AERZTE Steiermark | Oktober 2019
6 ÆRZTE Steiermark || 10|2019 BEREICH Eiko Meister Die Wahrheit ist den Patienten zumutbar Die steirischen Spitalsambulanzen und Notfall aufnahmen sind tatsächlich übervoll. Und die dort tätigen Ärztinnen und Ärzte stöhnen ange- sichts des Ansturms teils von Menschen, die über- haupt nichts auf einer Ambulanz verloren haben und jedenfalls kein Notfall sind. Die Gesundheitstelefon-1450-Telefonate dauern zu lange, sind oft insuffizient und befriedigen die betroffenen Menschen nicht – weswegen viel zu viele die Geduld verlieren und dann in den Am- bulanzen und Notfallaufnahmen landen … siehe oben. Das sind alles banale Wahrheiten, das sind alles Tatsachen, unter denen die Ärztinnen und Ärzte genauso leiden wie die Patientinnen und Pati- enten. Ich weiß schon, die Politik hat es gerne kuschelig und problemlos. Und wenn es doch einmal ein Problem gibt, soll zumindest jemand anderer Schuld haben. Auch die Flucht in Worthülsen und vage An- kündigungen ist ein gerne verwendetes Mittel, um Probleme zu verschleiern. Das gelingt aber nur, weil die Ärztinnen und Ärzte (noch) keinen Dienst nach Vorschrift machen, sondern sich übermenschlich abmühen, um das Unmögliche möglich zu machen. Aber selbst die Geduld der langmütigsten Ärztin und des gelassensten Arztes hat ihre Grenzen. Ihre Anstrengungen, politische Ignoranz und die fehlende Anerkennung strukturellen Versagens auszugleichen, sind keine Dauerlösung. Auch unsere Patientinnen und Patienten sind klüger als manche Politikerinnen und Politiker glauben wollen. Die Wahrheit ist ihnen nicht nur zumutbar, die Wahrheit ist die Voraussetzung da- für, dass Probleme erkannt und dann auch gelöst werden können. Politische Verschleierung ist nicht zumutbar. Vizepräsident Dr. Eiko Meister ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte. INTRA KONT A Im Vorfeld der letzten Landtagsdebatte zum The- ma Leitspital im Bezirk Liezen veröffentlichte der steirische Landesrechnungshof einen Prüfbericht zu einem der betroffenen Spitäler, dem Diakonissen- Krankenhaus Schladming. Die Betroffenen wehrten sich mit teils sehr scharfen Worten in einem Brief an den Rechnungshof, der auch an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ging und so eine breite Öffentlichkeit erreichte. Anlässlich der Veröffentlichung des Prüfberichts un- serer Klinik möchten wir mit diesem Schreiben un- seren Unmut zum Ausdruck bringen. Wir sind offen für konstruktive Kritik und bedanken uns auch für die vielen Empfehlungen, die im Bericht formuliert wur- den. Wir verwehren uns aber, Opfer medialer Angriffe zu werden, die durch die Pressemeldung aus Ihrem Haus ausgelöst wurden. Wenn zum einen unsere kritischen Punkte zitiert wer- den und zum anderen von gerade erst angelaufenen Bemühungen die Rede ist, dann diskreditieren Sie das jahrelange Engagement unserer Leute. Wir versorgen die Bevölkerung nachweislich bestens, wir sind das ein- zige steirische Spital mit ISO-Zertifizierung, die Quali- tätsberichte des Bundes sind top. Nicht nachvollziehbar ist daher die Aussage in Ihrer Presseaussendung, dass sich „die KDS einer bestmöglichen Versorgung der Bevölkerung im oberen Ennstal verpflichtet sieht“, aber nicht, dass wir diese auch erbringen. Es ist schwierig, in unserer exponierten Lage mit einge- schränktem Leistungsspektrum qualifiziertes Personal zu gewinnen. Mit Ihrer hetzerischen Kommunikation haben Sie die bereits angespannte Personalsituation zusätzlich verschärft. Es gibt immer ein Verbesserungspotential, jedoch unsere Klinik medial in ein derart schlechtes Licht zu stellen, ist ein Schlag ins Gesicht unserer Mitarbeiter- schaft, der schmerzt. Unterzeichnet ist das Schreiben von Dr. Robert Schütz für die Geschäftsführung und Walter Truppe für die Be- legschaftsvertretung. Replik Wir verwehren uns, Opfer medialer Angriffe zu werden 2 D BATTE
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