AERZTE Steiermark | September 2019
24 ÆRZTE Steiermark || 09|2019 IMPFEN Auf eine stolze 92,5-Prozent- Masern-Impfrate kommt Deutschland nach offiziellen Zahlen des Robert-Koch-In- stituts (RKI). Damit würden die 95 Prozent, die notwendig sind, umMasernausbrüche zu verhindern, fast erreicht. Die erste Masernimpfung haben nach RKI-Berechnung sogar mehr als 97 Prozent. Der jüngste Arzneimittelreport der zweitgrößten deutschen Krankenversicherung, der Grundgesamtheit ist falsch. Die deutlich geringere Impf- quote laut Barmer-Report weist auch erhebliche regio- nale Unterschiede auf (siehe Grafik auf Seite 25). Bezogen auf die 2015 Geborenen liegt sie (abgesehen vom Sonder- fall Sachsen, wo es andere Impfempfehlungen gibt als im sonstigen Deutschland) zwischen knapp 72 und über 83 Prozent. Das sind ähn- liche Differenzen, wie wir sie auch aus der umfassenden Steiermark-Studie der Wis- senschaftlichen Akademie für Vorsorgemedizin kennen. Für die beachtlichen Diffe- renzen gibt es auch keine ein- fachen Erklärungen. Weder ein konsistentes Ost-West- Gefälle, noch eine klare Ab- hängigkeit von Wirtschafts- kraft und Urbanität ist durch- gehend erkennbar. Der Barmer-Report kann aber, da es um die eigenen Versicherten geht, die Impf- beteiligung mit einigen sozio demografischen Daten der Eltern „matchen“. Demnach haben Kinder von Eltern „ohne anerkannte Berufsaus- bildung“ eine – allerdings nur „etwas“ – höhere Chan- ce, in den ersten beiden Le- bensjahren nicht geimpft zu werden. Das gilt auch für Kinder „besonders junger“ oder „älterer“ Mütter. Und für Kinder von Eltern, die auch Barmer, lässt aber Zweifel an der Richtigkeit dieser Zah- len aufkommen. Laut Bar- mer liegt die Impfbeteiligung nur um die 80 Prozent. Die Abweichung erklärt der Arz- neimittelreport 2019 so: Das RKI bezieht die Daten aus den Impfpässen. Diejenigen – und das sind laut Barmer 16 Pro- zent der Kinder und Jugend- lichen –, die keinen Impfpass haben, werden einfach nicht berücksichtigt. Sprich: Die die homöopathische Versor- gung versichern haben lassen. Diejenigen, die an einem spe- ziellen Kinder- und Jugend- programm mit erweitertem Früherkennungsprogramm teilnehmen, sind dagegen impffreudiger als der Schnitt. Gar nicht geimpft 3,3 Prozent der 2015 gebore- nen Kinder waren zum Un- tersuchungszeitpunkt 2017 (also in den ersten beiden Le- bensjahren) gar nicht geimpft. Schaut man sich die 2013 Geborenen (für die ersten 4 Lebensjahre) an, sinkt die Zahl der gar nicht geimpften Kinder etwas, nämlich auf 2,8 Prozent. Auch bei den gar nicht Ge- impften gibt es starke Unter- schiede zwischen den deut- schen Bundesländern (Grafik Seite 25 ganz rechts). In Ba- yern sind demnach 5,3 Pro- zent der 2015 geborenen Kin- der nach 2 Jahren gar nicht geimpft. Ganz im Osten, in Brandenburg – also rund um die Hauptstadt Berlin –, sind es prozentuell weniger als halb so viele nicht Geimpfte. Beteiligung steigt Auch wenn all diese Zahlen nicht durchwegs rosig sind, gibt es doch eine positive Aus- sage in dem Report der deut- schen Krankenversicherung: Die Impfbeteiligung steigt. Das lässt sich anhand der Masern gut darstellen. Beim Die deutsche Bundesregierung hat im Juli die Einführung einer weitgehenden gesetz- lichen Masernimpfpflicht ab 2020 beschlossen. Auch in anderen europäischen Staaten gibt es eine Impfpflicht gegen Masern und andere Krankheiten: Dazu zählen etwa Frank reich, Italien, Kroatien, Lettland, Tschechien und Ungarn. Gegner der Impfpflicht wollen (noch) mehr Information. Die Zahlen zeigen allerdings, dass gute Information zwar hilfreich ist, aber offenbar ihre Grenzen hat. Deutschland verpflichtet Samstag, Sonntag, Feiertag, 9 bis 13 Uhr, hat eine Ordination für Notfälle geöffnet. Infos: www.kijno.at KIJNO_Inserat_98x135_Kleine.indd 1 05.01.2019 13:06:25
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