € 30,2073 Vollhonorierung € 30.207,30 100,00 % € 30.207,30 20%-Honorierung € 6.041,46 66,67 % € 4.027,84 Rest € 3.751,24 33,33 % € 1.250,29 € 40.000,00 € 35.485,43 Degression € 4.514,57 Degression in % 11,3 %
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