AERZTE Steiermark | Juli/August 2019

Ärztin im besonderen dienst vergeblich darauf, einmal eine Äsche mit der charakteris- tischen fahnenartigen Rü- ckenflosse zu erspähen. Denn „ihre“ 150 Äschen scheinen verschollen zu sein; abgewan- dert oder gefressen. „Geht nicht, gibt´s nicht“ Abgesehen vom unerklär- l ichen Äs chens chwund scheint Roth noch nicht viele Rückschläge erlitten zu haben. Nach der Matura absolvierte sie in Graz in zwölf Semestern ihr Medizinstudium (nach- dem sie sich ein Jahr lang in der Psychologie versucht hat- te), schloss den Turnus und schließlich ihre Facharztaus- bildung an. Seit ihrem Ein- stieg bei den Elisabethinen, der dritten und letzten Stati- on ihrer Facharztausbildung nach dem LKH Deutsch- landsberg und dem Klinikum u. jungmeier-scholz Beim Fliegenfischen von Na- tur und Stille umgeben zu sein, bis zum Oberschenkel in kühlendem Wasser und sich ganz auf den Wurf fokus- sieren zu können erlebt Eli- sabeth Roth als persönliches Paradies und als Ausgleich zu ihrem anspruchsvollen Berufsalltag. „Ich denke dabei nur an den Fisch, die Fliege und die Strömung.“ Beruflich fühlt sich Roth seit acht Jahren im Krankenhaus der Elisabethinen als An- ästhesistin wie der sprich- wörtliche Fisch im Wasser. Vor genau einem Jahr hat sie ebendort das Primariat übernommen. Die Intensiv- medizin war immer schon ihr erklärtes Ziel gewesen und heute ist sie froh, dass sie den Weg über die Anästhesie und nicht über die Innere Medizin genommen hat. „Da hat man mit Patienten je- den Alters vom Kleinkind bis zum Hochaltrigen zu tun, es ist schnell ein Ergebnis zu sehen und vom Punktieren übers Intubieren bis hin zum Wurzel-Blockieren kann man viel mit den eigenen Händen tun.“ Dass im Bereich der Anästhesie zahlreiche Auf- gaben auch von Maschinen übernommen werden, stört sie nicht. „Immerhin muss ich für die Geräte denken.“ Elisabeth Roth ist von Natur Graz, wurde sie dort bereits zum Mitglied des Notfall- teams, des Ethikteams, der OP-Koordination sowie des Simulationszentrums bestellt. Zwischenzeitlich war sie auch als Spitalsärztevertreterin tä- tig, bevor sie das Primariat übernahm. „Geht nicht, gibt´s nicht“, lautet ihr Motto – und sie meint, sie sei noch nie an dessen Grenze gelangt. Überkommt sie beim Fischen einmal der Zorn – weil sich die Schnur im Gebüsch verhed- dert hat oder die Fliege verlo- ren ging – geht sie auf Distanz. „Dann lege ich die Rute weg und setze mich entweder in die Wiese, um meinem Partner zuzuschauen oder ich laufe den Hang hinauf.“ Beim Fischen ist sie aus- schließlich auf das aktuelle aus stressresistent. „In einer Akutsituation bin ich sogar noch ruhiger als sonst. Da tritt dann ein Automatismus in Kraft und nach maximal 10 Sekunden Überlegen läuft alles wie im Film einfach ab.“ Laut wird sie dabei nach eigenen Angaben nie. Eher wortkarg: Oft reicht dann ein einziger Satz, um das Wesent- liche zu kommunizieren. Große Herausforderung Um diese Stressresistenz zu konservieren, lädt Roth ihre inneren Batterien regelmä- ßig auf: beim Berglaufen wie beim Fliegenfischen. Wäh- rend der Berglauf so rich- tig auspowert – „Ich muss ja gleich 5.000 Höhenmeter bezwingen und elf Stunden laufen, weil ich immer schon die große Herausforderung gesucht habe“ –, kommt sie beim Fischen zur totalen Ruhe. Seit 14 Jahren begleitet sie ihren Partner, bewundert sein „Geschick und Gespür“ und beobachtet ihn, um zu lernen. Während das Paar zu- nächst oft in der trüben Sulm gefischt hat, zählt nun – ne- ben Urlaubsdestinationen von den provenzalischen Gorges du Verdon bis nach Südti- rol – eine Vier-Kilometer- Strecke im Naturschutzgebiet der Raabklamm zu ihrem gemeinsamen Revier. Einmal haben sie schon selbst Fi- sche gesetzt: Bachforellen und Äschen. Seitdem wartet Roth „Ich denke nur an Fisch, Fliege und Strömung“ Anästhesie-Primaria Elisabeth Roth lebt im Moment. In medizinischen Akutsituationen ebenso wie beim Fliegen­ fischen. Den Fisch zu fangen bedeutet für sie eine Bestätigung ihres technischen Könnens und ihres Gespürs für den Lieb­ lingsplatz des Fisches. Danach lässt sie ihren Fang wieder frei. 16 Ærzte Steiermark  || 07/08|2019 Elisabeth Roth ist auch eine herausragende Bergläuferin. Wenn es sein muss, schafft sie auch 5.000 Höhenmeter auf 50 km in 8 bis 11 Stunden.

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