AERZTE Steiermark | September 2019
14 ÆRZTE Steiermark || 09|2019 Vereinigung? Die Drei-Gesellschaftenlösung sei historisch begründet, sagt Leisch. Seitens der Ärz- tekammer gibt es die Forderung, die drei Firmen zu vereinen. Leisch ist da vorsichtig. Wobei er sich ein gemeinsames Auftreten der ELGA GmbH und der SVC nach dem Prinzip „One face to the customer“ durchaus vorstellen kann. Zentral oder regional? Wenn es um zentrale IT-Projekte geht, weisen Befürworter gerne auf die baltische Republik Estland hin. Auch wenn das Land eine Einwohnerzahl hat, die kaum größer als die der Steiermark ist. Für Leisch steht aber außer Frage: „Acht bis neun Millionen Einwohner rechtfertigen ein Zentralprojekt.“ Der Idee nur regionaler IT-Vernetzung – etwa innerhalb von Bundesländern – erteilt er damit eine klare Absage. Wohl auch aus seiner persönlichen Biografie heraus. Als Oberösterreicher mit Arbeitsplatz in Wien und Wohnort in Niederösterreich will er ärztliche Hilfe und Information jedenfalls in diesen drei Bundesländern. Überrollt? Weniger recht ist ihm die Vielzahl von ELGA- und IT-bezogenen Projekten und Werkzeugen (E-Befund, E-Rezept, E-Medi- kation, E-Impfpass …) in rascher Abfolge. Leisch sieht „eine gerechtfertigte Wahrneh- mung des Überrollens“ bei Ärztinnen und Ärzten. Sein Fazit: „Wir müssen uns besser abstimmen.“ Denkbar sei es zum Beispiel, ein Werkzeug in einem Bundesland und das andere in einer anderen Region auszurollen. Oder die Taktung zu entschleunigen. COVER „Jemand muss es machen“ Nach dem letzten Masernausbruch gab es den politischen Wunsch nach rascher Einführung eines elektronischen Impf- passes bis 2021. ELGA-Geschäftsführer Franz Leisch unterstützt die Bestre- bungen, sieht das Ziel aber als sehr ambi- tioniert an: „Wir werden es nur unter ge- änderten Rahmenbedingungen schaffen, 2020 den Piloten zu machen und bereits 2021 österreichweit auszurollen.“ Ein heikles, aber wichtiges Thema ist die Übernahme vorhandener Impf- daten – unabhängig davon, ob sie sich in einer zentralen Impfdatenbank befinden (wie die steirischen Daten zu den Gratisimpfungen für Kinder und Jugendliche) oder ganz konventionell in Papierimpfpässen. Bei Impfdaten- banken geht es auch um die mögliche statistische Auswertung, wie etwa die Studie „Regionale Unterschiede des Impfverhaltens in der Steiermark“, die, wie berichtet, wertvolle Aufschlüsse über regional unterschiedliche Impf- beteiligungen liefert. Die gesetzliche Grundlage für die Übernahme aus Datenbanken, die es etwa auch in Wien gibt, ist in Vorbereitung. Ganz grundsätzlich geht es aber auch um den persönlichen Impfstatus. Wo- bei nicht unbedingt alle Impfungen elektronisch nachdokumentiert wer- den müssen – oft genügt die letzte Auffrischungsimpfung. Die kann aber Jahre zurückliegen und trotzdem Im- munität bedeuten, etwa eine Tetanus- Impfung 8 Jahre zuvor. Doch wer soll nachdokumentieren? Eine Idee ist, dass es die Geimpften selbst machen. Da gibt es aber ernst- hafte Qualitätsbedenken, vor allem ohne ärztliche Kontrolle und Freigabe. Eine andere Idee ist, dass es Ärztinnen und Ärzte tun. Wie aber soll das mit dem knappen ärztlichen Zeitbudget vereinbar sein? Es könnten auch spe- zielle Servicestellen tun. In jedem Fall aber gilt: Eine Leistung Dritter – egal ob von Ärztin/Arzt oder Servicestelle – kann es nicht zum Nulltarif geben. „Jemand muss es machen“, sagt Leisch jedenfalls. Er rechnet aber mit einem „langjährigen Prozess“, bis es den E- Impfpass im Vollbetrieb tatsächlich geben kann. Und hat auch einen ein- schränkenden Hinweis in Hinblick auf den Nutzen: „Der E-Impfpass kann nur Teil der Maßnahmen zur Steige- rung der Impfrate sein.“ Schließlich geht es ja nicht nur um Wissen um den Impfstatus, sondern auch um Sorgen, Ängste und inhaltliche Fragen. Eines der E-Impfpass- Probleme, die zu lösen sind: die Übertragung wertvoller Impfinformati- onen aus herkömmlichen Impfpässen.
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