AERZTE Steiermark | Oktober 2019
ÆRZTE Steiermark || 10|2019 57 NIEDERGELASSENE ÄRZTINNEN UND ÄRZTE ausgeführten gesetzlichen Aufgaben angemessen erfüllt werden könnten, müsste tat- sächlich Einiges geschehen. Das beginnt beim Schulärzte- honorar: Selbst der im Mus ter-Werkvertrag (abruf bar über die Website der Ärzte- kammer Steiermark) Emp- fehlungstarif genannte Betrag von 14 Euro pro Kind ist für eine gesetzeskonforme, jähr- liche Untersuchung äußerst knapp bemessen – tatsächlich sollen aber viele Pflichtschul ärztinnen und -ärzte jedoch nicht einmal den bekommen. Außerdem wird berichtet, dass manche Schulerhalter die Untersuchungen aus Er- sparnisgründen nur alle zwei begründet, die aber genau die Gemeinden beheben könnten. Dass das Schulärztesystem „reformbedürftig“ ist, wie es in der offiziellen Stellung- nahme des Gemeindebundes heißt, bestreitet auch kaum je- mand. Nur dass Abschaffung die angemessene Form einer „Reform“ sei. Wie formuliert es ein Insider: „Das ist so, als würde man die völlige Abschaffung der Kri- minalpolizei verlangen, weil die Aufklärungsquote nicht 100 Prozent beträgt – statt mehr und bessere Ressourcen für die Kriminalpolizei be- reitzustellen, um das Ergebnis zu optimieren.“ Jahre oder sogar noch sel- tener durchführen lassen. Es fehlt oft die Infrastruktur für eine substanzielle Do- kumentation, elektronische Hilfsmittel gibt es nicht. Der Dokumentationsbogen, den Schulärztinnen und Schul ärzte verwenden sollen, ist seit fast einem Vierteljahrhundert nicht mehr erneuert worden, verkörpert also quasi die me- dizinische Steinzeit. Abschaffung ist keine Reform Der Ruf nach Abschaffung der Schulärztinnen und Schulärzte durch die Vertre- tung der Gemeinden wird genau mit diesen Mängeln Die Stellungnahme der Ärz- tekammer Steiermark zum Verordnungsentwurf geht dagegen genau in Richtung Verbesserung: „Die Sicher- stellung einer auf höchstem Niveau garantierten nachhal- tigen Gesundheitsversorgung ist jedenfalls entsprechend wertzuschätzen und auch in Anbetracht der damit ver- bundenen ärztlichen Behand- lungsqualität und Verantwor- tung adäquat zu honorieren“, heißt es darin. Kurz: Schulärztinnen und Schulärzte können mehr, man muss sie nur lassen und ihnen die richtigen Werkzeuge in die Hand geben. Fotos: Opernfoto, Shutterstock
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