AERZTE Steiermark | September 2019

10 ÆRZTE Steiermark  || 09|2019 Grafik: WAVM/Conclusio, Foto Symbol COVER bekommen zu haben. Die Ursachen wurden mit ho- her Wahrscheinlichkeit ge- funden, die Routinen wur- den angepasst. Ob ELGA allerdings den Belastungen auch standhält, wenn weitere Werkzeuge (außer der E-Me- dikation) breit ausgerollt wer- den, scheint zumindest offen. Sozialministerium dazu be- wogen, auch „unabhängige Experten“ einzubeziehen, kon- kret die Grazer TU-Profes- soren Reinhard Posch und Siegfried Vössner. Ersterer war schon bei der Entwicklung der ELGA-Sicherheitsarchitektur dabei, ist also kein ELGA- Neuling. Vössner dagegen hat bei ELGA noch nicht mit- gewirkt, sehr wohl aber bei anderen Bundesprojekten. Der ehemalige Stanford-Forscher und McKinsey-Berater wurde kurz nach der Jahrtausend- wende zum Professor für den neu eingerichteten TU-Graz- Lehrstuhl Maschinenbau- und Betriebsinformatik berufen. Sensible öffentliche und pri- vatwirtschaftliche IT-Projekte sind seine Spezialität. Leisch sieht in der Beauftra- gung hochkarätiger externer Fachleute kein Problem, ganz im Gegenteil: „Die Einholung unabhängiger Expertenmei- nungen kann uns nur stär- ken“, sagt er selbstbewusst und erwartet sich einen „Dia­ log auf Augenhöhe und pro- fessionelle Entlastung“. Die scharfe Kritik der Ärzte- kammer an der mangelnden Einen Fehler will Leisch je- doch nicht sehen: „Wir haben uns professionell vorbereitet, aber der Echteinsatz ist immer anders“, sagt er. Bei Pilotversu- chen könne man „vor allem die Funktionen testen“, manche Probleme zeigten sich aber eben erst im Hochlastbetrieb. Während mit den Spitälern pro Monat rund 800.000 Be- funde zu verarbeiten waren bzw. sind, schnellt diese Zahl aktuell mit der Einbindung der niedergelassenen Ärz- tinnen und Ärzte um rund 7 Millionen pro Monat hinauf. Die Ausfallsereignisse bei der E-Medikation haben das „Vor allem ein Schreibethema“ Wie gut wird ELGA wahrgenommen? 39 niedergelassene Ärz- tInnen und 221 Spi- talsärztInnen füllten dafür Fragebögen zu den ELGA-E-Befun- den aus. Über die Ergebnisse der Eva- luierung im Auftrag des So- zialministeriums, der Län- der und der Sozialversiche- rung haben wir berichtet. Mehr als ein Drittel der Be- fragten aus dem niederge- lassenen Bereich und sogar zwei Drittel der Kranken- haus-Ärztinnen und -Ärzte stuften ihre Zufriedenheit mit ELGA nur als „genü- gend“ oder sogar „ungenü- gend“ ein. Die Grundge- samtheit der niedergelas- senen Ärztinnen und Ärzte (sie mussten ELGA nutzen und per E-Mail erreich- bar sein) betrug nur 103, da ist der Rücklauf von 39 Fragebögen, für die es allerdings eine finanzielle Motivation gab, gar nicht schlecht. Weniger zufrieden kann man wohl mit 221 Spitalsärztefragebögen sein. Aber das geringe Interesse liege wohl daran, dass man in der Spitalskommunikati- on „relativ wenig Wert auf den Nutzen gelegt“ habe, argumentiert Leisch: „ELGA ist vor allem ein Schreibethe- ma.“ Der ELGA-Geschäfts- führer ist davon überzeugt, dass ELGA „dann interes- sant wird, wenn die Befunde aus anderen Bereichen dazu kommen“. Konkret nennt er externe Labors und die Radiologie. Wann das sein wird, ist unklar: „Das ist eine Sache der Systempart- ner – wir können nur darauf hinweisen.“ Die politische Entscheidung wird wohl auch von der Bereitschaft abhängen, Geld zu investieren. Immerhin ist von einem zweistelligen Millionenbetrag die Rede. Befragt wurden auch die Software-Hersteller. 11 da- von haben teilgenommen. Ein Ergebnis, das Leisch als „enttäuschend“ bezeichnet. „Die Einholung unabhängiger Expertenmeinungen kann uns nur stärken.“ Franz Leisch

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