AERZTE Steiermark | Juli/August 2019

Ærzte Steiermark  || 07/08|2019 17 Tun fokussiert und danach entsprechend müde. „Auf eine gesunde Art müde“, wie sie betont. Auch der Fisch mag nach dem Kampf mit Roths Fangtechnik müde sein, aber er überlebt das Kräftemes- sen. „Die Fische sind meine Freunde und ich versuche, ih- nen nicht wehzutun. Ich lasse sie auch alle wieder frei.“ Die Vorstöße ihres Partners, doch einmal einen mitzunehmen und zu grillen, konnte sie bisher noch abwehren. Wobei sie durchaus Fisch isst, weil sie das aus kulinarischen wie physiologischen Gründen be- fürwortet – aber eben keinen „befreundeten“. Und schon gar nicht möchte sie einen töten. Schmaler Grat Mit ihren Hobbys wie mit ihrer beruf lichen Position ist Elisabeth Roth in Män- nerdomänen eingedrungen. Beim Berglaufen und beim Fliegenfischen war das „nie relevant“, aber im Job spürt sie schon Vorbehalte männ- licher Kollegen ihr gegenüber. Roth hat ihren Weg gefunden, darauf zu reagieren, weiter- hin straight zu entscheiden und dabei doch eine gewisse Weiblichkeit zu bewahren. „Der Grat zwischen ‚ Bissgurn ’ und jemandem, der sich un- terbuttern lässt, ist schmal …“, erklärt sie nachdenklich. In ihrem eigenen Team ach- tet sie auf eine ausgewogene Geschlechterverteilung. Doch ihr Job hat möglicherweise ein Ablaufdatum, falls nach der Zusammenlegung der Grazer Ordensspitäler keine entsprechende Position für sie gefunden werden kann. Konkrete Ziele verfolgt sie keine, „denn dazu lebe ich zu sehr im Moment. Ich ver- suche, im Jetzt das Optimum zu bringen.“ Egal ob beruflich oder privat: Sie legt sich selbst dabei die Latte gerne hoch. Aber eine Vision für das mög- liche Danach hat sie schon. „Ich war als junge Ärztin drei Jahre lang im mobilen Palliativteam in Deutschlandsberg. Das war die Art von Arbeit, nach der ich am zufriedensten heimgekom- men bin. Aber ich war noch zu jung dafür.“ Die Fähigkeit zur Abgrenzung habe unter den prägenden Eindrücken der Arbeit gelitten und es sei ihr schwergefallen, den restlichen Tag über auf die leichte Seite des Lebens zurückzukehren. Geheimnis der Opiate Ob ihre ärztliche Zukunft nun im Palliativbereich liegt oder weiterhin in der Anästhesie – sie bringt die für beide Bereiche wichtigen Voraussetzungen mit: den versierten Umgang mit Schmerzmitteln ebenso wie ihre Entscheidungsfreude und -fähigkeit und den Mut, Verant- wortung zu tragen. „Ich verste- he mittlerweile das Geheimnis der Opiate“, sagt sie. Denn sie geht den Dingen gerne auf den Grund. Als Anästhesistin, wo sie neben der Arbeit vor Ort nicht nur Studien durchackert und auf Kongresse fährt, son- dern auch mit großer Freude in anderen Häusern hospitiert. So wurde sie durch einen Auf- enthalt in Belgien zu einer der österreichischen Pionierinnen der opiatfreien Narkose. Mit ebendieser geistigen Of- fenheit und Konsequenz erwei- tert sie aber auch ihr Wissen über die Fische, die sie fangen möchte. „Ich lese mir Kennt- nisse über ihre spezifischen Eigenschaften an, um mich hineindenken zu können, an welchen Stellen sie zu finden sein werden.“ Am Wasser stu- diert sie dann den Untergrund, Steine, Lichteffekte und mög- liche Verstecke – und wirft aus. Mit gekonnter Technik, aber doch auch nach Gefühl. Fotos: beigestellt Karriere mitKAGes Alle Stellen für Ärztinnen/Ärzte und andere Gesundheitsberufe in den steirischen LKH. www1.kages.at/jobs-bildung/unser-angebot KAGes-Jobportal 2018.indd 1 13.12.2017 13:22:33 Ärztin im besonderen dienst Beim Fliegen- fischen kommt Anästhesie- Primaria Elisa­ beth Roth zur totalen Ruhe. Ein wohltuen- der Kontrast zum Beruf. Und wenn sie sich doch einmal ärgert, läuft sie. Berg- auf.

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